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Wer ins Ausland mit dem Auto fährt, sollte sich die Strecke und die Regeln des jeweiligen Landes voher anschauen, sonst drohen teils saftige Strafen. Bildrechte: IMAGO / Milestone Media

Fragen und AntwortenStrafzettel aus dem Ausland - zahlen oder nicht?

08. Mai 2023, 10:37 Uhr

Das Knöllchen ist wohl mit Abstand das unbeliebteste Urlaubssouvenir. Doch müssen Sie es wirklich bezahlen oder können Sie es ignorieren? Was ist, wenn der Brief vom Inkassounternehmen kommt, und wo drohen neben dem Falschparken noch Bußgelder im europäischen Ausland? Mithilfe des ADAC haben wir Antworten für Sie zusammengetragen.

Wie hoch sind Bußgelder im Ausland?

Es gibt europäische Länder, da wird zu schnelles Fahren richtig teuer. Deutschland liegt hingegen bei den Kosten für Verkehrsverstöße vergleichsweise im Mittelfeld.

Fahren Sie 20 km/h mehr als erlaubt, müssen Sie je nach Land und nach Verkehrsdelikt mit teils saftigen Strafen rechnen:

Beispiele
 Bußgeld
Deutschlandab 60 Euro
Tschechien und Polenab 45 Euro
Dänemarkab 135 Euro
Niederlandeab 195 Euro
Norwegenab 585 Euro

Kann ich Strafzettel aus dem Ausland ignorieren?

Wird nicht gleich vor Ort abkassiert, kommt meistens ein Brief mit einer Forderung. Und den sollte man nicht einfach wegwerfen. Denn Strafen können EU-weit ab 70 Euro vollstreckt werden (auch anfallende Verwaltungskosten zählen in diesen Beitrag mit hinein).

Dass die Bußgelder aus dem Ausland in Deutschland eingefordert werden können, regelt das sogenannte EU-Vollstreckungsübereinkommen.

Ein Knöllchen unter 70 Euro kann in Deutschland nicht vollstreckt werden. Ignorieren sollten Sie es trotzdem nicht. Bildrechte: Colourbox

Was ist das EU-Vollstreckungsübereinkommen?Das Abkommen ist auch als RBGeld bekannt. Es regelt, dass Geldstrafen und Geldbußen grenzüberschreitend innerhalb der Europäischen Union vollstreckt werden können. Darunter fallen dann auch Strafen, die der jeweilige ausländische Bußgeldkatalog vorsieht. In Deutschland prüft und vollstreckt das Bundesamt für Justiz in Bonn diese Bußgelder.

Strafen, die unter 70 Euro liegen, müssen Sie nur in dem jeweiligen Land bezahlen. Sie fallen unter die sogenannte Bagatellgrenze. Eine Ausnahme gilt in Österreich. Dort können Strafen bereits ab 25 Euro in Deutschland vollstreckt werden.

Weiterhin ist es gut zu wissen, dass Strafen aus nicht EU-Ländern in Deutschland nicht vollstreckt werden können.

Muss ich Bußgelder unter 70 Euro zahlen?

Kleinere Geldstrafen, die im Ausland nicht gezahlt wurden, können trotzdem fällig werden. Nämlich dann, wenn Sie wieder in das Land einreisen und zum Beispiel in eine Polizeikontrolle geraten. Auch bei einer Passkontrolle am Flughafen des jeweiligen Landes kann auffallen, dass Sie ein Bußgeld noch nicht bezahlt haben.

Außerdem lohnt es sich, ein Knöllchen schnell zu zahlen. Je nach Art des Verstoßes und je nach Land zeigen sich die Länder kulant und geben bis zu 50 Prozent Nachlass.

Wann verjährt die Strafe?

Bis die Strafzettel aus dem Ausland in den Briefkasten flattern, können Monate oder teilweise sogar auch Jahre vergehen. Manchmal ist die Strafe aber auch noch nach Jahren rechtskräftig und nicht verjährt - das handhaben die europäischen Länder unterschiedlich.

Während eine Verkehrsstrafe in Frankreich bereits nach einem Jahr verjährt, sind es in Spanien vier Jahre, in Italien sogar fünf.

Was ist, wenn die Forderung von einem Inkassounternehmen kommt?

Hier sollte man zwischen öffentlich-rechtlichen und privatrechtlichen Forderungen unterscheiden. Öffentlich-rechtliche Forderungen von Kommunen und Gemeinden, zum Beispiel bei Parkverstößen, können nicht von Inkassounternehmen abgerechnet werden. Gut zu merken: Das betrifft alles, was auch die Polizei sanktionieren darf.

Anders ist es bei der Maut, zum Beispiel in Italien. Hier können auch Inkassounternehmen das Geld von Ihnen einfordern.

Muss ich in Österreich eine Vignette kaufen und Maut zahlen?

Auf allen österreichischen Autobahnen und Schnellstraßen gibt es eine Mautpflicht. Wenn Sie diese Straßen nutzen möchten, können Sie sich eine Vignette zum Kleben oder in digitaler Form kaufen. Aber Achtung: Damit sind sie nicht überall sicher vor weiteren Kosten.

Auf manchen Routen kann trotz Vignette eine Extra-Maut fällig werden - zum Beispiel für bestimmte Fahrzeuge, in Tunneln oder bei Passstraßen, wie der Brenner- und Tauernautobahn. Wer nicht vorher zahlt, wird hinterher viel teurer zur Kasse gebeten.

Service-Links:

Was ist in Innenstädten im Ausland zu beachten?

Es ist generell sinnvoll, sich immer vor Antritt der Fahrt mit der jeweiligen Strecke zu beschäftigen - nicht nur in Städten. In einigen Städten müssen Sie Besonderheiten beachten: So müssen Fahrzeuge, die in London fahren sollen, für die Niedrigemissionszone registriert werden. Das ist kostenlos, kann aber bis zu zwei Wochen Bearbeitung dauern. Wer ohne die Registrierung in die Zone einfährt, kann Bußgelder riskieren.

In Italien gibt es etwa verkehrsberuhigte Zonen, wo Autos nicht einfahren dürfen. Und beim Parken empfiehlt der ADAC, sich lieber am Stadtrand hinzustellen und dann mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ins Zentrum zu fahren oder öffentliche Parkhäuser zu nutzen.

In Italien gibt es diese verkehrsberuhigten Zone. Wer hier aus Versehen durchfährt, muss mit einem ordentlichen Bussgeld rechnen. Bildrechte: IMAGO / Manfred Segerer

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MDR (jba)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 08. Mai 2023 | 16:00 Uhr