
Erste Hilfe Wie Sie auch kleine Wunden richtig versorgen
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17. März 2022, 10:00 Uhr
Schnell ist es passiert: in den Finger geschnitten, das Knie aufgeschlagen oder eine tiefe Schramme bei der Gartenarbeit eingefangen. Meist sind dies kleine, harmlose Verletzungen, die nicht stark bluten und die zu Hause versorgt werden können. Wichtig ist aber zu wissen, wie erste Hilfe geleistet werden sollte, damit die Wunden richtig versorgt werden, damit es keine Infektionen gibt. Dr. Thomas Dietz erklärt, wie das geht.
Schnittwunden richtig behandeln
Häufig passiert es im Haushalt: Schnittwunden durch Messer, durch Scheren oder Scherben. Wenn die Wunde nicht zu tief ist, reicht es, diese zu desinfizieren und sie mit einem Pflaster zu bedecken. Sinnvoll ist es, kleinere Schnittwunden vor der Versorgung etwas auszubluten, damit Schmutzpartikel aus dem Gewebe geschwemmt werden.
Auf stark blutenden, tiefe Schnittwunden sollte zunächst eine sterile Kompresse gedrückt werden - gegebenenfalls einen Druckverband anlegen und dann zum Arzt gehen, denn er kann ausschließen, ob möglicherweise Blutgefäße oder Nerven verletzt wurden.
Wie werden größere Wunden versorgt?
Bei größeren Wunden, reichen Pflaster oft nicht aus, um die Verletzung zu bedecken und sie zu schützen. Größere Wunden sollten mit sterilen Wundauflagen und Kompressen geschützt werden.
Auch das Anlegen eines Druckverbandes und ein Hochlagern des verletzten Körperteils sind sinnvoll. Das Hochlagern verringert den Blutverlust. Bei größeren offenen Wunden ist ein feuchter Wundverband ein gutes Hilfsmittel. Ohne Feuchtigkeit dauert die Heilung länger und die Gefahr, eine Narbe zu behalten, steigt.
Für die Hausapotheke gibt es spezielle Wund-Gele und feuchte Wundauflagen. Das sind Pflaster, die aus ultra-dünnen, flexiblen, atmungsaktiven und hautfreundlichen Materialien bestehen und auch auf die Bedürfnisse sensibler Haut zugeschnitten sind. Fragen Sie in Ihrer Apotheke nach.
Wie werden Wunden weiter versorgt?
Offene Wunden benötigen nach der Erstversorgung weitere Pflege, die den Heilungsprozess unterstützt. Bitte darauf achten, dass die Wunden nicht verschmutzen. Wasserdichte Pflaster können beim Duschen hilfreich sein. Danach aber wieder entfernen. Wunden, die gerade verkrusten, lassen sich gut mit Wund- und Heilsalben behandeln.
Bitte nicht diese Hausmittel einsetzen: Verwenden Sie keine Öle, keine Butter, Mehl oder Essig, um Wunden zu behandeln – das sind keine Heilmittel. Außerdem, wissen Sie nicht, wie die Lebensmittel hergestellt wurden. Wenn Sie diese auf die betroffene Stelle auftragen, können sich die Schmerzen verschlimmern, die Wunde kann sich infizieren.
Wann ist eine fachgerechte Wundversorgung nötig?
Auch wenn sich viele Verletzungen gut zu Hause versorgen lassen, gibt es Situationen, in denen ein Arztbesuch nötig ist:
Bitte zum Arzt gehen, wenn:
- Wunden heilen nicht gut, sind so groß, dass sie genäht oder geklebt werden müssen.
- bei Anzeichen einer Infektion wie schmerzhafte Schwellungen, Rötungen, Eiter
- bei starken Schmerzen
- chronisch offene Wunden – wenn die Wunde nicht heilen will
- wenn Fremdkörper (Splitter, Steinchen) in der Wunde sind
- bei tiefen und großen Schnitt-, Brand- oder Platzwunden
- bei stark verschmutzten Wunden, die sich nicht desinfizieren lassen
- bei Verdacht auf Muskel-, Sehnen- und Gefäßverletzungen
Bei größeren, offenen Wunden wird Ihr Hausarzt der Arzt prüfen, ob eine ausreichende Schutzimpfung gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) vorliegt oder ob diese aufgefrischt werden muss. Deswegen bitte den Impfausweis mitnehmen.
Was tun bei Bisswunden?
Für Laien ist es kaum möglich, den Schweregrad einer Bissverletzung richtig zu beurteilen. Deshalb sollte jede Bisswunde von einem Arzt behandelt werden. Denn folgende Risiken können bei einer Bisswunde auftreten:
- Wundinfektion,
- Gewebeschäden z.B. an Muskeln, Nerven, Sehnen, Gefäßen oder Knochen,
- Vergiftungserscheinungen z.B. bei Biss durch Gifttiere
Zunächst sollte aber auch bei Bissverletzungen wie folgt Erste Hilfe geleistet werden:
- Bei wenig blutenden Bisswunden die Wunde mit Wasser reinigen.
- Dann desinfizieren, steril abdecken und ggf. Druckverband bei starker Blutung anlegen.
Das sollten Sie bei einer Bisswunde beachten:
- Selbst leichte und scheinbar harmlos aussehende Bisswunden können sich entzünden.
- Schlimmstenfalls kann sich eine Blutvergiftung, Tetanus- oder Tollwut-Infektion entwickeln.
- Eine Wunde kann sich auch noch Tage nach dem Biss entzünden.
- Gibt es Entzündungszeichen wie Schwellung, Rötung, Überwärmung o.a. , dann zum Arzt.
Was tun bei einem Katzenbiss?
Katzen haben lange, feine Zähne. Wenn sie damit kräftig zubeißen, ist die Wunde oberflächlich nicht groß - die Gefahr brodelt in der Tiefe. Ein Cocktail an gefährlichen Keimen gelangt über die nadelspitzen Zähne tief ins Gewebe. Hier können sie sich ungestört ausbreiten.
Von außen lässt sich das Unheil nur schwer erkennen.
Erste Hilfe bei Katzenbissen:
- Wunde reinigen, desinfizieren und, steril abdecken und/oder einen Druckverband anlegen.
- Dann sofort zum Arzt gehen oder bei einer schweren bzw. stark blutenden Wunde und bei Kindern den Rettungsdienst unter 112 rufen.
Das Infektionsrisiko bei Katzenbissen ist sehr hoch. Schlimmstenfalls entwickelt sich eine lebensgefährliche Tetanus- oder Tollwutinfektion oder eine Blutvergiftung, eine sogenannte Sepsis.
Quelle: MDR um 4
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 17. März 2022 | 17:00 Uhr