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Wenn Ihr Auto so aussieht, sollte ein Fachmann ran. Bildrechte: imago/Jürgen Ritter

ParkschadenWie Sie ärgerliche Lackkratzer am Fahrzeug am besten reparieren können

03. Mai 2023, 10:00 Uhr

Schnell ist es passiert: Sie haben beim Ausparken den Abstand falsch eingeschätzt und ein fremdes Auto angestoßen oder Sie entdecken, dass jemand anderes Ihren eigenen Wagen beschädigt hat. Auto-Experte Andreas Keßler erklärt, warum das gar nicht so selten passiert, was Sie dann tun müssen und wie Sie Ihrem Lack etwas Gutes tun.

Wo soll das Auto geparkt werden – gerade Innenstadtbewohner können davon ein Lied singen und sind selbst dann leidgeprüft, wenn sie einen eigenen Parkplatz in der Nähe der Wohnung haben.

Gemeinsames Problem aller Autofahrer ist auf der einen Seite die zunehmende "Verfettung" unserer Autos und auf der anderen Seite sind es jahrzehntealte Parkplätze, deren Abmessungen mit aktuellen Fahrzeugen einfach nicht mehr kompatibel sind.

Hinzu kommen Auswüchse des Automobil-Designs: Wo früher Fenster waren, sind heute Schießscharten-ähnliche Karosserieöffnungen. Übersichtlich kann man ein modernes Auto wohl nur in den seltensten Fällen nennen.

Wer diese Fakten zusammenrechnet, wird sich wundern, dass es nicht noch viel mehr "Parkrempler" mit entsprechendem Schaden gibt.

Die Park-Fakten

  • Ein genormter Stellplatz muss laut Garagenverordnung (GaVO) mindestens 5 Meter lang und 2,3 Meter breit sein. In Tiefgaragen und engen Höfen reicht das zum sicheren Einparken oft nicht aus.
  • Selbst kleinste Berührungen fremder Fahrzeuge können als Verkehrsunfall definiert werden und müssen dann entsprechend behandelt werden: Meldung beim Geschädigten bzw. der Polizei, der Versicherung und ggf. dem Leasinggeber. Hinzu kommt das Terminbingo mit der Werkstatt.
  • Nach einem kleinen Bumser nicht sofort in die Vertragswerkstatt! Bei Stundensätzen von mehr als 150 Euro ist der Besuch beim Lackdoktor viel billiger. Und es ist ja (fast) immer nur ein Lackschaden....
  • Unterdrücken Sie den Impuls "Hat bestimmt keiner gesehen". Der Vorwurf der Verkehrsunfallflucht kann auch nach Parkremplern erhoben werden.

Tipp gegen KratzerWer Angst um sein Auto hat, kann die "Prallflächen" (also die lackierten Teile, die dort sitzen, wo früher die Stoßstange war) mit einer Folie gegen Kratzer schützen. Wenn doch etwas durchkommt, war es ohnehin kein "Rempler" mehr...

Alles, was Sie zum richtigen Verhalten nach einem Park-Unfall (Wie lange muss ich warten? Muss ich aussagen?) und den möglichen Strafen wissen müssen, hat die Stiftung Warentest hier zusammengefasst.

Wer für Schäden zahltFür Schäden nach einem Unfall kommt grundsätzlich die Kfz-Haftpflichtversicherung des Verursachers auf. Solange der Unfallverursacher nicht feststeht, bleibt der Geschädigte des Parkremplers aber auf den Kosten sitzen – es sei denn, er hat eine Vollkasko-Versicherung abgeschlossen.

Ist durch den Parkrempler nur ein Lackkratzer an der Stoßstange entstanden, der sich leicht ausbessern lässt, handelt es sich beim Auto nicht um einen Unfallwagen. Tauscht dagegen die Werkstatt die Stoßstange komplett aus, muss der Schaden beim Verkauf angeben werden. Das Fahrzeug gilt als Unfallauto.

Preiswerte Alternative zum Lackierer

Wer je eine Schramme im Blech seines Autos hatte, kennt die Preise. Selbst Kleinigkeiten schlagen beim Lackierer hoch zu Buche. Mit Felgen muss man aber nicht zur Profi-Lackiererei, sondern man kann auch zum Pulverbeschichter gehen. Das ist etwas billiger als eine Lackierung und in vielen Fällen sogar besser: Gerade Winter-Stahlfelgen sind mit einer robusten Pulverbeschichtung den Winter-Bedingungen gegenüber besser gewappnet, als mit einem dünnen Lackauftrag. Dafür gibt es die Kunststoffkörner, die den Rohstoff für die Pulverbeschichtung bilden, nicht in jeder Farbe. Felgensilber (und die meisten RAL-Töne) sind aber immer zu bekommen.

Wie Sie den Lack zum Glänzen bringen

Bei neuwertigem Lack reicht eine Hartwachspolitur als Schutzschicht und Versiegelung. Älterer, deutlich "gebrauchter" Lack, verlangt etwas mehr Aufwand. Um den Lack wieder zum Glänzen zu bringen, muss er zunächst mit einer Lackpolitur behandelt werden. Die Politur wird leicht und gleichmäßig aufgetragen und verteilt. Feine Kratzer an den Türgriffen oder an der Heckklappe werden etwas intensiver behandelt.

TippEs empfiehlt sich, immer nur eine Teilfläche zu bearbeiteten, da die Politur sonst zu lange trocknet, hart wird und das anschließende Polieren dadurch recht anstrengend ist.

Je nach "Schärfe" der Politur bleiben dabei mehr oder weniger Farbpartikel der oberen Lackschicht im Poliertuch hängen. Das Ergebnis sollte eine Lackoberfläche sein, die in etwa einem neuwertigen Lack entspricht. Als Abschluss kommt auch hier eine Versiegelung mit einem guten Hartwachs auf den Lack.

Wenn nichts hilft: Lackschicht abschleifen

Größere Lackschäden sollte ein Profi behandeln. Bildrechte: imago images/Oliver Langel

Verwitterter Autolack braucht professionelle Methoden, um wieder schön glänzend zu werden. Ein "Lackreiniger" sollte am besten von einem Fachmann mit einer Poliermaschine auf dem Lack verteilt werden. Der Lackreiniger schleift einen Teil der Lackschicht ab und legt dadurch "gesunde" Partien des Farbkleides frei, das noch intakt und nicht verwittert ist. Für den gewünschten Glanz wird der Lack dann poliert, um die Lackoberfläche zu ebnen. Den Abschluss bildet auch hier wieder eine Versiegelung mit einem guten Hartwachs.

Die Wachsschicht wird mit weichen Tüchern und "mit der Hand" aufgetragen. Von kreisenden Bewegungen ist dabei abzuraten, da diese zu einer statischen Aufladung führen können, die Staubpartikel aus der Luft anziehen und beim Polieren Kratzer auf der Lackoberfläche verursachen können. Wenn das Hartwachs erst einmal auspoliert ist, hat man den Lack seines Autos wieder "im Griff" und muss in Zukunft nur zweimal im Jahr die Wachsschicht erneuern. Der Glanz des Lacks bleibt so lange erhalten.

Tipps für dauerhaft schönen Lack

  • Wichtigste Regel vor der Wagenpflege: Uhren, Schmuck und Gürtelschnallen ablegen. Kratzer sind schnell entstanden und aufwändig zu beseitigen.
  • Alle zwei Wochen (spätestens!) zur Autowäsche bzw. zur Waschstraße. Dabei idealerweise einen Regentag wählen: Der Regen hat den Schmutz auf dem Auto schon "vorgeweicht", er geht so leichter ab.
  • Lackverschmutzungen (Vogelkot, Baumharz, Läusehonig) sofort (!) mit geeignetem Mittel entfernen.
  • Alle drei Monate mit mildem Autoshampoo auf einem Waschplatz eine Handwäsche durchführen, um möglichst jeden Zentimeter des Lackkleides zu untersuchen. Dabei viel Wasser verwenden. In den Spüleimer am besten einen Schmutzfang für Schmutz und Sand legen. Von oben nach unten waschen!
  • Lackverschmutzungen mit "Lack-Knete" nach Herstellerangaben entfernen.
  • Kleine Lackkratzer und Dellen bald auspolieren oder entfernen lassen (Smart-Repair)
  • Kunststoffstoßstangen und Zierleisten nicht vergessen! Spezielle Kunststoffreiniger und Farbauffrischer beugen dem Ausbleichen und Verspröden von Kunststoffoberflächen vor.
  • Möglichst selten zu Lackpolituren mit hohem Schleifmittelanteil greifen, der Lack ist sonst schnell "durchpoliert".
  • Den sauberen Lack regelmäßig (zwei Mal pro Jahr) mit einer Schutzschicht aus einem guten Hartwachs oder einer Versiegelung schützen. Die Versiegelung ist etwas teurer, hält dafür aber länger. Eine Wachsschicht hat einen "weicheren" Glanz als eine Versiegelung.

"Park-Pieper" ist unverzichtbar

Wenn's kracht, noch 'nen Meter! Wer "nach Gehör" einparkt, sollte das nur mit einem "Park-Pieper" machen. Diese Einpark-Sensorik auf Ultraschall-Basis signalisiert durch Piep-Töne, wenn der Abstand zum Fahrzeug vor oder hinter dem Auto zu gering wird. In Zeiten von lackierten Prallflächen, unsichtbaren Autoüberhängen und engen Parklücken fast unverzichtbar! Als es noch "Stoßstangen" aus Metall gab, womöglich mit dicker Gummiwulst, war ein kleiner Rempler kein Problem. Heute verursacht selbst die zarteste Berührung zweier Autos schon Schäden im vierstelligen Euro-Bereich.

Heute verursacht selbst die zarteste Berührung zweier Autos schon Schäden im vierstelligen Euro-Bereich.

Andreas Keßler | Auto-Experte

Was der Autobranche speziell in den Ballungsräumen volle Auftragsbücher beschert, ist den Versicherern naturgemäß ein Dorn im Auge. Geändert wird daran aber wahrscheinlich nichts.

Unter dem Strich hilft wahrscheinlich nur eins: Wenn es keine oder nur zu wenig Parkplätze gibt, ist man mit einem Kleinstwagen immer besser dran, als mit einer Riesenkarre. Aber das wussten Sie ja schon!

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MDR (lk)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 22. Februar 2023 | 17:00 Uhr