Persönlichkeiten der Reformation: Elisabeth von Rochlitz Mit drei verheiratet, mit 14 das "Beilager" vollzogen

Die hessische Prinzessin Elisabeth wurde bereits im Alter von drei Jahren mit dem Erbprinzen Johann von Sachsen verheiratet. 14 Jahre war sie, als das "Beilager" vollzogen wurde. Am umfangreichen Ehevertrag baumelten 26 unterschiedliche Siegel. Wichtigster Passus: Sollte ihr Mann Johann vor ihr sterben, stünde Elisabeth als Witwenversorgung Amt Rochlitz mit Schloss und Stadt zu. Und genauso kam es.

In Hessen recht frei erzogen, mochte sich die junge Elisabeth mit den strengen Regeln des Dresdener Hofs nicht abfinden: Sie stritt mit ihrem Schwiegervater Herzog Georg dem Bärtigen und mit einflussreichen Ratsherren, denn nach deren Auffassung ging sie "nicht häufig genug in die Kirche". 1533 verweigerte sie erstmals Buße und das Abendmahl.

Konkubinat nein, Priesterehe ja

Elisabeth machte zwar ihre reformerische und lutherische Gesinnung öffentlich, bewahrte gegenüber dem Reformator selbst jedoch eine kritische Haltung. Sie unterschied streng zwischen Person und Botschaft. Über Luther schrieb sie:

Ist er doch auch ein Mensch und nicht Gott. Wenn er über das Evangelium schreibt, lobe ich ihn, aber wo er schilt wie ein altes Weib, halte ich nichts von ihm.

Gemälde von Elisabeth von Rochlitz
Elisabeth von Rochlitz Bildrechte: Museum Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden

Elisabeth betrieb von Anfang an energisch die Reformation in ihrem Bereich, war selbst sozusagen Reformatorin. Sie verbot Priestern das Konkubinat, erlaubte ihnen aber die Ehe. Die Form des Sakraments band sie an das Gewissen des Empfangenden.

Doch auch sonst hielt sie das Heft in der Hand und führte neue Regeln ein. Manches erinnert dabei an Luthers Ehefrau Katharina von Bora. Akribisch führte Elisabeth ein Ausgabenbuch, intensivierte die Holzfällerei, sodass mehr Geld in die Kassen floss. Sie ließ neue Straßen anlegen und hielt ein Auge darauf, dass Lebensmittel unter der Bevölkerung gerechter verteilt wurden. 1544 hielt der Humanist Kaspar Brusch freudig fest, "dass jetzt die kluge und geistvolle Schwester des hessischen Landgrafen Philipp mit großem Eifer und Fleiß regiert". Er nehme die Herzogin wahr als "eine angenehme Frau, anmutig und edel durch gewinnendes Spiel der Blicke und Augen ..." Eine Landesmutter.

"Eiserne Lady" im Schmalkaldischen Bund

Im Zuge der Reformation begehrten immer mehr Frauen auf, schlüpften aus ihren traditionell zugewiesenen Rollen. Marie Dentière etwa, die Klöster stürmte und Bildung für Mädchen forderte. Anna II. von Stolberg, die in Quedlinburg eine neue Kirchenordnung herausgab. Oder Hille Feicken, die ein Attentat auf den Bischof von Münster versuchte, da er ein diktatorisches "Gottesreich" errichtet hatte.

Als einzige Frau wurde Elisabeth von Rochlitz Mitglied des "Schmalkaldischen Bundes", in dem sich 1531 protestantische Fürsten gegen die Religionspolitik von Kaiser Karl V. zusammengeschlossen hatten. Sie erfand sogar eine Geheimschrift, um den Fürsten die Truppenbewegungen der Feinde mitzuteilen. Ihre Korrespondenz verbarg sie in der Vertiefung eines Saales in Schloss Rochlitz. Auch dieses Versteck, in der Ausstellung "Fehlraum" genannt, wurde während der Restaurierung wieder freigelegt. Elisabeth von Rochlitz starb nach schwerer Krankheit im Alter von 55 Jahren.

Über dieses Thema berichtet: MDR FERNSEHEN | Geschichte Mitteldeutschlands | 27.08.2017 | 20:15 Uhr
MDR KULTUR - Fernsehen | Lebensläufe | 27.10.2016 | 23:05 Uhr
MDR 1 Radio Sachsen | 15.09.2016 | 12:00 Uhr

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