Die Verbreitung des Luthertums in der Welt Von Halle in die ganze Welt
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Der Pfarrer und Universitätsprofessor August Hermann Francke gründete 1698, vier Jahre nach Gründung der Halleschen Universität, eine Schulstadt – die heutigen Franckeschen Stiftungen.
Das baulich einmalige Ensemble in Halle ist bis heute erhalten und beherbergt rund 50 Einrichtungen, die mit den Ideen und dem Werk Franckes in enger Beziehung stehen. Die Franckeschen Stiftungen trugen den Geist der Reformation in die ganze Welt hinaus.
In den USA verankerte beispielsweise Pastor und Missionar Heinrich Melchior Mühlenberg (1711-1787) von Philadelphia aus das Luthertum in den Staaten. Er hatte zuvor Theologie in Halle studiert und wurde von Gotthilf August Francke, dem Sohn August Herrmann Franckes, zum lutherischen Prediger einiger deutschsprachigen Gemeinden in Pennsylvania, USA bestimmt.
Für Luther immer ganz vorn dabei
Die Kanzel der Andreaskirche in Eisleben, auf der Luther kurz vor seinem Tod seine letzte Predigt hielt, ist Teil einer Luther-Ausstellung in den USA, genauer in New York, Atlanta und Minneapolis (Oktober 2016 bis Januar 2017).
Vor ihrem Weg in die Vereinigten Staaten wurde die Kanzel umfassend aufgearbeitet – in der Werkstatt des Restaurators Peter Schöne in Halle. Die Kosten dafür in Höhe von 65.000 Euro hat das Institute of Art in Minneapolis übernommen. Nach der Ausstellung kehrt die Kanzel nach Eisleben zurück.
Die Betreuung der Ausstellung liegt beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle unter Leitung von Prof. Harald Meller. Dessen Archäologen haben in jahrelanger Arbeit die Lutherstätten in Mansfeld, Eisleben und Wittenberg untersucht und liefern ein anschauliches Bild der Zeit. Durch sie wurden etliche Legenden auf ihren Echtheitsgehalt überprüft und widerlegt, zum Beispiel die Legende über die angeblich ärmliche Herkunft Luthers.
Herausragende Hochschulen und Universitäten
Zur Präsenz des Geistes der Reformation in Halle gehört auch, dass hier die Evangelische Hochschule für Kirchenmusik angesiedelt ist. Sie wurde 1926 als Kirchenmusikschule der Kirchenprovinz Sachsen in Aschersleben gegründet und 1939 nach Halle verlegt. Seit 1993 arbeitet sie im Rang einer Hochschule.
Die Hallesche Universität wurde 1694 von Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, später König Friedrich I. in Preußen, als Reformuniversität "Fredericiana" gegründet. Sie steht für den Pietismus und die Aufklärung und atmet somit den reformatorischen Geist. Neben August Hermann Francke gehören auch der Jurist und Philosoph Christian Thomasius (1655-1728) und der Universalgelehrte Christian Wolff (1679-1754) zu ihren berühmtesten Studenten.
Im 18. Jahrhundert war die Universität Halle die meistbesuchte im ganzen Reich, was zuvor Wittenberg gewesen war. Nachdem mit den napoleonischen Umwälzungen die Gebiete um Wittenberg zu Preußen gekommen waren, wurde die Universität Wittenberg geschlossen und 1817 Halle zugeordnet. Zunächst hieß die Universität Halle "Vereinigte Friedrichs-Universität", ab 1933 dann "Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg" (MLU).