Trinitatiskirche Dresden
Vision vom "Campus Trinitatis" Bildrechte: MDR/Wolfram Nagel

Projekt Trinitatis in Dresden: Eine Kirche als Jugendzentrum?

08. Oktober 2020, 16:41 Uhr

Von Bomben getroffen, brannte die Trinitatiskirche in der Dresdner Johannstadt in der Nacht zum 14. Februar 1945 komplett aus. Die Entrümmerung konnte von der Gemeinde verhindert werden. Sie nutzte die Kirchenruine. Nun sollen der Jugend dort neue Räume eröffnet werden.

"Die Jugendkirche Dresden eröffnet jungen Menschen neue Räume": Unter dieser Überschrift wirbt das Dresdner Stadtjugendamt für ein Projekt, das in einer Kirchenruine entsteht. Von Bomben getroffen, brannte die Trinitatiskirche in der Johannstadt in der Nacht zum 14. Februar 1945 komplett aus. An Stützpfeilern aus rotem Porphyr sind noch immer die Einschlaglöcher von Bombensplittern zu sehen. Alleine der Turm blieb fast unbeschädigt stehen. Die Eisenglocken stammen aus den 1920er-Jahren. Sie erinnern an den Ersten Weltkrieg, als das originale Bronzegeläut für die Waffenproduktion eingeschmolzen wurde.

Gemeinde verhinderte Enttrümmerung

Trinitatiskirche Dresden
Baustelle Trinitatis Bildrechte: MDR/Wolfram Nagel

Wie andere Kirchruinen auch wäre die Trinitatiskirche beinahe der großflächigen Enttrümmerung der Johannstadt zum Opfer gefallen. Das konnte die Gemeinde verhindern, sagt Tobias Funke. Er ist Pfarrer der Stadtkirchgemeinde "Johannes-Kreuz-Lukas": "Es ist jetzt 125 Jahre her, dass sie gebaut wurde, und die letzten 75 Jahre, die längste Zeit ihres Bestehens, war sie Ruine."

In der unmittelbaren Umgebung habe es drei weitere Kirchen gegeben. Johannis-, Andreas- und Erlöserkirche. Die Trinitatiskirche blieb als einzige stehen.  Sogar Gottesdienste wurden hier gefeiert, erzählt Mira Körlin, die Sprecherin der Dresdener Kirchen: "Die Trinitatis-Ruine ist mir als Dresdnerin immer ein Begriff gewesen. An Open-Air-Gottesdienste am 13. Februar kann ich mich erinnern."

Vision vom "Campus Trinitatis"

Die Architekten von CODE UNIQUE gingen 2018 als Sieger aus einem Wettbewerb zur Gestaltung einer Jugendkirche in der Ruine hervor. Baubeginn war Anfang 2020. Die im Krieg zerstörten Außenmauern, Pfeiler und Gurtbögen bleiben erhalten. Begeistert beschreibt Mira Körlin, wie das Kirchenschiff in zwei Jahren aussehen wird:

Wir stehen inmitten der Ruine. Blauer Himmel, weiße Wölkchen über uns. Und das wird auch dann noch so sein, wenn die neue Jugendkirche, das Jugendzentrum fertig ist. Hier, zwischen den Außenmauern wird später ein gläserner Kubus stehen, in den ganz viel Tageslicht fällt. Und nachts wird er leuchten, damit die Johannstädter schon von Weitem sehen, dass wieder Leben eingekehrt ist.

Mira Körlin Sprecherin der Dresdner Kirchen

Auch Frauenkirche feiert Jubiläum

Trinitatiskirche Dresden
Blick auf die Kirche in der Johannstadt Bildrechte: MDR/Wolfram Nagel

Leben in einem sich rasant entwickelnden Stadtteil am Rande der Dresdner Altstadt. Bereits jetzt spricht die Kirchgemeinde mit ihren 10.000 Mitgliedern von einem "Campus Trinitatis" am Trinitatis-Kirch-Platz. Dazu gehört die Jugendkirche, der historisch wichtige Trinitatis-Friedhof mit einem von der EU geförderten Trauer- und Begegnungszentrum sowie der evangelische Kindergarten im Gemeindehaus.

Pfarrer Funke predigt am Reformationstag in der wiederaufgebauten Frauenkirche, die am 31.Oktober auch ihr fünfzehnjähriges Weihefest begeht. Sein Thema: Ecclesia semper reformanda. Kirche verändert sich.  

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 25. Oktober 2020 | 10:00 Uhr