Schabbat Schalom | MDR Kultur | 20.01.2023 Elija Schwarz: WaEra - Über die Zehn Plagen
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Zehn Plagen sandte der Ewige durch Mosche den Ägyptern. Der Pharao macht zwar einige Zugeständnisse, lies aber Gottes Volk nicht aus Ägypten ziehen. Ihm war es egal, wie es seinem Volke geht, wie sehr es unter den Plagen leidet. Auch heute gibt es Menschen, die wie die Pharaonen alles für ihren Machterhalt tun. Auch davon handelt dieser Wochenabschnitt.
Der Ewige offenbart Mosche seinen Namen, den Schem Hameforasch, das Tetragramm Jud-He-Waw-He. Den Vorvätern erschien er als ein allgenügender Gott, aber nicht in seiner Eigenschaft der Treue zu seiner Verheißung.
Mit Awraham, Jizchak und Ja'akow schloss er einen Bund und versprach ihnen das Land Kena'an. Er hat das Wehgeschrei der Bnej Jissra'el in der Knechtschaft Mizrajims (Ägypten) vernommen und er wird sie aus dieser befreien und in das Gelobte Land führen. Mosche und Aaron befielt er, sich zum Pharao zu begeben und von ihm zu verlangen: "Lasse mein Volk ziehen!“
Mosche aber wendet ein, dass wenn ihm das Volk schon kein Gehör schenkt, der Pharao dies erst recht nicht tun wird. Der Ewige gibt den Brüdern Anweisungen für ihren Umgang mit den Israeliten einerseits und dem Pharao andererseits. Mosche soll den Pharao wieder auffordern, das Volk ziehen zu lassen. Gott wird den Pharao starrsinnig machen und Zeichen geschehen lassen, um dem Pharao seine Macht zu zeigen, und sein Volk aus Mizrajim herausführen. Mosche tritt mit 80 und Aaron mit 83 Jahren vor den Pharao. Dieser weigert sich, ihren Worten Folge zu leisten, und lässt sich auch nicht durch das Wunderzeichen eines zur Schlange werdenden Stockes beeindrucken.
Die Zehn Plagen
Die Abfolge von zehn schweren Schlägen (Makkot) in Form verschiedener Plagen gehen über Ägypten nieder. Alle Wasserläufe verwandeln sich in Blut. Sieben Tage lang sterben die Fische in ihnen und die Ägypter suchen nach Trinkwasser. Der Herrscher Ägyptens weigert sich, das jüdische Volk ziehen zu lassen. Es fallen Frösche über das Land her und bedecken es. Dann befällt Ungeziefer Mensch und Tier, gefolgt von wilden Wüstentieren, die aber das jüdische Siedlungsgebiet in Ägypten, die Provinz Goschen verschonen. Diese wird auch von der Tierseuche verschont und dem entzündlichen, in Eiterblasen aufbrechenden Aussatz, der unter Mensch und Tier wütet. Schließlich zerstört Hagel Mensch und Natur. Während der Plagen macht der Pharao dieses und jenes Zugeständnis, lässt aber Gottes Volk nicht aus Mizrajim ziehen.
In den Wochenabschnitten dieser und der kommenden Woche lesen wir von den Esser Makot Mizrajim, besser bekannt als die Zehn Plagen, mit denen der Ewige das ägyptische Volk und den sie beherrschenden Pharao schlug. Auch die mehr am Rande des religiösen Lebens stehenden Juden hören jährlich zu Pessach beim Lesen aus der Haggada während des Pessach-Sseders von den Schlägen, nichts anderes bedeutet Makot, die die Ägypter als Katastrophen erfuhren.
In der Haggada lesen wir zuvor von den vier Kindern. Das mögliche Verhältnis zur Erzählung von der Befreiung aus Mizrajim, wird uns an vier prototypischen Kindern demonstriert. Einem verständigem, einem bösen, einem naiven und einem Kind, welches nicht zu fragen weiß. Bedauerlicherweise werden bisweilen aus diesen Kindern Erwachsene, deren Verhältnis zur unserer zentralen Befreiungserzählung keinem Wandel unterlag.
Es geht um Machterhalt
Ich möchte von einem verständigen Kinde berichten, welche eine Frage stellte zur ersten Plage, bei der alle Oberflächenwasser zu Blut wurden, die Fische starben, der Fluss stinkend wurde und die Ägypter vor Ekel dürsten mußten. Der Pharao zeigte sich damals unbeeindruckt und ließ seine Magier selbiges tun und Wasser in Blut verwandeln. Das Kind stellte folgende Frage. Warum ließ der Pharao seine Magier nicht einfach das Blut wieder in Wasser verwandeln, damit es seinem Volk wieder gut geht? Das war und ist eine sehr berechtigte Frage. Das ist eine großartige Frage!
Der Pharao hat sein ihm zur Verfügung stehendes Potenzial zum Machterhalt genutzt und es war ihm völlig egal, wie es seinem Volke geht.
Das ist das Wesen der Pharaonen durch alle Jahrhunderte hindurch. Und auch heute leben sie auf dieser Erde und werden durchaus auch von der Regierung unseres Landes hofiert. Manchmal sitzen sie auch nur seit Jahrzehnten als Vorstände in Gemeinden. Gemeinsam ist ihnen, dass alles was sie tun, sich an ihrem Machterhalt orientiert.
Und so hat das kleine jüdische Köpfchen mit seiner Frage demonstriert, wie aktuell die Tora für unser Tagesgeschehen ist.
In diesem Sinne Schabbat Schalom!
Zur Person: Elija Schwarz
Elija Schwarz, Jahrgang 1969, arbeitet als Kantor für die Jüdische Gemeinde zu Dresden. Außerdem ist er als Kantor und Religionslehrer für den Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen tätig und betreut auch das Jüdische Seniorenheim Hannover.
Zuvor war er fünf Jahre lang Kantor der Etz-Chaim-Synagoge in Hannover. Darüber hinaus betreut er auch seit fast zwei Jahrzehnten die Jüdische Gemeinde Elmshorn in Schleswig-Holstein.
Wenn er nicht dienstlich unterwegs ist, lebt Elija Schwarz in Bitterfeld.
Schabbat Schalom bei MDR KULTUR
Die Sendung bezieht sich auf die jüdische Tradition, die fünf Bücher Moses im Gottesdienst der Synagoge innerhalb eines Jahres einmal vollständig vorzulesen. Dabei wird die Thora in Wochenabschnitte unterteilt. Zugleich ist es häufige Praxis, die jeweiligen Wochenabschnitte auszulegen.
Bei MDR KULTUR geben die Autorinnen und Autoren alltagstaugliche Antworten auf allgemeine Lebensfragen, mit denen sie auch zur persönlichen Auseinandersetzung anregen. Zugleich ist "Schabbat Schalom" eine Einführung in die jüdische Religion, Kultur und Geschichte.
"Schabbat Schalom" ist immer freitags um 15:45 Uhr bei MDR KULTUR zu hören sowie online abrufbar bei mdr.de/religion.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR | 20. Januar 2023 | 15:45 Uhr