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KuriositätSimson: Das macht die Rahmen-Plakette wertvoll

29. November 2024, 10:00 Uhr

Mit DDR-Mopeds ist man auch mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung schneller unterwegs – wenn die Rahmen-Plakette ein dafür zulässiges Baujahr ausweist. Vorsicht: Das gilt nicht für Re-Importe!

von Carmen Brehme, Redaktion Wirtschaft und Ratgeber

Geschwindigkeitsbonus dank Einigungsvertrag

Simson-Mopeds sind Kult - und das obwohl die Fahrzeuge des Modells S51 seit 1990 nicht mehr produziert werden. Die Oldies haben eine unerschütterliche Fangemeinde. Das liegt auch daran, dass man mit ihnen schneller im Verkehr unterwegs sein kann als mit anderen Kleinkrafträdern. Der Einigungsvertrag macht es möglich.

Kult und unter Fans liebevoll "Simme" genannt: die S 51. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas

Simsons dürfen weiterhin mit 60 km/h durch die Straßen düsen, obwohl die Höchstgeschwindigkeit bei Kleinkrafträdern bis zu 50 Kubikzentimeter Hubraum 45 km/h beträgt. Das wurde für alle Kleinkrafträder der DDR, die vor dem 28. Februar 1992 erstmals in den Verkehr gekommen sind, so verankert, um sie den bundesdeutschen Kleinkrafträdern gleichzustellen. Noch ein Vorteil für die jüngeren Fahrer: So wird nur der Führerschein AM benötigt, der seit Juli 2021 bereits mit 15 Jahren (vorher ab 16 Jahren) erworben werden kann.

VEB Simson Suhl - Mopeds und Motorräder

Ab 1964 wurde bei Simson in Suhl die legendäre "Vogelserie" gefertigt. Grundlage war anfangs ein Rheinmetall-Motor mit 2 PS und später der Einzylinder-Zweitaktmotor M53 von Simson mit einer Motorleistung zwischen 2,3 und 4,6 PS. Hier ein "Spatz" SR 4-1. Der "Spatz" hatte einen Motor mit 49,6 cm³ Hubraum, 2,3 PS Leistung und zwei Gängen. Der "Spatz" wurde 1964 bis 1970 gebaut. Bildrechte: Conrad Weigert
Der Simson "Star" SR 4-2 hatte bereits eine 3-Gang-Fußschaltung und konnte mit 3,4 PS eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h erreichen. Bildrechte: Conrad Weigert
Die Produktion des Simson "Star" begann fast zeitgleich mit dem Roller "Schwalbe" im Herbst 1964. Bis zum Serienauslauf im Jahre 1975 wurden 505.800 Stück verkauft. Bildrechte: Conrad Weigert
Von 1966 bis 1972 wurde der Simson "Sperber" produziert. Mit seinem hochdrehenden Motor mit geänderten Steuerzeiten und 4,6 PS erreichte der SR4-3 eine Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h. Trotz seines Hubraums von rund 50 cm³ wurde der "Sperber" deshalb als Leichtkraftrad eingestuft. Bildrechte: Conrad Weigert
Der "Habicht" war das letzte Modell aus der sogenannten Vogelserie. Der gebläsegekühlte 50 cm³-Motor hatte wie der "Sperber" ein 4-Gang-Getriebe. Die Höchstgeschwindigkeit des "Habicht" betrug etwa 60 km/h, die meisten waren allerdings deutlich schneller. Bildrechte: Conrad Weigert
Der KR 50 war ein verkleidetes Kleinkraftrad in Roller-Optik, das von 1958 bis 1964 insgesamt 164.500 mal bei Simson in Suhl (Thüringen) gebaut wurde. Der KR50 gilt als Vorläufer der legendären "Schwalbe". Bildrechte: Conrad Weigert
Die "Schwalbe" vom Typ KR 51 ist der erste Motorroller von Simson, der zur Vogelserie gehört. Dieser Kleinkraftroller wurde erstmals als Zweisitzer entwickelt und von 1964 bis 1986 produziert. Bildrechte: Conrad Weigert
Die Simson S 51 (hier die Enduro-Variante) ist mit 1,6 Millionen produzierten Fahrzeugen das meistgebaute Kleinkraftrad Deutschlands. Die S 51E erschien 1982. Besondere Merkmale waren der hochgezogene Auspuff mit verändertem Seitendeckel auf der rechten Seite und die typische Lackierung in Metallic-Silber. Bildrechte: Conrad Weigert
Die AWO 425, auch als Touren-AWO bezeichnet, wurde zwischen 1950 und 1961 im thüringischen Suhl gebaut. Bildrechte: Conrad Weigert
Der Einzylinder-Viertaktmotor des Motorrades leistete 12 PS und beschleunigte die Maschine auf 100 km/h. Hier das Modell mit Seitenwagen. Bildrechte: Conrad Weigert
Daneben wurde mit einem völlig neu konzipierten Fahrwerk mit Hinterradschwingenfederung, einem verbesserten Motor und Vollnabenbremsen die AWO 425 "Sport" gefertigt. Bei diesem Modell gab es Motorvarianten mit 14 und später mit 15,5 PS Leistung. Bildrechte: Conrad Weigert
Auch im Geländesport kamen die einzigen Viertaktmotorräder aus dem VEB Simson Suhl zum Einsatz. Hier eine AWO 300 G aus dem Jahr 1958. Mit 300 cm³ und einem Viergang-Kardanantrieb leistete die Maschine 21 PS. Bildrechte: Conrad Weigert

Alte Rahmen-Plakette + neue Ersatzteile = Geschwindigkeitsvorteil gesichert

Schrauber Tino Fuchs hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und ist Simson-Händler. Er kauft schrottreife Mopeds der Marke, um sie in seiner Werkstatt in Neudietendorf bei Erfurt neu aufzubauen. Er zerlegt sie, bis nur der Rahmen übrig ist, auf der das Typenschild haftet. Und dort bleibt dieses auch, wenn er die neuen Ersatzteile, die noch immer hergestellt werden und im Handel zu haben sind, drumherum baut. "Über das Baujahr habe ich den Beweis, dass ich hier mit diesem Fahrzeug, wenn es wieder aufgebaut ist, mit 60 km/h fahren darf", erklärt der Schrauber. Das praktisch neuwertige Moped kostet knapp 4.000 Euro.

Über das Baujahr habe ich den Beweis, dass ich hier mit diesem Fahrzeug, wenn es wieder aufgebaut ist, mit 60 km/h fahren darf.

Tino Fuchs, Simson-Tüftler

Regelung im Einigungsvertrag gilt nicht für Re-Importe

Um den Geschwindigkeitsbonus zu erhalten, muss das Moped jedoch zuerst in der DDR zugelassen worden sein. Denn Re-Importe, etwa aus Bulgarien, Ungarn oder Tschechien dürfen nur 45 km/h fahren. Auf MDR-Anfrage erklärt das Kraftfahrtbundesamt, dass die Ausnahmeregelung nicht für Fahrzeuge gilt, die für den Export bestimmt waren - wegen fehlender Einzel- oder Allgemeiner Betriebserlaubnis.

Fahrzeuge, die für den Export bestimmt waren, haben zum damaligen Zeitpunkt weder eine Einzel- noch Allgemeine Betriebserlaubnis erhalten und können daher nicht unter die Ausnahmebestimmung fallen.

Kraftfahrtbundesamt zur Ausnahmeregelung für Simsons im Einigungsvertrag

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MDR (cbr)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 01. November 2024 | 19:00 Uhr