Alexander Nachama in der Synagoge in Erfurt 4 min
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Schabbat Schalom | MDR Kultur | 05.05.2023 Wochenabschnitt Emor: Was der Schabbat bedeutet

04. Mai 2023, 16:50 Uhr

Der Schabbat ist ein ganz besonderer Tag: als einziger Feiertag wurde er von Gott unabänderlich für alle Zeiten festgelegt, so Rabbiner Alexander Nachama in seiner Auslegung des Wochenabschnitts "Emor". Und deshalb sollte er auch gebührend begangen werden: zum Schabbat gehören das Anzünden der Schabbat-Kerzen, der Segen über den Wein, das geflochtene Brot und ein schönes Schabbatessen.

Im Abschnitt dieser Woche, Emor, lesen wir über den Schabbat und über die Feiertage Pessach, Schawuot, Rosch Haschana, Jom Kippur und Sukkot. Es heißt zu Beginn der Verordnungen: "Der Ewige sprach zu Mosche: Rede mit den Israeliten und sage ihnen: Dies sind die Festtage des Ewigen, an welchen ihr eine heilige Versammlung verkünden sollt."

Welche heilige Versammlung ist damit gemeint? Zu Zeiten, in denen der Tempel in Jerusalem noch stand, gab es täglich Opfer, die dargebracht wurden. Am Schabbat und an Feiertagen gab es besondere Opfer, aus Anlass des jeweiligen Tages.

Wir können aber noch eine zweite, wichtige Erkenntnis daraus gewinnen. Es heißt: "Dies sind die Festtage des Ewigen, an welchen ihr eine heilige Versammlung verkünden sollt". Die genaue Festlegung des Kalenders erfolgte durch Menschen.

Immer wenn Neumond ist, beginnt ein neuer jüdischer Monat. Zu Zeiten des Tempels hat das Sanhedrin, der oberste Gerichtshof, den Beginn eines neuen Monats festgelegt. Da es einige Tage gedauert hat, bis diese Nachricht in die Städte und Provinzen außerhalb Jerusalems gelangt ist, etablierte sich der Brauch, die Feiertage stets um einen Tag zu verlängern. Daher hat beispielsweise Schawuot, unser nächster Feiertag, außerhalb Israels zwei Tage, obwohl wir in der Tora nur von einem Tag lesen. Dieser Brauch ist geblieben, auch wenn heute der Kalender mittels mathematischer Formeln berechnet werden kann.

Schabbat kann nicht verschoben werden

Es gibt aber einen Tag, der durch Gott festgelegt worden ist, und der nicht verschoben werden kann: Das ist der Schabbat. So können wir einen klaren Unterschied zwischen dem Schabbat und allen anderen Feiertagen erkennen: Der Schabbat ist schon in der Schöpfung verankert, er ist Zeichen des Bundes zwischen Gott und den Israeliten, er ist der einzige Feiertag, der in den Zehn Geboten genannt wird, und: Der Schabbat ist der einzige Feiertag, der durch Gott unabänderlich für alle Zeiten festgelegt worden ist.

Deshalb steht der Schabbat an erster Stelle in der Aufzählung der Feiertage.

Zum Schabbat gehören die Schabbatkerzen, der Kiddusch (der Segen über den Wein), die Challa (das geflochtene Brot) und ein schönes Schabbatessen. Es gibt das schöne Schabbatlied "Schalom alechem", "Friede sei mit euch", mit dem wir die Engel begrüßen, denn am Schabbat sollen den Menschen andere Engel begleiten als unter der Woche.

Im Talmud gibt es eine schöne Geschichte dazu: „Zwei Dienstengel begleiten den Menschen am Schabbat von der Synagoge in seine Wohnung, ein guter und ein böser. Wenn er nach Hause kommt und das Licht nicht angezündet, den Tisch nicht gedeckt und das Haus nicht aufgeräumt findet, so freut sich der böse Engel und spricht: Möge es sein Wille sein, dass es auch am folgenden Schabbat so sei und widerwillig antwortet der gute Engel: Amen. Wenn er aber nach Hause kommt und das Licht angezündet, den Tisch gedeckt und das Haus aufgeräumt findet, so spricht der gute Engel: Möge es sein Wille sein, dass es auch am folgenden Schabbat so sei und widerwillig antwortet der böse Engel: Amen.“

 Möge es uns gegeben sein, dass wir den Schabbat so vorbereiten und begehen, dass sich stets der gute Engel freuen möge. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen:

Schabbat Schalom!

Zur Person: Alexander Nachama Geboren 1983 in Frankfurt am Main. 2005 erhielt er von Rabbiner Zalman Schachter-Shalomi, dem Gründer der Rabbiner- und Kantorenschule "Aleph", eine Urkunde als Kantor. 2008 erhielt er einen Bachelor in Judaistik (Freie Universität Berlin), 2013 einen Master (Universität Potsdam).

Ab 2007 absolvierte er eine Ausbildung am Abraham Geiger Kolleg mit Studienaufenthalten in Israel, die er 2013 mit der Ordination zum Rabbiner abschloss. 1998 - 2011 amtierte Alexander Nachama zunächst als ehrenamtlicher Vorbeter, später als Kantor in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

In den Jahren 2012 - 2018 war er Gemeinderabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Dresden. Seit 2018 ist er Landesrabbiner der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen.

Schabbat Schalom bei MDR KULTUR Die Sendung bezieht sich auf die jüdische Tradition, die fünf Bücher Moses im Gottesdienst der Synagoge innerhalb eines Jahres einmal vollständig vorzulesen. Dabei wird die Thora in Wochenabschnitte unterteilt. Zugleich ist es häufige Praxis, die jeweiligen Wochenabschnitte auszulegen.

Bei MDR KULTUR geben die Autorinnen und Autoren alltagstaugliche Antworten auf allgemeine Lebensfragen, mit denen sie auch zur persönlichen Auseinandersetzung anregen. Zugleich ist "Schabbat Schalom" eine Einführung in die jüdische Religion, Kultur und Geschichte.

"Schabbat Schalom" ist immer freitags um 15:45 Uhr bei MDR KULTUR zu hören sowie online abrufbar bei mdr.de/religion.

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR | 05. Mai 2023 | 15:45 Uhr