Friedrich Kramer, Friedensbeauftragter Ev. Kirche in Deutschland EKD
Landesbischof Friedrich Kramer, Friedensbeauftragter der EKD bei einer Podiumsdiskussion Bildrechte: IMAGO/epd

Evangelischer Kirchentag in Nürnberg | 07.06. – 11.06.2023 Kirchentag diskutiert über Klimakrise und Friedensethik

09. Juni 2023, 12:08 Uhr

Mit Veranstaltungen zur Klimakrise und zur Friedensethik setzt der Deutsche Evangelische Kirchentag am Freitag (09.06.) in Nürnberg sein Programm fort. Prominente Gäste auf den Podien sind u.a. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und Friedensbeauftragter des Rates der EKD Friedrich Kramer.

Halbzeit beim Evangelischen Kirchentag in Nürnberg: Am dritten Tag des christlichen Laientreffens stehen unter anderem Podiumsdiskussionen zu Antisemitismus, Ukraine-Krieg und Transsexualität auf dem Programm.

Ein Schwerpunkt des Kirchentags bildet weiter der Kampf gegen die Klimakrise: Auf einem Podium mit dem Titel "Wer hat’s verbockt? Und was machen wir jetzt?" diskutierten Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), Klimaaktivistin Carla Hinrichs und Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser.

Habeck: Schreckensszenarien stehen im Wettbewerb mit Populismus

Der Bundeswirtschaftsminister warnte in der Runde vor der Instrumentalisierung apokalyptischer Szenarien, um Forderungen nach mehr Klimaschutz Nachdruck zu verleihen. Negativnachrichten und Schreckensszenarien "werden immer im Wettbewerb mit dem nächsten Populismus stehen", sagte Habeck in Nürnberg.

Die Überbietung des Negativen führe nicht dazu, dass die Gesellschaft an Verbesserung, Hoffnung und Zuversicht arbeite. Der Protest für Verbesserungen müsse deswegen so ausgerichtet werden, dass Menschen zuversichtsvoll teilhaben wollen an einer Veränderung.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf dem Evangelischen Kirchentag in Nürnberg
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf dem Evangelischen Kirchentag in Nürnberg Bildrechte: IMAGO / epd

Klimaaktivistin Carla Hinrichs unterstrich die Forderung der "Letzten Generation" nach einem Gesellschaftsrat. Die Regierungen der vergangenen 40 Jahre hätten es "verbockt“, genug zur Abwendung der Erderwärmung zu unternehmen, sagte sie. Ihr fehle das Vertrauen, dass der aktuellen Regierung dies "in diesem System“ gelinge.

Kurz vor der Diskussionsrunde hatten sich Aktivistinnen und Aktivisten der Letzten Generation vor dem Nürnberger Hauptbahnhof auf der Straße festgeklebt.

Kontroverse Diskussion

Auf dem Podium "Welchen Frieden wollen wir?" trafen u.a. der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium Sven Giegold (Grüne), Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer und der EKD-Friedensbeauftragte und Landesbischof der EKM Friedrich Kramer aufeinander und diskutierten über die Grenzverschiebungen in der Friedensethik.

Kontrovers wurde vor allem über die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine diskutiert.

Der Staatssekretär im für Rüstungsexporte zuständigen Bundeswirtschaftsministerium Sven Giegold (Grüne) sagte, dies nicht zu tun hieße, anderen die Sicherung der nach dem Zweiten Weltkrieg etablierten Friedensordnung zu überlassen. "Wir als Christinnen und Christen sind verpflichtet, auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit hinzuwirken", sagte Giegold, der auch Mitglied im Kirchentagspräsidium ist. Im konkreten Fall sei es aber richtig, die Opfer zu unterstützen.

Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Friedrich Kramer erneuerte seine Ablehnung von Waffenlieferungen. Der mitteldeutsche Landesbischof begründete dies mit dem Aufruf Jesu zu Gewaltlosigkeit, aber auch mit der deutschen Geschichte. Die Ukraine verteidige sich "völlig zu Recht", Deutschland habe aber auf Grund seiner Geschichte auch eine "Blutschuld" gegenüber Russland.

Friedrich Kramer, Bischof der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland, Magdeburg
Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland Bildrechte: MDR/ Nora Große Harmann

Der Generalinspekteur der Bundeswehr Carsten Breuer sagte, wenn die westlichen Staaten die Ukraine nicht mit Waffenlieferungen unterstützt hätten, "wäre der Krieg vermutlich zu Ende". Die Ukraine gäbe es dann aber nicht mehr und die Menschen wären unter dem Joch Russlands. "Der Krieg wäre vorbei, das Leiden für die Menschen ginge weiter", sagte Breuer, der ebenfalls die Waffenlieferungen verteidigte.

Krisen mit dem Willen zur Veränderung begegnen

Am Abend wird die frühere Verteidigungsministerin und CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer an einer sogenannten FuckUp-Night teilnehmen, bei der es um die Chancen des Scheiterns geht. Auf dem 38. Deutsche Evangelische Kirchentag wird es noch bis Sonntag zahlreiche Bibelarbeiten, Gottesdienste und Kulturveranstaltungen geben.

Am Donnerstag (08.06.) hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Menschen dazu ermutigt, angesichts aller Krisen in der Welt ihre Herzen nicht zu verschließen. Er rief zu mehr Miteinander und Solidarität auf. Krisen müsse man mit dem Willen zur Veränderung begegnen.

Eine Frau alleine in einer Kirche 4 min
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4 min

Mit abnehmender Kirchenbindung ist auch der Glaube an Gott zurückgegangen. Wenn die Kirche gesellschaftlich wirken wolle, müsse sie das aus den ihr eigenen Motiven tun, so der Religionszoziologe Detlef Pollack.

MDR KULTUR - Das Radio Do 08.06.2023 17:10Uhr 03:48 min

https://www.mdr.de/kultur/videos-und-audios/audio-radio/audio-2348926.html

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Quelle: MDR, KNA, epd

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