Die Leipziger Disputation 1519 Tetzel und Eck fordern Luther heraus
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Ablass. Das war das Stichwort der Zeit. Ablass bedeutete die Befreiung von Seelenreinigung im "Fegefeuer" gegen Geldzahlungen an Bischöfe oder den Papst in Rom. Die Ablasspraxis hatte zwar das gesamte Mittelalter durchzogen, aber jetzt überspannte die Kirche den Bogen. Ablassprediger entlockten den Gläubigen ihr Erspartes: Für die eigene Seele in der Zukunft oder für die Seele verstorbener Verwandter. Denn Rom brauchte viel Geld für den neuen Petersdom.
Ob Luther seine 95 Thesen nun am 31. Oktober 1517 tatsächlich an die Tür der Wittenberger Schlosskirche angeschlagen hat oder nicht, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Jedenfalls traf Luther mit seinem Text in wohlgesetztem Latein an die Bischöfe in Mainz und Magdeburg sowie an Freunde und Gelehrte anderer Universitäten den Nerv der Zeit.
Rom überspannte den Bogen
Der Ablasshandel, wie ihn Luther vor Augen hatte, ist mit dem Namen Johann Tetzel verbunden. Dessen Werbe-Slogan lautete sinngemäß: "Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt."
Johann Tetzel, um 1465 im erzgebirgischen Pirna geboren, studierte in Leipzig Theologie und trat dort dem Dominikaner-Orden bei. Dieser Orden kämpfte leidenschaftlich gegen Ketzerei und für die Inquisition. So die gängigen Angaben. Doch es gibt noch andere: Danach sei Tetzel wegen Ehebruchs und Spielbetrugs zum Tode verurteilt worden und nur eine Begnadigung Kaiser Maximilians habe ihn vor der Vollstreckung bewahrt.
Tetzel tat sich um Ostern 1517 auch in Jüterbog hervor, zwar außerhalb Kursachsens, doch nicht sehr weit von Wittenberg. Dass er viele Gläubige anlockte, rief Martin Luther und Andreas Bodenstein, genannt Karlstadt, auf den Plan. Sie prangerten das Ablasspredigen Tetzels an. Ende Oktober veröffentlichte Luther dann seine 95 Thesen.
Verfahren gegen Luther
Tetzel, namentlich in dem Luther-Papier gar nicht genannt, reagierte umgehend mit einer theologischen Gegenschrift. Sein Vorwurf: Ketzerei. Indirekt forderte er damit den Scheiterhaufen. Es folgten Verbrennungen von Schriften der einen und der anderen Seite. Tetzels Erwiderungen auf Luthers offensive Schriften fanden jedoch weiter kaum Beachtung.
Die Kirche versuchte, die Person Tetzels für die Verschärfung verantwortlich zu machen. Luther hingegen bekräftigte, dass es ihm nicht um Tetzel gehe, sondern grundsätzlich um die Ablasspraxis. Im Sommer 1518 eröffnete Rom schließlich das Verfahren gegen Luther wegen Ketzerei.
Tagelange Rededuelle in Leipzig
Ein Jahr später, im Juni und Juli 1519, kam es zur berühmten "Leipziger Disputation". Tagelang lieferten sich der Rom-treue Johannes Eck und der Wittenberger Rebell Martin Luther Redeschlachten. Luther hatte seine Mitstreiter Philipp Melanchthon und Andreas Bodenstein mitgebracht. Einer der Auslöser des Disputs, Johann Tetzel, war zu dem Zeitpunkt bereits schwer erkrankt und konnte nicht teilnehmen. Über ihn ergoss sich nur noch Spott. Bald darauf starb er.
Höhepunkt der "Leipziger Disputation" war der 27. Juni 1519. Der Tag begann mit einer Messe in der Thomaskirche. Es ging jetzt nicht mehr nur um den Ablass, sondern um die Stellung des Papstes, den freien Willen und die göttliche Gnade. Im Ergebnis bedeutete das Treffen in Leipzig für Luther den endgültigen Bruch mit der Kirche in Rom. Angesichts der Weigerung Luthers, seine Thesen zu widerrufen, verhängte diese wiederum über Luther und seine Anhänger 1521 den Kirchenbann.
Über dieses Thema berichtete auch: MDR Sachsenspiegel | Fernsehen | 23.09.2016 | 11:37 Uhr