Vorgestellt Geführt mit viel Herz und sozialem Engagement: Der Familienhof "Gut Feismann"

In einem kleinen Dorf im Münsterland befindet sich das "Gut Feismann". Dort kann jeder so sein, wie er ist und seine Stärken voll entfalten. Die Feismanns beheimaten auf ihrem Hof neben betreutem und integrativem Mehrgenerationen-Wohnen auch ein tiergestütztes Kinderhospiz.

Gut Feismann
Das "Gut Feismann" Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Das "Gut Feismann" im münsterländischen Darup ist etwas Besonderes: Stefan und Carolin Feismann haben diesen alten Hof für sich und ihre beiden Söhne 2017 saniert. Dort entstand ein tiergestütztes Kinderhospiz, in dem seit zwei Jahren lebensverkürzend erkrankte Kinder zusammen mit ihren Familien Urlaub machen, Kraft tanken, sich erholen und Frieden finden können.

Martin Fromme 29 min
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29 min

Selbstbestimmt So 11.12.2022 08:00Uhr 28:56 min

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Der Mensch steht im Mittelpunkt

Außerdem bietet das Familien-Gut die Möglichkeit zum integrativen Mehrgenerationen-Wohnen. Das heißt, die Familienmitglieder wohnen zusammen mit sechs Bewohnerinnen und Bewohnern, die von ihnen betreut werden. Dabei werden die Feismanns von angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeitern unterstützt.

Eine Frau
Carolin Feismann gibt Auskunft über ihr Konzept Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Doch wie funktioniert das Konzept? "Mein Mann Stefan und ich sind die Rahmengeber für das Ganze. Wir machen die Verwaltung vom gesamten Gutshof. Für die Bewohner hier sind wir die Erziehungsstelle. Wir arbeiten mit einem Jugendhilfeträger zusammen, der uns diese Jugendhilfefälle betreuen lässt. Das machen wir für verschiedene junge Menschen, die sich auf dem Weg ihrer Verselbstständigung befinden“, erklärt Carolin Feismann. Außerdem wohnen eine ältere Dame mit Behinderung auf dem Gut und zwei ehemalige minderjährige unbegleitete Flüchtlinge.

Familiäres Miteinander auf dem Gut

Die Feismanns wollten einen Ort für Menschen schaffen, die in der "normalen Welt" nicht so gut klarkommen. Die Gründe dafür sind vielfältig: eine Behinderung etwa, ein Migrationshintergrund oder andere Schwierigkeiten im Alltag. Einfühlsam schaut man zu Beginn, welche Fähigkeiten die neuen Bewohner mitbringen, was sie leisten können und wo sie Hilfe brauchen. Es ist ein sehr familiäres Miteinander, das von seinen Bewohnern überaus geschätzt wird.

Annika mit ihrem Sohn und Moderator Martin Fromme auf Gut Feismann
Annika und ihr Sohn Niklas leben auf Gut Feismann Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Auch Annika und ihr Sohn Niklas leben auf dem Hof im Münsterland. Beide sind dort vor drei Jahren hingezogen, nachdem sie es schon in verschiedenen Mutter-Kind-Einrichtungen probiert hatten.

Annika ist Asperger-Autistin. Es bereitet ihr große Probleme, wenn etwas neu oder nicht vorhersehbar ist. Daher braucht sie einfühlsame Menschen, die ihr Sicherheit und Halt geben. Annika arbeitet albtags in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Über eine Anzeige sind die Feismanns auf sie und ihren Sohn aufmerksam geworden. Nach einem Besuch auf dem Hof steht für die junge Frau schnell fest, dass sie hier leben will.

Carolin und Stefan machen das mit sehr viel Herz: Sie sind sehr menschlich und ja, das ist wie eine zweite Familie.

Annika

Struktur durch Arbeit auf dem Hof

Auf Gut Feismann leben auch über 50 Tiere, die täglich versorgt werden müssen.

Jessica Leininger bei den Hoftieren
Jessica Leininger mit Heike Maddern-Wellington bei den Hoftieren Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Dafür zuständig ist unter anderem Jessica Leininger. Die 25-jährige arbeitet dort halbtags als ungelernte Tierpflegerin. Angeleitet und betreut wird sie von Heike Maddern-Wellington, die auf dem Hof als Wirtschaftsmeisterin tätig ist.

Jessica ist an ADHS, dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, erkrankt. Die Arbeit auf dem Hof bietet für sie die Möglichkeit, Struktur in ihren Tagesablauf zu bringen. Auf dem Gutshof fühlt sie sich wohl, der Umgang mit den Tieren stärkt ihr Selbstbewusstsein, sagt sie.

Für mich ist das Besondere hier, dass ich so sein kann, wie ich bin. Das ist das Wichtige für mich.

Jessica

Für Carolin Feismann ist es wichtig, Menschen aus Schubladen wie"alt", "krank", oder "behindert" herauszuholen und jeden Tag aufs Neue ein erfülltes Miteinander zu versuchen.

In der Küche der Feismanns
Mit den Feismanns beim gemeinsamen Essen Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Selbstbestimmt - Das Magazin | 11. Dezember 2022 | 08:00 Uhr