Mythos Luther Aufklärer, Familienvater, Nationalheld - woher kommen die Luthermythen?

Denkmal des Reformators Martin Luther in Wittenberg
Martin Luther - für jede Epoche war er jemand anderes Bildrechte: imago/epd

Jede Zeit erfindet sich ihren eigenen Martin Luther. In der Aufklärung wurde der Martin Luther als Vorkämpfer für Meinungs- und Gewissensfreiheit gepriesen. Im Biedermeier galt er als vorbildlicher Familienvater. Und im Kaiserreich als deutscher Nationalheld. Dies alles sind Bilder, die mit der historischen Persönlichkeit des Reformators nur sehr bedingt zu tun haben. Dennoch prägten sie die Mentalität und kulturelle Vorstellungswelt von Generationen nachhaltig.

Schutzpatron, Projektionsfigur, Impulsgeber

Ob es nun die Katholiken waren, die Luther als Kirchenspalter verketzerten, oder die sächsischen und preußischen Herrscher, die ihn zum Schutzpatron ihrer Territorien erhoben – der rebellische Mönch aus Wittenberg diente den Nachgeborenen jahrhundertelang als Projektionsfigur für ihre eigenen Ziele und Absichten. Und selbst beim Reformationsjubiläum zum 500. Jahrestag des Thesenanschlags werden neue Mythen gebildet, etwa, wenn Martin Luther als Impulsgeber für den demokratischen Rechtsstaat gefeiert wird.

Keine gerade Linie

Tatsächlich ist die historische Realität sehr viel komplizierter. Denn aus Luthers frühneuzeitlicher Denkwelt führt keine gerade Linie ins Heute. Im Gegenteil, manche Dynamik, die durch die Reformation angestoßen wurde, hätte Luther sicher missfallen. Die Möglichkeit etwa, zwischen unterschiedlichen Glaubensrichtungen, ja sogar zwischen Glauben und Nicht-Glauben frei wählen zu können, hätte er vermutlich abgelehnt. In einer achtteiligen Serie stellt MDR KULTUR die populärsten Luthermythen aus 500 Jahren vor und fragt, welcher Kern in diesen Erzählungen steckt.

Achtteilige Serie: "Luthermythen" Autor: Hartmut Schade
Redaktion: Mechthild Baus

MDR KULTUR – Das Radio
Sendetermin: 30. April – 7. Mai 2017
Jeweils zwischen 6:00 und 9:00 Uhr