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Haare schneidenWas Sie beim Friseur besser so nicht sagen

07. September 2023, 10:00 Uhr

Sich in Friseursalons optimal auszudrücken ist oft gar nicht so einfach. Und das richtige Verstehen leider manchmal Glückssache. Damit Sie am Ende auch Ihre Traumfrisur bekommen, hat Friseurmeister Sven Hentschel mal einige "Falschversteher" aus seinem Salonalltag übersetzt.

von Sven Hentschel, Friseurmeister

"Nur die Spitzen schneiden!"

Im besten Fall ist ein Zentimeter gemeint, es können aber auch zehn Zentimeter sein. Hier sollte in der Beratung eine klare Zentimeterangabe nach Zustand des Haares, Kundenwunsch und Zielfrisur von Kunde und Friseur festgelegt werden. Ich spreche gern von "pflegendem Haarschnitt" bei ca. ein bis zwei Zentimetern oder "Längenhaarschnitt" bei mehr als drei Zentimetern.

"Ich hätte gern ein Honig- oder Goldblond!"

Extreme Vorsicht bitte. Diese Töne empfinden Kunden schlussendlich fast immer als Rot statt Blond, da sie einen hohen Goldanteil haben. Bitte immer auf der Farbkarte zeigen lassen, was man wünscht, und bei der Typologie abklären, ob es zu Haut- und Augenfarbe bzw. Kleiderschrank passt.

"Ich habe Lust auf Veränderung. Einmal kurz bitte!"

Diese Aussage hören wir Friseure äußerst gern. Nur ist sie in den meisten Fällen zu allgemein. Veränderungen und Kurzhaarschnitte müssen nicht das Gleiche sein. Eine intensive Beratung, in der beide (!) Seiten zu Wort kommen und ihre Fragen stellen, ist essentiell. Typologie und Mensch stehen im Mittelpunkt, denn niemand besteht nur aus seiner Frisur. Und der Begriff Veränderung bedeutet für jeden etwas anderes.

"Ich brauche mehr Stufen für viel mehr Volumen!"

Je nach Art und Längenunterschied können Stufen Volumen auf-, aber auch abbauen. Der oft gewünschte kurz gestufte Oberkopf bringt nur Volumen, wenn er zeitaufwändig gestylt wird, ansonsten liegt er meist platt und bewirkt das Gegenteil. Ist bei längeren Haaren die Stufung zu stark, wird die Haarmasse an den Haarenden reduziert; das Ergebnis kann Spliss und dünner wirkendes Haar sein. Bewegung und natürliche Fülle sollten das Ziel sein. Also lieber erstmal sanft und optisch zurückhaltender an das Thema heranarbeiten.

"Ich will einfach zurechtkommen und nicht viel stylen müssen!"

Da das Wort "einfach" alles heißen kann, ist die Stylingroutine des Gastes genau zu besprechen. Einfach kann zehn, 20, 30 Minuten Zeit für Styling sein oder eben nur Waschen und an der Luft trocknen. Je einfacher und unaufwändiger das Styling, desto perfekter muss und sollte der Haarschnitt sein. Braucht der Friseur länger zum Frisieren als für den Schnitt und dazu noch viel Produkt und Rundbürsten, sollten Sie unbedingt noch einmal auf die einfache Handhabung der Frisur hinweisen und hinterfragen!

"Ich wünsche mir einen Pony!"

Es gibt so viele verschiedene Arten von Ponys, dass Sie und der Friseur genau wissen sollten, was Sie mit dem Pony erreichen wollen. Gesichtsform, eventuell Wirbel in der Kontur, Haarstruktur (z. B. bewegt), aber auch das Verhalten der Haut im Stirnbereich (bei Misch- oder fettiger Haut teilt sich das Haar schneller) sind essentielle Infos, die besprochen werden sollten. Aber manchmal hat man eben auch nur Lust auf eine Veränderung, und das ist auch gut so. Und dann heißt es einfach nur trauen! Übrigens bieten Friseure oft einen kostenlosen "Ponynachschnittservice" an.

"Ich brauche mal noch dringend Produkte für den neuen Look. Was empfehlen Sie mir?"

Die Tipps und Tricks vom Friseur können Gold wert sein, wenn sie denn zu Ihrer täglichen Stylingroutine passen. Ich stelle sehr oft fest, dass viele gut gemeinte Produkte meist nur das Bad verzieren und selten Anwendung finden. Hier gilt für Kunden und Friseure: bitte nur das, was wirklich gebraucht und genutzt wird. Meine Empfehlung: Maximal fünf Produkte – Shampoo, Conditioner, Leave-In, Festiger und Spray/Stylingcremes. Und gern auch den Stylisten zur Wirksamkeit und befragen.

"Ich wünsche mir eine knallige und auffällige Haarfarbe!"

Ein toller Wunsch, den wir Friseure gern mit Vollgas umsetzen. Wichtig ist hier auch die Botschaft, die Sie mit der neuen Haarfarbe nach außen senden. Wollen Sie auffallen, sind Sie super trendy und immer geschminkt, dann kann auch die Haarfarbe "krachen" und passt auch zum Typ. Bei der Umsetzung allerdings muss der Colorist oft zur chemischen Keule greifen. Das heißt meist erst und/oder viel Blondieren und dann noch eine zweite eher unnatürliche Farbe darüber. Haarschonung und Haltbarkeit der Farbe sind da sekundär und der Nacharbeitsaufwand sehr hoch.

Ich hoffe, Ihnen mit meinen Tipps in Sachen Friseurkommunikation etwas mehr Sicherheit für das Gespräch davor zu geben und so entspannt und mit Freude den Friseurbesuch zu genießen.

Unser Experte

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 07. Dezember 2020 | 17:00 Uhr