Ein Mann entnimmt den Akku eines E-Bikes
Lithium-Ionen-Akkus stecken unter anderem in E-Bikes. Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst | Robert Guenther

Der Redakteur | 06.05.2025 Aufgebläht, defekt und feucht – wohin mit beschädigten Akkus?

06. Mai 2025, 17:50 Uhr

Lithium-Ionen-Akkus sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken – sie stecken in Smartphones, Computern, E-Bikes, Rasenmähern oder auch in Kinderspielzeug. Doch wohin damit, wenn es Probleme gibt? Aufgeblähte, also sichtbar defekte Akkus oder auch größere Akkus werden nicht überall angenommen.

Um es klar zu sagen: Wald oder Mülltonne dürfen nicht die Lösung sein, wenn ein Wertstoffhof oder ein Händler die Annahme beschädigter Akkus verweigert. Denn nicht jede Sammelstätte ist schon in der Lage, diese Akkus fachgerecht zu lagern.

Dafür gibt es spezielle Sicherheitsbehälter, erklärt Tino Hüller, Vorarbeiter am Wertstoffhof in Weimar. Diese enthalten ein spezielles Granulat, die Pole der Akkus müssen abgeklebt sein und die Mitarbeiter geschult. Außerdem braucht es einen Verwertungsbetrieb, der die Akkus dann auch abholt, was natürlich nicht täglich passiert, deshalb ist die sichere Lagerung wichtig.

In Weimar ist das alles mittlerweile gegeben, erklärt Tino Hüller und verweist auf einen Vorfall in seinem Betrieb, bei dem einfach nur eine kleine Knopfzelle hochgegangen war. Das sensibilisiert.

Ein aufgeblähter Lithium-Akku ist eine tickende Zeitbombe

Tino Hüller

In Weimar werden deshalb auch Knopfzellen nur entgegengenommen, wenn sie abgeklebt sind. Heißt: Auf ein Klebeband, also ein durchsichtiges Paketband aufkleben und als "Deckel" einen weiteren Streifen Klebeband darüberlegen, so sind die so gefährlichen Kurzschlüsse ausgeschlossen.

Gesteine wie Rotliegend Sandstein, Zechstein Karbonat oder Buntsandstein können Lithium enthalten.
Lithium ist der zentrale Grundstoff für die Lithium-Ionen-Batterien. Bildrechte: Marcus Mollwitz/Fraunhofer IEG

Akkus: Lagerung, Transport, Entsorgung – eine Wissenschaft für sich

Ein Akku ist nicht gleich Akku – und seine Entsorgung schon gar nicht. Unbeschädigte Akkus mit einem Gewicht bis 500 Gramm gehören zu den Kleinbatterien und in die Sammelboxen in den Supermärkten. Das Abkleben der Pole ist aber auch hier schon eine kluge Idee, bei größeren sogar vorgeschrieben.

Lithiumionenbatterien über 500 Gramm, wie von Bohrmaschinen, müssen separat abgegeben werden, beispielsweise auf Wertstoffhöfen oder bei Elektronikhändlern mit Rücknahmepflicht. Akkus ab fünf Kilogramm dürfen nur durch geschultes Personal entgegengenommen werden. Diese werden grundsätzlich wie defekte Akkus behandelt.

Der Grund: Die Energiemengen sind bei großen Akkus natürlich noch größer. Der innere Zustand ist kaum zu erkennen, denn selbst äußerlich intakte Akkus können chemisch instabil sein. Besonders anfällig sind Billig-Akkus mit unklarer Herkunft, hochwertige Akkus haben hingegen Sicherheitsmechanismen. Am Ende muss es aber immer auch einen Grund haben, weshalb der Vorbesitzer einen Akku entsorgt hat.

Deshalb die Vorsicht. Der Entsorger Retron empfiehlt auf seiner Webseite, aufgeblähte Akkus in feuerfesten speziellen Boxen aufzubewahren, gibt aber auch Tipps für den entspannten Weg dahin, schließlich hat man diese Boxen nicht zu Hause.

Wenn ein aufgeblähter Akku abgekühlt ist und sich über längere Zeit auch nicht von selbst aufgeheizt hat, ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass er spontan Feuer fängt oder explodiert.

Webseite Entsorgungsfirma Retron

Tino Hüller vom Weimarer Wertstoffhof empfiehlt, defekte Akkus mit abgeklebten Polen in einer Plastetüte beispielsweise mit Zippverschluss wasserdicht zu verpacken und in einen Blecheimer mit Sand zu legen. Wichtig: Die Akkus regengeschützt und außerhalb vom Gebäude zu lagern, etwa auf dem Balkon oder der Terrasse.

Wie finde ich eine Sammelstelle?

Wenn der eigene Wertstoffhof von Kreis oder Kommune auch defekte Akkus annimmt, dann wäre das sicher für viele die erste Anlaufstelle. Was alte Batterien von E-Bikes betrifft, hat der Verband des Deutschen Zweiradhandels auf MDR-Anfrage mitgeteilt, dass es seit einigen Jahren ein freiwilliges Branchensystem gibt. An das können sich auch kommunale Sammelstellen anschließen, auch für kleinere Akkus.

Der Wettbewerb um die seltenen Erden in den Akkus dürfte bei der Entsorgungsproblematik hilfreich sein und die Zahl der Entsorger langfristig erhöhen. Dann wird sich auch die Problematik mit den Sammelstellen erledigen. Auf der Webseite des Zweiradhandelspartners GRS sind die aktuell verfügbaren verzeichnet.

Die alten "Schätze" im Schubkasten

Wer glaubt, dass nur Akkus neueren Typs Probleme bereiten, der irrt. Auch die Akkus alter Handys, Computer oder von Kinderspielzeug mit Lithiumzellen können sich noch nach Jahren aufblähen und entzünden. Es ist eben nicht nur die Ladung, sondern auch das Lithium, das chemisch aktiv bleibt. Besonders gefährlich wird es, wenn Akkus tiefentladen oder überladen lange herumliegen.

Deshalb der Tipp von Tino Hüller: Einfach mal die Schubkästen durchforsten, Akkus aus den Geräten entnehmen, den Ladezustand regelmäßig prüfen und die uralten besser heute als morgen sicher entsorgen.

Übrigens: Das Entnehmen von Batterien aus Geräten sollte aus Zeiten, in denen die Batterien regelmäßig ausgelaufen sind und unsere Taschenlampen & Co. unbrauchbar gemacht haben, noch bekannt sein. So ungewöhnlich ist also die Vorgehensweise mit dem Herausnehmen nicht.

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 06. Mai 2025 | 16:40 Uhr

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