Kaffeetasse
Für manche Lebenselexier, für manche Religion: Doch mit welchem Filter gelingt guter Kaffee? Bildrechte: IMAGO / Levine-Roberts

Der Redakteur | 31.01.2023 Anderer Kaffeefilter? Anderer Kaffeegenuss?

31. Januar 2023, 19:50 Uhr

Am Ende ist es eine Geschmacksfrage. Denn egal, was man tut, es hat Auswirkungen auf den Geschmack von Kaffee. Deswegen kann man nicht so einfach von richtig oder falsch sprechen, wenn es um den "richtigen" Filter geht.

In Zeiten von Nachhaltigkeit sind kompostierbare Filtertüten eigentlich schon der Goldstandard. Die Standfilter aus Metall lassen sich zwar reinigen und wiederverwenden, aber auch anderen Kaffee entstehen. Die Poren des Metallsiebs sind relativ grob, das bedeutet: Feine Kaffeekrümel rutschen durch und Kaffeeöle ebenso. Diese verändern den Geschmack, der Kaffee wird "vollmundiger". Das Spülen von Metall- oder Kunststofffiltern oder von wiederverwendbaren Bauwollfiltern verbraucht natürlich Wasser, womit die kompostierbare Filtertüte wieder ins Spiel kommt.

Kaffeefilter auf Kaffeebohnen
Der persönliche Geschmack ist bei Kaffeefiltern entscheidend. Bildrechte: IMAGO / CHROMORANGE

Ungebleicht und umgeknickt

Da beim Bleichen heute keine Chlorverbindungen verwendet werden, sondern Verfahren auf Sauerstoffbasis, sind weiße Filtertüten keine Riesensünde mehr. Um Unterschiede zwischen gebleichten und ungebleichten Tüten herauszuschmecken, muss man aber wirklich ganz feine Sinne haben.

Und auch hier gilt: Der persönliche Geschmack entscheidet über den des Kaffees. Letztlich sind es eher die Formen und Materialdicke der Tüten und deren Porengröße, die einen größeren Einfluss auf das Ergebnis in der Tasse haben. Weil so das Wasser zur Aufnahme der Aromen eben länger oder kürzer Zeit hat und am Ende mehr oder weniger von anderen geschmacksbeeinflussenden Stoffen in die Tasse durchgelassen wird.

Dazu sollte man auch wissen, dass das Umknicken der unteren Kante des Kaffeefilters die Durchlaufzeit verlängert. Wer das Resultat mag, soll es tun, Christian Häfner verzichtet darauf. Ansonsten gilt aus Sicht des Röst- und Filterexperten von Happy Coffee für die frische Tasse Kaffee das Gleiche wie für ein frisch gezapftes Bier: Geben Sie der Angelegenheit drei Minuten Zeit.

Den Filter unten zu falten, verdickt das Papier an der Stelle, wo der Kaffee durchläuft. Weshalb das Wasser nicht so schnell durchläuft, wie es eigentlich vorgesehen ist.

Christian Häfner, Kaffee-Experte Happy Coffee

Heiß, aber nicht zu heiß

Das Wasser sprudelnd aufzugießen, ist nicht die beste Idee. Besser gelingt der Kaffee, wenn das Wasser schon einige wenige Grad abgekühlt ist. Und dann ist es gut, wenn der Pegelstand auf einem Niveau bleibt, empfiehlt Christian Häfner. Also schlückchenweise nachgießen und schön gleichmäßig verteilen und nicht etwa nach dem großen Schwapp den Filter leerlaufen lassen und beim Nachgießen auch noch die Ränder abspülen.

Sollte am Ende unten ein Sumpf zurückbleiben, der kaum noch Wasser durchlässt, dann ist der Kaffee wohl zu fein gemahlen. Das Mahlen ist für den wahren Genießer ohnehin ein Muss: Frisch gemahlener Kaffee aus möglichst frischen Bohnen, die gut verpackt, gewartet und nicht so viel Sauerstoff gezogen haben, sind ideal. Dann eben mit dem Mahlgrad etwas experimentieren und vielleicht auch mit zwei, drei verschiedenen Filterarten, deren Porengrößen dazu passen.

Hier können am Ende durchaus verschiedene Geschmacksnuancen herauskommen oder Sie entdecken bei einer Variante plötzlich sogar ein Aroma, das auf der Packung vermerkt ist. Ein Kaffee, der eher sauer schmeckt, obwohl er fruchtig-süß angekündigt wurde, der ist wahrscheinlich zu fein gemahlen worden und das Pulver hat dann eben zu viel Säure abgegeben. Ein Zeichen dafür, dass der Kaffee beim Mahlen zu grob geraten ist, wäre ein etwas fader Geschmack. Der Kontakt von Wasser und Kaffeepulver war dann wohl einfach zu kurz. "Bliemchenkaffee" würde der Sachse sagen, weil die Blümchen auf dem Boden der Tasse zum Vorschein kommen. Beim "Schwerterkaffee" hingegen ist der Kaffee so dünn, dass man sogar die (Meissner) Schwerter von der Unterseite der Tasse durchscheinen sieht.

Ein dicker Filter filtert besonders viele Öle und Sedimente heraus. Der Kaffee wird dadurch zwar dünner, aber die vorhandenen Aromen werden auch spürbarer.

Christian Häfner, Kaffee-Experte Happy Coffee

Sollte Ihnen der Kaffee dann nach allen Selbstversuchen endlich schmecken, haben Sie Ihren Königsweg gefunden. Und wenn Sie im Urlaub anderes Wasser nehmen müssen, haben Sie sich dann doch wieder verlaufen. Für den Geschmack des Kaffees ist eben vieles verantwortlich.

MDR (jn/ask)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 31. Januar 2023 | 16:40 Uhr

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