Alkohol von A bis Z S - Sucht

23. Januar 2020, 16:59 Uhr

Den Begriff der Sucht, wie wir ihn heute kennen, gab es bis vor gut 200 Jahren, als sich Mediziner des Phänomens erstmals annahmen, noch gar nicht. Das Wort leitet sich ab von "siechen" - an einer Krankheit leiden - und wurde unter anderem in Begriffsbildungen wie Schwindsucht, Gelbsucht oder Fallsucht verwendet. Die Entdeckung der Sucht als eigenständige Krankheit steht in enger Verbindung mit der ältesten und seit jeher verbreitetsten unter den Süchten: der Trunksucht. 1819 kam der deutsch-russische Arzt Carl von Brühl-Cramer in seinem Buch "Über die Trunksucht und eine rationelle Heilmethode derselben" zu dem Schluss, dass das Trinken - als pathologische Verhaltensweise ein "unwillkürliches Übel" - nicht in einer "Verletzung der Moralität, wie man gewöhnlich zu glauben geneigt ist", begründet sei. Eine komplett neue Erkenntnis.

Trockendoc Statistik Alkoholsucht
Prof. Helmut Seitz Bildrechte: MDR FERNSEHEN

Knapp zwei Millionen Menschen sind in Deutschland nach einem Bericht der Drogenbeauftragten der Bundesregierung vom Alkohol abhängig. Rund 70 Prozent sind Männer. Etwa 9,5 Mio. Menschen konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Experten wie der Heidelberger Alkoholforscher Helmut Seitz, der auch in der MDR-"Trocken-Doc"-Staffel Auskunft gibt, definiert riskant so: Wenn Männer etwa mehr als einen halben Liter Bier täglich trinken, was 24 g Alkohol entspricht. Bei Frauen, die empfindlicher auf Alkohol reagieren, bedeutet riskant schon mehr als ein kleines Glas Wein täglich, das sind mehr als 12 g Alkohol. Außerdem sind sogar zwei, drei trinkfreie Tage in der Woche angesagt. Denn Alkohol ist ein Zellgift. Seitz hat in Studien nachgewiesen, wie Alkoholmissbrauch Krebs verursachen kann.

Der Weg in die Sucht führt laut Seitz über "ein problematisches Trinkmuster": "Wenn Sie jeden Tag Alkohol trinken müssen, wenn Ihr Körper danach giert. Wenn Sie aufhören wollen und das nicht können, weil Ihr Körper den Alkohol braucht. Und wenn Sie Ihre Dosis jeden Tag etwas steigern müssen."