Kleines WörterbuchJiddische Begriffe in unserer Alltagssprache
In der deutschen Sprache gibt viele Wörter, die ursprünglich aus dem Jiddischen stammen. Hier finden sie einen Überblick von Begriffen, die fest in unserem Alltags-Wortschatz verwurzelt sind, von A wie Abzocke bis Z wie Zoff.
Jiddisch ist im Mittelalter aus der deutschen Sprache entstanden. Anfang des 13. Jahrhunderts durften Juden in Deutschland nur in Ghettos wohnen, damit sie isoliert waren und keinen Kontakt zu den christlichen Mitbürgern aufnehmen konnten.
In den Getthos mischte sich hebräische und deutsche Sprache zu einem Dialekt. Da nur Jungen und Männer hebräisch lesen und schreiben konnten und viele Frauen kein Hebräisch verstanden, wurden ihnen die Geschichten aus der Tora auf Jiddisch erzählt. So wurde Jiddisch zur Alltagssprache und in der Synagoge und bei religiösen Zusammenkünften wurde hebräisch gesprochen. Das Jiddische breitete sich von Deutschland nach Osteuropa aus. Dort nahm es auch Wörter aus slawischen Sprachen auf und entwickelte sich zu einer autonomen Sprache.
A
Abzocke
"zschoken"
spielen, Glücksspiel
ausgekocht
"kochenem"
planen, vorbereiten, sich Vergewissern
B
baldovern
"baal dowor"
Herr der Sache
C
Chuzpe
"chuzpo"
Unverschämtheit
D
dufte
"toff(te)"
taff
G
Ganove
"gannew"
Ganove
Großkotz
"großkotzen"
schwerreicher Mann, Wichtigtuer
I
Ische
"ische"
Mädchen, junge Frau
K
Kaff
"kefar"
Dorf
koscher
"koscher"
dem Gesetz entsprechend
Knast
"knas"
gerichtliche Strafe
M
malochen
"melochnen"
arbeiten
mauern
"mora"
Angst, Furcht
Mauschelei
"mossele, mauschele"
in der Sprache Moses sprechen, für andere nicht verständlich sein
Meschpoke
"mischpocho"
Familie
meschugge
"meschuggo"
verrückt
mies
"mis"
schlecht
Moos (für Geld)
"moo", Plural: "Moos, mous"
Pfennig, Geld
P
Pleite
"pleto, pletja"
Flucht (vor den Gläubigern)
Pleitegeier
"pletja gejer"
jemand, der sich davon macht
R
Reibach
"rewach, rewoch"
Nutzen, Vorteil, Gewinn
Rochus
"roges"
Ärger, Zorn
S
schachern
"sachern"
handeln
Schickse
"schiksa"
die Unreine
Schmiere stehen
"schmiro"
Wache, Wächter
Schlamassel
"schlamassel"
Unglück, Pech (Gegenteil von massel)
Schmonzes
"schmonzes"
Unsinn
Schmu
"schmuo"
Gerede, Geschwätz, Gerücht
Stuss
"schtus"
Unsinn, Torheit
T
Tacheles reden
"tachlis"
Vollkommenheit, Endzweck
Tinnef
"tinnef"
Schmutz, Kot
V
verkohlen
"kol"
Gerücht, unwahre Geschichte
vermasseln
"massel"
Z
zocken
"zchoken"
spielen, Glücksspiel machen
Zoff
"zoff"
(böses) Ende
Quellen: Sebastian Sick, Von Abzocke bis Zoff – Jiddische Wörter in der deutschen Sprache; sebastiansick.de;
Deutschlandfunk Kultur : Von "Massel" und "Schlamassel"