Hobby-Forscher mit Metalldetektoren Was Sondengänger bei der Schatzsuche beachten müssen

Antike Münzen, historische Waffenteile oder Stahlhelme: Mit einem Metalldetektor kann jeder zum Hobby-Schatzsucher werden. Doch schnell können die Sondengänger mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Denn wer ohne Genehmigung nach Kulturdenkmälern oder Weltkriegsmunition gräbt und die Funde nicht meldet, kann sich strafbar machen.

Schatzsuche Metalldetektor
Achtung: Wenn illegale Sondengänger unkontrolliert im Boden graben und einzelne Fundstücke entnehmen, werden archäologische Funde mitunter wissenschaftlich wertlos. Bildrechte: imago images/ Gutschalk

Hohe Strafen bei Verstößen gegen das Denkmalschutzgesetz

"Sondeln", also mit einer Sonde auf Schatzsuche gehen, ist ein echter Trend. Denn Metalldetektoren sind inzwischen für Jedermann zu haben, einfache Modelle sogar schon ab circa 30 Euro. Einfache Suchgeräte signalisieren jeden Fund aus Metall. Höherwertige Geräte ab circa 300 Euro erzielen sogar sehr präzise Ergebnisse und können beispielsweise wertvolle Metalle von Eisenschrott unterscheiden sowie die Suchtiefe bestimmen.

Doch wer ohne Erlaubnis Kulturgut ausgräbt und behält, macht sich möglicherweise strafbar. In den meisten Bundesländern ist das sogenannte "Schatzregal" im Denkmalschutzgesetz verankert. Demnach ist jeder archäologisch interessante Fund Eigentum des Landes und muss bei der Denkmalbehörde abgegeben werden.

Eine Ausnahme zu dieser Regelung aus dem Mittelalter bildet Bayern: Hier gilt die "Hadrianische Teilung", die besagt, dass ein Fund jeweils zur Hälfte dem Entdecker und dem Grundstückseigentümer zusteht.

Was gilt in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen?

Sowohl in Sachsen, Sachsen-Anhalt als auch in Thüringen verstößt die Schatzsuche nach historischen Kulturgütern jedoch gegen das Denkmalschutzgesetz. Werden alte Kampfmittel aus den Weltkriegen entdeckt und geborgen, greifen das Waffengesetz, das Gesetz über explosionsgefährliche Stoffe und das Strafgesetz. Bei Verstößen drohen Geldstrafen und im Wiederholungsfall sogar Freiheitsstrafen.

Thüringer Landesamt für Denkmalpflege 17 min
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17 min

Dr. Sven Ostritz ist Präsident Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Achräologie. Er erklärt, was man beim "sondeln" darf und was nicht.

MDR THÜRINGEN - Das Radio Do 16.02.2023 16:40Uhr 17:25 min

https://www.mdr.de/mdr-thueringen/audio-sondeln-sondengaenger-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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Schriftliche Genehmigung für Suche mit Metalldetektor notwendig

Wer legal auf die Suche nach Kulturdenkmälern gehen möchte, benötigt eine schriftliche Genehmigung der Denkmalfachbehörde des jeweiligen Landes. Diese gilt allerdings nur für die Suche selbst. Um Fundstücke zu bergen, ist eine weitere Genehmigung notwendig.

Doch selbst mit einer Grabungserlaubnis ist es Privatpersonen verboten, an bekannten Bodendenkmälern und an historischen Orten wie z.B. Schlachtfeldern zu "sondeln". Ebenso wenig dürfen Friedhöfe und (ehemalige) Grabanlagen, Naturschutzgebiete, Wälder oder Wiesen mit Metalldetektoren abgesucht werden.

Wer den Ehering am Badestrand verliert und mithilfe einer Metallsonde danach sucht, macht sich nicht sofort strafbar. Solange Objekte an Orten wie öffentlichen Spielplätzen, Parkanlagen oder Badeseen nur von der Oberfläche aufgesammelt werden und es zu keinem Bodeneingriff kommt, wird die Suche mit der Sonde geduldet. Dennoch sollte hierbei die Erlaubnis des Grundeigentümers vorliegen.

Stichwort: Denkmalpflege Wenn die Regeln befolgt werden, können autorisierte Sondengänger einen wertvollen Beitrag zur Denkmalpflege leisten, etwa, wenn sie als ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger arbeiten und bisher unbekannte Funde an die Behörden melden.

Zu den Hompages der zuständigen Denkmalfachbehörden in Mitteldeutschland

Welche Schäden "Raubgräber" anrichten können

Aus archäologischer Sicht richten Raubgräber und ambitionierte Hobbyforscher ohne Genehmigung oft massive Schäden an. Wenn illegale Sondengänger unkontrolliert im Boden graben und einzelne Fundstücke entnehmen, werden archäologische Kontexte zerstört und einzelne Funde wissenschaftlich wertlos. Denn erst die Befundzusammenhänge ermöglichen es Archäologen, Funde zu verstehen.

"Denn für uns sind die Fundstücke an sich zwar schön, aber wirklich wichtig und um wirklich Geschichte erzählen zu können, ist es immer ganz elementar, dass man den Zusammenhang kennt, aus dem die Funde stammen und ganz exakt weiß, wo die her sind, also genau die Stelle markiert ist, an denen die gefunden wurde", meint Dr. Rebecca Wegener vom Landesamt für Archäologie Sachsen. Jedoch bekommen Archäologen die Entdeckungen von Raubgräbern oftmals erst gar nicht zu Gesicht.

In Bildern Bulgariens Problem mit den Schatzräubern

Mit selbstgebautem Metalldetektor sucht ein Schatzräuber nach antiken Kulturgütern im Boden
In Bulgarien suchen nach Polizeiangaben täglich Zehntausende Menschen illegal nach Schätzen im Boden. Die Sammlerstücke aus antiken und römischen Fundschätzen bringen im Westen gutes Geld. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Mit selbstgebautem Metalldetektor sucht ein Schatzräuber nach antiken Kulturgütern im Boden
In Bulgarien suchen nach Polizeiangaben täglich Zehntausende Menschen illegal nach Schätzen im Boden. Die Sammlerstücke aus antiken und römischen Fundschätzen bringen im Westen gutes Geld. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Ein Dorfbewohner zeigt seinen selbstgebauten Metalldetektor.
Die nötigen Hilfsmittel, wie diesen Metalldetektor, bauen sich die Dorfbewohner oft selbst. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Schatzräuber-Tunnel in der bulgarischen Region Plovdiv
Bulgarien ist außergewöhnlich reich an archäologischen Schätzen. Es gibt hier ähnlich viele Kulturgüter im Boden wie in Griechenland. In der Region rund um Plovdiv wurden von Archäologen schon viele kostbare Schätze gefunden. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Archäologin Angela Pencheva
Archäologin Angela Pencheva leitet regelmäßig wissenschaftliche Ausgrabungen, wie hier in der Nähe der Stadt Septemvri östlich der Hauptstadt Sofia. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
 Antike Münzen aus Bulgarien
Die geborgenen Schätze gehören ins Museum. Diese antiken Münzen waren in Kanada sichergestellt, bevor sie nach Bulgarien zurückkamen. Oft landen die geraubten Schätze auf Auktionen im Ausland, wo sie für viel Geld versteigert werden. Dann sind sie für die bulgarischen Museen meist unwiderbringlich verloren. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Schatzräuber-Tunnel in Bulgarien
Das Ende eines Schatzräuber-Tunnels. Hier hofften die Diebe wohl, wertvolle Grabbeigaben zu erbeuten. In dem Hügel war vermutlich ein thrakischer Krieger oder Fürst begraben. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Bulgarische Polizisten auf der Jagd nach Schatzräubern
Längst gibt es bei der bulgarischen Polizei eine Spezialeinheit gegen Antikenraub. Sie macht regelmäßig Jagd auf die Schatzräuber. Nach Polizeiangaben leben rund 25.000 Menschen in Bulgarien ausschließlich von der Schatzsuche und dem illegalen Antikenhandel. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Angel Papalezov (rechts) bespricht mit den Kollegen der Regional-Polizei einen Einsatz gegen Schatzräuber.
Der Chef der Spezialeinheit, Angel Papalezov (rechts im Bild), bespricht mit den Kollegen der Regionalpolizei einen Einsatz gegen Schatzräuber. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Angel Papalezov bei einem Antiquitätenhändler
Hier inspiziert Chefermittler Angel Papalezov (links) bei einem Antiquitätenhändler eine Uhr. Bei seinen Recherchen ist Papalezov auf Informationen von Spezialisten angewiesen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Dorf in Bulgarien
  • In Bulgariens Hinterland gibt es viele verborgene Grabstätten mit Schätzen - manche mit einem Schwarzmarktwert von mehreren Millionen Euro.

Über dieses Thema berichtete MDR AKTUELL auch im:
TV | 01.03.2019 | 17:45 Uhr
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
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Gefahren durch Munition und Waffenteile

Eine eigenständige Bergung von Kampfmitteln ist leichtsinnig und sollte professionellen Munitionsbergungsfirmen überlassen werden. Denn durch das Ausgraben sowie unsachgemäßes Transportieren und Lagern bringen Hobbyschatzsucher sich und ihre Mitmenschen in Gefahr.

Wenn Kampfmittel "40 Jahre in der Erde [lagen], dann reichen drei Grad Temperaturerhöhung in der Sonne und es passiert ein Unglück", sagt Kriminalhauptmeister Andreas Matthäi von der Polizeidirektion Zwickau. Er rät deshalb: "Wenn man Kampfmittel findet […], sollte man sie nicht ortsverändern, die Stelle kennzeichnen, den Notruf wählen, anwesende Personen warnen, auf keinen Fall eine Bergung beginnen, Sachen in die Sonne legen oder andere Leute noch informieren."

Illegal mit dem Metalldetektor nach Schätzen suchen, Funde ausgraben und sogar behalten ist kein Kavaliersdelikt. Legales "sondeln" kann hingegen einen Beitrag zum Schutz des kulturellen Erbes leisten.

Bekannter Fund illegaler Sondengänger: Die Himmelsscheibe von Nebra

Ihr Fund war eine Sensation: Die etwa 3.600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra ist die bis dato älteste bekannte konkrete Himmelsdarstellung. Illegale Sondengänger entdeckten die kreisförmige Bronzeplatte mit Applikationen aus Gold im Sommer 1999 auf dem Mittelsberg in der Nähe der Stadt Nebra.

Die Himmelsscheibe von Nebra steht in einer Glasvitrine
Die mehr als 3.600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra wurde jahrelang von Raubgräbern unterschlagen. Bildrechte: dpa

Doch statt sie nach geltendem Schatzregal dem Land Sachsen-Anhalt zu übergeben, verkauften die Raubgräber ihren Fund. 2002 konnte die Himmelsscheibe in der Schweiz sichergestellt werden. Sie befindet sich seitdem im Bestand des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle und ist dort seit 2008 in der Dauerausstellung zu sehen.

MDR (cbr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 16. Februar 2023 | 16:40 Uhr

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