Hilfe aus der Yamswurzel Wechseljahre: Welche Hormonpräparate wirklich helfen

29. Dezember 2021, 15:08 Uhr

Hormonschwankungen in den Wechseljahren rufen Beschwerden wie Hitzewallungen hervor. Doch viele wissen nicht: Es gibt inzwischen Hormonpräperate, die für Linderung sorgen können.

Schlafstörungen, schmerzende Gelenke, depressive Verstimmungen oder Fettansammlungen am Bauch: Es sind diffuse Symptome, die sich während der Wechseljahre ins Leben einschleichen. Weil diese Veränderungen teilweise schon zehn Jahre vor der letzten Periode auftreten können, denken viele Frauen nicht an die Menopause. Dabei lassen sich die die hormonbedingten Beschwerden gut behandeln.

Gescheiterte Heilungsversuche mit Hormonpräparaten vor mehr als 20 Jahren

Hormonpräparate zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden haben einen schlechten Ruf. In den 1990er-Jahren wurde in den USA eine große Studie durchgeführt, bei der die Frauen ein Medikament einnahmen, das aus einem Östrogen vom Pferd und einem künstlichen Gestagen bestand. Nachdem die Teilnehmerinnen vermehrt Brustkrebs, Herzinfarkte und Schlaganfälle bekamen, musste die Studie abgebrochen werden.

Der Hintergrund: Da Östrogen das Zellwachstum anregt, braucht es Progesteron als Gegenspieler, um übermäßiges Wachstum zu verhindern. Das künstliche Progestin, das dafür eingesetzt wurde, versagte allerdings, erklärt Apothekerin Anne-Kathrin Habermann: "Die Zellen sind trotzdem gewachsen, Brustkrebs ist entstanden und die Fließfähigkeiten des Blutes haben sich verändert, es sind Thrombosen entstanden. Infolge dieser Gerinnsel kam es zu Schlaganfällen und Herzinfarkten."

Heutige Präparate lindern durch bioidentische Wirkstoffe

Heute stehen Präparate zur Verfügung, die aus der Yamswurzel gewonnen werden und mit bioidentischen Hormonen arbeiten. Mit einem einfachen chemischen Prozess wird aus dem pflanzlichen Diosgenin ein Progesteron gewonnen, das dem menschlichen Hormon zu hundert Prozent entspricht. Entscheidender Vorteil, Apothekerin Anne-Kathrin Habermann: Die Produkte haben keine Nebenwirkungen, weil der Körper sie als körpereigen erkennt: "Es gibt also keinen Unterschied zu den Hormonen, die der Körper selbst produziert. So kann das Ungleichgewicht, das in den Wechseljahren durch einen abfallenden Östrogen- oder Progesteronspiegel entsteht, ausgeglichen werden, ohne dass irgendwelche Fremdstoffe oder Abbauprodukte mit Nebenwirkungen entstehen."

Wirkung von Hormonpräparaten vielen nicht bekannt

Viele Frauen zwischen 40 und 60 kämpfen mit Gelenkschmerzen, Depressionen und anderen Folgen des Hormonmangels. Viele wissen jedoch gar nicht um die Existenz der Hormonpräparate – die Pharmaindustrie bewirbt sie nicht, Gynäkologen verschreiben sie nicht. "Ich nehme zwar einen Wissenszuwachs wahr", sagt Anne-Kathrin Habermann, "dennoch denken viele Frauen, sie müssten ihre Wechseljahresbeschwerden hinnehmen."

Anne-Kathrin Habermann
Apothekerin Anne-Kathrin Habermann Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Hautgel besser als Tabletten

Die Folgen des Hormonmangels lassen sich mit den bioidentischen Hormonen optimal abfangen. Dafür hat die Apothekerin noch eine Empfehlung: "Ich würde naturidentische Hormone nicht unbedingt als Tablette, sondern über die Haut aufnehmen, beispielsweise als Dosiergel." Da die Hormone bei oraler Einnahme die Leber passieren müssen, die jedoch nur Bruchteile der Wirkstoffe durchließe, sei ansonsten eine erheblich höhere Dosis erforderlich.

Wichtige Hormone bei Frauen: Östrogen, Progesteron, Testosteron

Im Leben der Frau spielen drei Hormone eine große Rolle: Das erste ist das Östrogen. Es ist wie eine Amme, sorgt dafür, dass der Körper bereit für Nachwuchs ist: Es macht prall und empathisch. Das Progesteron ist der Gegenspieler des Östrogen: Es sorgt für guten Schlaf und Entspannung. Testosteron wiederum lässt uns mutig sein und die Muskeln wachsen.

Alle drei spielen gut abgestimmt zusammen. Fehlt jedoch eins, gibt es Probleme. Das hängt so zusammen: In der ersten Hälfte des Zyklus wird immer mehr Östrogen gebildet, bis es zusammen mit dem Testosteron zum Zeitpunkt des Eisprungs auf dem höchsten Level ist. Ist das Ei gesprungen, produziert die Hülle Progesteron. Das dämpft die aufbauende Wirkung des Östrogens, beruhigt und entspannt. Springt jedoch kein Ei mehr, was ab 40 zunehmend der Fall ist, wird auch kein Progesteron mehr gebildet. Sein Fehlen ist die Ursache für viele der frühen Wechseljahresbeschwerden.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 02. Dezember 2021 | 21:00 Uhr

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