Tipps gegen Diebstahl Ersatzteilklau beim Auto: Wenn Kat, Lenkrad oder Scheinwerfer gestohlen werden

Andreas Keßler
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Die gute Nachricht: Elektronische Wegfahrsperren und Lenkradkrallen zeigen Wirkung, denn immer weniger Autos werden geklaut. Die Schlechte: Trotzdem sind Autos Ziel von Diebstählen. Sie haben es beispielsweise auf Lenkräder, Scheinwerfer oder Katalysatoren abgesehen. Autoexperte Andreas Keßler erklärt, was Sie wissen müssen, um Ihr Auto zu schützen.

Ein nachgerüsteter SCR-Katalysator ist am Unterboden eines umgerüsteten Opel Astra zu sehen.
Der Katalysator ist bei Dieben beliebt. Sie bekommen für einen Kat bis zu 600 Euro. Bildrechte: dpa

In den vergangenen Jahrzehnten ist die Zahl gestohlener Autos in Deutschland stark gesunken. Waren vor 30 Jahren noch rund 105.550 Autos plötzlich "weg", mussten die Kaskoversicherer im Jahr 2021 nur noch 9.805 gestohlene Pkw ersetzen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft sieht ein Minus von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Also: Alles gut? Leider nicht!

Airbags, Xenon-Scheinwerfer, Katalysatoren

Xenon Scheinwerfer
Diebe habe es auch auf Scheinwerfer abgesehen. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Die Langfinger machen es sich leicht und stehlen aktuell immer mehr Teile aus Kraftfahrzeugen. Wo früher morgens nur noch Drähte aus dem Radioschacht im Armaturenbrett baumelten, fehlen heute ganze Lenkräder mit Airbag, teure Xenon-Scheinwerfer und aktuell die Katalysatoren der Abgasanlage. Diese Baugruppen lassen sich im Netz leicht verkaufen und bringen bei viel geringerem Risiko für die Diebe ordentlich Geld. Selbst bei Kleinteilen gehen die Schäden in die Tausende, hinzu kommen Lieferprobleme bei Ersatzteilen und lange Wartezeiten auf Werkstatttermine.

Darum werden Katalysatoren geklaut Der Katalysator enthält die teuren Edelmetalle Platin, Palladium und Rhodium. Bei älteren Fahrzeugen mit Benzinmotor ist der Katalysator gut zugänglich in der Mitte des Wagenbodens verbaut. Der Abbau dauert nur wenige Minuten und verursacht kaum Lärm. Die gestohlenen Kats landen anschließend in Recyclingbetrieben, werden zerlegt und die wertvollen Bestandteile vom Rest getrennt. Die Diebe bekommen zwischen 100 und 600 Euro für einen Katalysator, bei gesuchten Modellen kann es auch mehr sein.

Diese Automodelle sind bei Kat-Diebstählen besonders beliebt

  • VW Polo III, Baujahr 1994 bis 2001
  • Opel Astra G, Baujahr 1998 bis 2005
  • Toyota Prius III, Baujahr 2009 bis 2016
  • Mitsubishi, vor allem Carisma (1995-2004) und Space Waggon (1998-2002)
  • Seat Arosa, VW Lupo
  • Honda Jazz
  • Mercedes Sprinter
  • VW Crafter (Diesel)

Was ist ein Katalysator?

Katalysatoren reduzieren in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor die ausgestoßenen Schadstoffe. Sie wandeln Kohlenwasserstoffe, Kohlenstoffmonoxid und Stickoxide in die ungiftigen Stoffe Kohlenstoffdioxid, Wasser und Stickstoff um.

Katalysatoren und Tatwerkzeuge
Zwei von der Polizei beschlagnahmte ausgebaute Katalysatoren. Sie sind beliebtes Diebesgut. Bildrechte: IMAGO / Michael Gstettenbauer

Der erste Autoabgaskatalysator wurde von einem französischen Ingenieur entwickelt und 1956 patentiert. 1985 wurden in Deutschland die ersten Pkw mit Katalysatoren zugelassen. Seit 1993 sind sie in der EU Pflicht für alle Neuwagen mit Otto-Motor.

Einen fehlenden Katalysator erkennt man durch ein sehr lautes Motorgeräusch. Da die Abgase nicht mehr gereinigt werden können, erlischt die Straßenzulassung für ein Fahrzeug ohne Kat.

Gut zu wissen

  • Alte Autos sind stärker gefährdet als junge, Opfer eines Kat-Diebstahls zu werden. Bei den Alten sind die Kats unter dem Auto viel schneller erreichbar. Außerdem sind sie schwerer und bringen mehr Geld.
  • Trotz Kaskoversicherung sollte man nicht zu sorglos sein: Spätestens nach dem dritten Diebstahlschaden aus dem Auto wird der Versicherer kündigen. Dann steht man auf der schwarzen Liste und bekommt nur noch gegen sehr viel höhere Prämien Versicherungsschutz gegen den nächsten Diebstahl.
  • Eine Anti-Klau-Sicherung für den Kat gibt es nicht. Das Teil wird beim Diebstahl nicht fachgerecht demontiert, sondern mit Spezialwerkzeugen herausgeschnitten. Dagegen ist kein Kraut gewachsen.
  • Wer auf einsamen Waldparkplätzen parkt, sollte nichts im Innern des Autos herumliegen lassen, was dem Autoknacker Appetit macht. Noch besser öffnet man das (leere!) Handschuhfach. Das zeigt: "Hier ist nichts zu holen".
  • Das andere Ende von Teilediebstahl ist der Gebraucht-Ersatzteilmarkt: Wer hier ein Schnäppchen macht, ist oft schon mit einem Bein im Gefängnis. Er könnte der Hehlerei verdächtigt werden.

So schützen Sie Ihr Auto vor Diebstählen Es hilft, an gut sichtbaren, nachts beleuchteten Stellen zu parken, beispielsweise unter einer Laterne. Bei alten, weitgehend wertlosen Fahrzeugen kann es zudem sinnvoll sein, den Katalysator von unten in einer auffälligen Farbe anzusprayen – in Neongelb etwa. Diese Farbe müssten Diebe vor dem Verkauf entfernen, so wird der Klau unattraktiv. Eine Befestigung als Diebstahlschutz ist ebenfalls möglich, muss jedoch eventuell von einem Sachverständigen geprüft werden.

Der Diebstahl des Lenkrades lässt sich vermeiden, wenn Sie eine Lenkradkralle anschaffen und auch benutzen. Für die Scheiben gibt es Folien, die sie vor Einbrüchen besser schützen.

Der ADAC empfiehlt, wenn möglich in einer abschließbaren Einzelgarage zu parken. Ein weiterer Tipp: Eine Alarmanlage mit Neigungsmelder erkennt das Aufbocken des Autos. Allerdings kann der Einbau bei älteren Autos unrentabel sein.

Wenn doch ein Fahrzeugteil geklaut wurde

Als erstes muss die Polizei alarmiert werden, dann die Kfz-Versicherung.

Diebstahl aus dem Auto ist durch die Kfz-Kaskoversicherung abgedeckt, wenn es sich bei dem entwendeten Gegenstand um ein fest verbautes Fahrzeugteil handelt. Darunter versteht man zum Beispiel Navigationssysteme, Airbags, das Lenkrad oder eine am Fahrzeug montierte Dach-Box. Gut zu wissen: Wenn das Auto nur aufgebrochen ist, aber nichts fehlt – zum Beispiel, weil die Täter gestört wurden – werten Versicherungen die Schäden als Vandalismus. Eine Teilkaskoversicherung kommt dann nicht für die entstandenen Schäden auf.

Ein Polizist steht vor einem Auto mit Blaulicht.
Wurde ein Autoteil entwendet, ist der Anruf bei der Polizei Pflicht. Bildrechte: dpa

Wenn das Ladekabel eines E-Fahrzeugs gestohlen wird, ist die Deckung des Schadens je nach Tarif und Anbieter unterschiedlich geregelt. Oft greift der Schutz beispielsweise nur bei einem bestimmten Kabeltyp oder wenn das Kabel während des Ladevorgangs abhanden kommt. Details dazu finden sich im Kleingedruckten Ihrer Versicherung.

Über die Kaskoversicherung sind auch Schäden versichert, die im Zusammenhang mit dem Diebstahl entstehen - zum Beispiel eingeschlagene Autoscheiben. Werden Wertsachen wie Brieftasche oder Laptop aus dem Auto entwendet, hilft unter Umständen die Hausratversicherung weiter.

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MDR (lk)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 08. Februar 2023 | 17:00 Uhr

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