Schätze der Reformationszeit in Halle Luthers Totenmaske und Luther-Bibeln

Erst spät, Anfang August 1545, predigte Luther selbst auf der Kanzel der Marktkirche St. Marien in Halle. Die Kanzel aus Sandstein wurde genau im Jahr 1541 fertig, als Albrecht die Stadt verließ und Justus Jonas die Reformation vollzog. Besucher bewundern heute vor allem den auffällig reich geschnitzten Schalldeckel.

Wenn Luther in Halle war, wohnte er bei seinem Freund Justus Jonas. Das Haus in der Altstadt ist über die Jahre erhalten geblieben und in der Schmeerstraße 2 zu finden; eine Plakette erinnert an Luthers Aufenthalte.

Der Schatz der Mariengemeinde

Luther predigte noch einmal Anfang 1546 in Halle. Wenig später, am 18. Februar, starb er in Eisleben. Wie den Schriften von Justus Jonas zu entnehmen ist, waren Luthers Sohn Paul und rund 20 Personen am Sterbebett des Reformators anwesend. Künstler Lukas Furtnagel aus Halle fertigte am nächsten Tag die Totenzeichnung an. Der Leichenzug von Eisleben nach Wittenberg machte auch Halt in Halle. Der Leichnam wurde für eine Nacht in der Sakristei von St. Marien aufgebahrt.

In einer Krypta, einem Nebenraum der Marktkirche "Unser Lieben Frauen" sind die Totenmaske Martin Luthers sowie die Nachbildung seiner Hände aus dem Gipsabdruck zu sehen. Da Luthers Freund Justus Jonas Pfarrer von St. Marien war, gehörten sie der Pfarrei.

Schützende Vitrine eingestürzt

Totenmaske von Martin Luther und Gipsabguss seiner Hände
Totenmaske von Martin Luther und Gipsabguss seiner Hände Bildrechte: imago/epd

Die Luther-Abgüsse sollten im 17. Jahrhundert für eine möglichst echt aussehende lebensgroße Lutherfigur verwendet werden. Dazu wurden allerdings einige Veränderungen am Original vorgenommen. So wurden u.a. die Augenlider geöffnet.

1926 bemühte sich der Anthropologe Hans Hahne, Direktor des Provinzialmuseums für Vorgeschichte, um eine Rekonstruktion der ursprünglichen Totenmaske. Dazu zog er auch die Totenzeichnung des Künstlers Lukas Furtnagel heran. Es gibt mehrere Exemplare dieser Rekonstruktion. Eines davon liegt in der Marienbibliothek, die zur Marktkirchengemeinde gehört.

Im September 2009 kam es zu einem großen Missgeschick. Die Vitrine, die Luthers Totenmaske schützte, stürzte ein und die Maske zerbrach. Wie das geschehen konnte, wurde nie aufgeklärt. Womöglich hatte sich jemand auf die Vitrine gestützt und sich dann davongemacht.

Originale Handschrift des Reformators

Die Marienbibliothek ist die älteste und wahrscheinlich größte evangelische Kirchenbibliothek Deutschlands. Der Bestand, aufbewahrt zusammen mit der Bibliothek des Waisenhauses in den Franckeschen Stiftungen, umfasst rund 30.000 Bände, neben 600 sogenannten "Inkunabeln" – Drucke aus der Zeit vor 1500.

Zum Bestand gehören auch Werke verschiedenster Wissensgebiete des 16. und 17. Jahrhunderts. Zu den Besonderheiten zählen Luther-Bibeln mit handschriftlichen Eintragungen des Reformators.

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