Tipps vom Friseur Frisuren, die jünger machen
Hauptinhalt
Viele träumen davon, jünger auszusehen. Dafür braucht es aber kein Messer und kein Skalpell. Auch die typologisch richtig ausgewählte Frisur kann einige Jahre "wegmogeln". Was es zu beachten gibt und welche Tipps und Tricks Sie beachten sollten, das verrät Friseurmeister Sven Hentschel.
Welche Frisur macht jünger?
Kurze Haare
Wenig Stylingaufwand und sehr selbstbewusst – aber auch jünger machend?
Ja, wenn das Gesicht optimal betont und die Typologie beachtet wird. Das Deckhaar auch gern länger, Nacken und Seiten etwas fransig und bitte kein Betonstyling! Die Frisur soll leicht, modern und bewegt fallen. Ein Pony wirkt frisch, bietet Gestaltungsfreiraum und verdeckt dabei auch die ersten Fältchen.
Bob und halblang
Hier sorgen fast alle Varianten für einen Verjüngungseffekt. Je nach Haarstruktur, Fülle und Gesichtsform verleihen diese Haarschnitte Volumen, Sprungkraft und weiche Linien im Haar. Das sorgt gerade bei kraftlosem und dünner werdendem Haar wieder für mehr Spannkraft und optische Vitalität. Für mich sind Längen zwischen Ohrläppchen und Schlüsselbein (Clavi-Cut) am praktischsten.
Da im Alter unsere Gesichtskonturen oft härter werden, Linien und kleine Fältchen zunehmen, kann das Styling gern bewegt und dynamisch sein. Weiche Wellen (Beach Waves), Locken oder auch nur eine leichte Bewegung nach dem Föhnen favorisiere ich.
Egal ob Rundbürste und Föhn, diverse Lockenstäbe oder das Glätteisen (für Locken!) – alles ist erlaubt. Nur auch hier bitte schön natürlich und nicht zu streng.
Langes Haar
Stimmt Haarqualität und Fülle, dann gern. Doch Vorsicht: Das Gesicht wird hier schnell gedrückt und gerahmt, was älter macht. Bei sehr eleganten Typen, aber durchaus empfehlenswert. Leicht hochgesteckt, dezentes Volumen und ein trendiger Touch als Anti-Aging sind dann umso wichtiger. Verwenden Sie zu viel Produkt (z.B. Haarspray) sieht das Ganze helmartig aus und Sie erreichen das Gegenteil.
Haarfarbe als Jungbrunnen
Hier ist essenziell, nicht an der Vergangenheit zu hängen. Der schwarze Bob und die Platin-Blonde Mähne waren einmal. Der aktuelle Ist-Zustand von Hautton, Augenfarbe und Naturhaarfarbton geben uns die Richtung vor, dazu Ihr persönlicher Wunsch nach Erscheinungsbild und Außenwirkung. Bitte immer mit Ihrem Friseur besprechen und ehrlich sein. Dann können Sie zusammen darüber entscheiden, ob Harmonie oder Kontraste besser passen, natürlich abhängig davon, was Sie betonen oder kaschieren möchten. Und natürlich auch was technisch bei Ihren Haaren machbar ist, ohne die Struktur zu schädigen.
Hell oder Dunkel?
Grundsätzlich gilt: Je heller, umso frischer und sommerlicher die Optik. Allerdings steht blond nicht allen und es will auch nicht jeder.
Die gewählte oder natürliche Haarfarbe sollte im Zweifel lieber eine Nuance heller als dunkler ausgesucht werden. Helle Farben erzeugen weniger Kontrast und Schatten im Gesicht, was von kleinen Fältchen ablenkt. Natürlichkeit steht auch hier im Vordergrund. Künstlich wirkende und irritierende Nuancen sind eher kontraproduktiv. Feine Strähnenverläufe in Gold-Blond, Honig, Karamell oder Haselnuss sind meine Empfehlungen.
Wer es kühler mag, sollte zum kühlen Ton einen warmen Ton kombinieren, um fade und müde aussehende Gesichtszüge zu vermeiden.
Ist Ihr Farbton sehr dunkel, wirken moderne Freihandtechniken (z.B. Balayage und Co.) mit einem Ton-in-Ton-Effekt als Verjüngungskur. Hier sollten zu starke Kontraste vermieden werden und ein warm wirkendes Farbergebnis erzielt werden.
Mein derzeitiger Favorit ist die sogenannte Face-Frame-Technik. Hier werden Strähnen in helleren Nuancen nur am Oberkopf und um die Gesichtskontur gesetzt. Das ist modern, frisch und schont gleichzeitig die Haarstruktur.
Graues Haar – schön oder nicht? Und ab welchem Alter?
Graues Haar ist nicht schön, wenn es ungepflegt ist oder wenn es nicht die richtige Person trägt. Graues Haar ist spektakulär, wenn es glänzt und mit dem richtigen Haarschnitt kombiniert wird. Ich selber mag Kurzhaarfrisuren und Bob-Haarschnitte in Naturgrau am liebsten und das ist absolut nicht auf irgendein Alter beschränkt. Der Typ muss passen und der Style sollte modern sein. Attraktiv macht hier vor allem eine starke Ausstrahlung.
Akzentuieren lässt sich die Naturfarbe mit Shampoo und/oder Conditioner in Asch oder Silber.
Top-Stylings
Meine persönlichen Styling-Highlights sind Locken und Wellen, da sie für Dynamik sorgen.
Der sogenannte "Messie"-Look (Ich liebe ihn!) wirkt lässig, bewegt und selbstgemacht. Der Undone-Stil verjüngt sofort! Hier sieht alles ein wenig wild und locker aus und die ein oder andere Strähne hängt einfach heraus. Unkompliziert zu stylen und überhaupt nicht aufwendig.
Auch Flechtfrisuren haben ihren eigenen und jungen Charme. Geflochtenes Haar wirkt weich und verspielt und stellt häufig Assoziationen zu jungen Frauen her.
Tragen Sie einen Scheitel, sollte der auf keinen Fall exakt und in der Mitte sein, das macht streng und älter.
No-Gos beim Haar-Anti-Aging
Alle Übertreibungen, wie grelle Farben, sichtbare Toupagen (auch am Hinterkopf), zu perfektes Styling, harte Schnittlinien/Stufen und zu langes, offenes Haar sind nicht empfehlenswert. Leichtigkeit macht jünger.
Meine persönlichen Anti-Aging-Favoriten
1. Bewegung und weiche Wellen im Haar
Wir verlieren beim Älterwerden Fettgewebe im Gesicht. Was gut klingt, betont aber auch leider Kanten und harte Linien. Um diese markanten Gesichtszüge optisch auszugleichen, eignen sich Wellen und Bewegung im Haar hervorragend und lassen Sie außerdem jünger und dynamischer aussehen.
2. Der Bob
Knapp unter Kinn getragen bringt er Sprungkraft ins Haar zurück und schafft so die Illusion von viel Volumen. Ein Schnitt, der nach hinten kürzer wird, lenkt außerdem den Fokus weg vom Kinn hin zu den Wangenknochen.
3. Der Pony
Ein Pony hat nahezu magische Fähigkeiten, um jünger auszusehen. Er verschiebt den Fokus so auf die Augen, dass er unsere komplette Ausstrahlung zum Positiven verändern kann. Nebeneffekt: Falten auf der Stirn und sogar kleine Fältchen um die Augen werden unsichtbar.
4. Es darf auch etwas länger sein
Und zwar dann, wenn viel und dickes Haar vorhanden ist. Hier entsteht beim Kurzschneiden eine unvorteilhafte Dreiecksform. Fällt das Haar über die Schultern wirkt es schmaler und leichter und sieht so jugendlich frisch aus.
5. Farbenspiel
Die Haarfarbe hat einen entscheidenden Einfluss auf junges Aussehen.
Fahle aschige Töne machen die Haut matt und lassen uns älter wirken. Wärmere Gold- oder Beige-Töne dagegen lassen uns in der richtigen Kombination strahlen. Ich entscheide mich hier gern für Highlights, das erspart dem Gast zu häufiges Nachfärben und gibt viel Natürlichkeit. Generell sind hellere Töne und gemäßigte Haarfarben nah am Naturton zu empfehlen. Zu dunkel gefärbt wirkt oft hart, unnatürlich und lässt jedes noch so kleine Fältchen doppelt so stark hervortreten.
Quelle: Sven Hentschel, MDR um 4
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 07. März 2022 | 17:00 Uhr