Reformationsorte in Mitteldeutschland: Dresden Bollwerk gegen die Reformation – aber nicht lange

Martin Luther war zwei Mal in Dresden: Zunächst 1516, als er noch unbekannt war, zur Visitation des Augustiner-Klosters. Seine Thesen von 1517 gegen den Ablass gab es noch so wenig wie den berühmten Gang nach Worms 1521 ("Hier stehe ich ..."). Das war 1518 schon etwas anders, als er in der damals bestehenden Schlosskapelle predigte und anschließend in kleinem Kreis ausgesuchter Teilnehmer über seine Thesen diskutierte. Humanist Hieronymus Emser, Sekretär und Kaplan am sächsischen Hof, hatte Luther eingeladen. Auch der Theologe, Humanist und Augustiner Johannes Lang, bekannt und befreundet mit Luther seit der gemeinsamen Erfurter Studentenzeit, war bei der Predigt anwesend.

Vertreter des sächsischen Hofes kamen und hörten zu, nicht aber Herzog Georg. Der ließ sich berichten und sagte anschließend, er gäbe "viel Gold", wenn er die Predigt ungehalten machen könnte. Auch Emser hatte wohl andere Absichten und war von nun an ein strikter Gegner Luthers. Während Luther im Wittenberg des ernestinischen Sachsens in Kurfürst Friedrich III. dem Weisen einen Förderer und Beschützer hatte, fand er im albertinischen Sachsen in Herzog Georg (1471-1539) einen dauerhaft entschiedenen Gegner.

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Herzog Georg ließ Luther-Schriften beschlagnahmen

Dresden war zunächst geradezu ein Bollwerk gegen reformatorische Bestrebungen. 1523 ließ Herzog Georg Exemplare der neuen Luther-Bibel, die in Dresden auftauchten, beschlagnahmen. Wie die Wittenberger Reformatoren versuchte auch er gleichzeitig, sich die neue Kunst des Buchdrucks, seit 1524 in Dresden im Aufwind, zunutze zu machen und ließ Anti-Luther-Schriften drucken.

Was bis heute kaum bekannt ist: Luthers Schriften wurden heimlich weitergereicht und in einer Art "Dresdner Untergrund" gelesen. Herzog Georg konnte diese Entwicklung nicht aufhalten, zumal in seinen letzten Regierungsjahren klar wurde, dass er keinen Sohn hatte, der seine Nachfolge antreten konnte. Sein stets kränkelnder Sohn Johann starb Anfang 1537. Sein zweiter Sohn Friedrich war geistig behindert und starb kurz vor ihm selbst im Jahr 1539. Das Herzogtum Sachsen fiel so doch an seinen lutherisch eingestellten Bruder Heinrich, was Georg immer verhindern wollte.

Der Herzog starb, die Reformation lebte

Kaum war Georg am 17. April 1539 gestorben, fand am 6. Juli der erste vollständig protestantische Gottesdienst in Dresden unter Beteiligung des Kreuzchores – der heute auf eine 800-jährige Tradition zurückblickt – in der Kreuzkirche statt. Anwesend waren Kurfürst Johann Friedrich und Herzog Heinrich. Der seit 1519 mit Luther bekannte Johannes Cellarius hielt den Gottesdienst in deutscher Sprache und reichte das Abendmahl in beiderlei Gestalt, also in Form von Brot und Wein. Damit war die Kreuzkirche als evangelische Hauptkirche der Stadt eingeweiht und am Ende beide Sachsen – Herzogtum und Kurfürstentum – der Reformation gefolgt.

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Über dieses Thema berichtete auch: MDR 1 Radio Sachsen | 15.09.2016 | 12:00 Uhr
MDR Sachsenspiegel | Fernsehen | 08.09.2016 | 19:00 Uhr