Luther verachtet Fronleichnam

In der Reformation wurde Fronleichnam zu einem konfessionstrennendem Merkmal. Luther bezeichnete Fronleichnam 1527 als "allerschädlichstes Jahresfest". Ihm fehlte die biblische Grundregelung, Prozessionen galten ihm als Gotteslästerung.

Doch das Konzil von Trient (1545-1563) bestätigte das Fronleichnamsfest, das nun einen demonstrativen Akzent bekam: Mit großem Aufgebot und Aufwand zeigten Katholiken ihren Glauben: Subdiakone, Diakone, Priester, Nonnen, Mönche, Messdiener zogen mit Fahnen, Schellen und Weihrauch, begleitet von Honoratioren und Erstskommunikanten, Gruppen von Frauen und Männern, geordnet nach Ständen, Verbänden, Bruderschaften und Vereinen zur Prozession. Betend und singend begleiteten sie durch festlich geschmückte Straßen das Allerheiligste, das in der goldenen Monstranz gezeigt wurde.

In Vergessenheit geraten: "Lebende Bilder"

Inzwischen Geschichte und leider vergessen sind die "lebenden Bilder", die einstmals Teil der Fronleichnamsprozession waren: Kain und Abel, der Durchzug durch das Rote Meer, Szenenbilder aus dem Alten und Neuen Testament gehörten zur Prozession. Der "Drachenstich" in Fürth gibt noch heute einen Eindruck damaliger Formenvielfalt. In katholischen Gegenden – in Bayern, im Rheinland, im Eichsfeld, im Sorbischen aber auch in der Rhön und in großen Teilen Süddeutschlands – sind die Straßen zu Fronleichnam festlich geschmückt mit Fahnen und jungen Birkenbäumen. In den Eingängen der Häuser hängen Gobelins und Teppiche. Heiligenfiguren und Kreuze werden inmitten aufwändig gestalteten Blumenschmucks gezeigt. Blumenteppiche werden auf die Straßen gelegt, über die das Allerheiligste geführt wird.

Manche Orte sind berühmt für ihre Kunstfertigkeit, mit der sie Blumenbilder herstellen: Hierzulande sind das Hüfingen auf der Baar, in Italien Genzano di Roma und Bolsena, auf Teneriffa La Orotava. Diesen Brauch scheinen die Franziskaner besonders gefördert zu haben. Von ihnen stammt der Gedanke: Die Armen, die Gott liebt, streuen Blumen, über die Gott, wie über einen Teppich schreitet. Besonders prächtig geschmückt sind auch die vier Prozessionsaltäre, an denen die Prozession anhält – mobile Altaraufbauten, Kapellen oder Wegkreuze. Triumphbögen gibt es heute nur noch in Mardorf in Hessen. Die Prozession endet mit einem feierlichen Segen.

Die Fronleichnamsprozession gibt es übrigens nicht nur für Fußgänger. Beispielsweise auf dem Staffelsee bei Murnau, am Chiemsee und in Köln (Mühlheimer Gottestracht) gibt es zu Fronleichnam auch eine Schiffsprozession.

Volksfrömmigkeit und Tradition

In Bayern nannte man Fronleichnam auch Hoffarts- oder Prangertag. Die Mädchen bekamen neue weiße Kleider zum "Prangen" bei der Prozession. Sie schmückten sich mit Kränzen aus segenbringenden Kräutern. War die Prozession beendet, wurden Jungfernnudeln und Jungfernschmarrn (Schmalzgebackenes) serviert, ein Essen, zu dem sich die männliche Jugend schnell einfand. Prangerstauden hießen die Sträuße aus Blumen, Blättern, Zweigen an den vier Stationsaltären. Sie kamen nach der Prozession zum Palmbusch in den Herrgottswinkel, oder man flocht sie in einen Pranger- oder Atlaßkranz, der den Kindern vor einem Altar aufgesetzt wurde. Der Kranz sollte Segen und Gesundheit bringen.

Wo ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag?

In einigen Bundesländern ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag, so in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland.

Auch in Mitteldeutschland, in einigen Gemeinden in Thüringen und Sachsen mit überwiegend katholischer Bevölkerung ist Fronleichnam ein Feiertag. In Thüringen ist das Eichsfeld sowie Teile des Unstrut-Hainich-Kreises und des Wartburgkreises.

In Sachsen feiern die Gemeinden in Königswartha, Luga, Luppa, Luttowitz, Neschwitz, Prischwitz, Puschwitz, Radibor, Salzenforst-Bolbritz, Saritsch, Sdier Dörgenhausen, Dubring, Hoske, Kotten, Sollschwitz, Spohla, Wittichenau Crostwitz, Nebelschütz, Ostro, Panschwitz-Kuckau, Ralbitz, Räckelwitz und Rosenthal.

Weitere Namen für "Fronleichnam": Außer Fronleichnam heißt dieser Tag auch: Blutstag (Plutstag), corpus Christi (domini, vivicum), dies corporis et sanguinis (domini, sacramenti, sanguinis domini, venerationis corporis) Eucharistia, Festum corporis Christi (die, sanguinis domini), fête dieu (Frk.), Gotstag, Hotsleichnamtag, Hergottstag, Herrenleichnamstag, Immolabit edum, Lichnamestag, Sacramentum, Sakramentstag, Sanguinis Christi, Triumphus corporis Christi, Varleihnam.

Was ist eine Monstranz? Monstranz (lat. monstrare, zeigen), Ostensorium, ursprünglich ein Behältnis zur Aufbewahrung von Reliquien, seit dem 13. Jahrhundert auch zum Zeigen der geweihten Hostie benutzt, zum Beispiel bei Prozessionen.

Die Hostie wird hinter Glas von einem mondsichelförmigen Träger, der Lunula gehalten. Die gothische Monstranz ähnelt meist einer Laterne. Seit der Renaissance ist das Gehäuse von Strahlen umkränzt und erinnert an die Sonne. Das liturgische Gefäß wird nur zu besonders hohen Kirchenfesten gebraucht. Dieses kostbare Gerät ist aus Gold, Silber oder anderen Edelmetallen, manchmal sogar besetzt mit Edelsteinen.

Was ist ein Baldachin? Ein Baldachin ist ein Tragehimmel, benannt nach der Stadt Baldac (Bagdad). Ursprünglich ein kostbarer, golddurchwirkter Seidenstoff aus dem Orient, vor allem aus Bagdad, entwickelte sich daraus später ein Prunkhimmel über Thron, Bischofssitz, Kanzel, Bett.

Bei kirchlichen Prozessionen wird ein Baldachin auf vier Stangen gesteckt und als Tragehimmel verwendet. Er dient zum Schutz und zur Verehrung des mitgeführten Allerheiligsten, besonderer Statuen oder Amtsträger.

In letzterer Funktion wird der Baldachin auf Fresken und Miniaturen, Gemälden oder Reliefs gezeigt. In der christlichen Baukunst ist er ein steinernes Schutzdach. Der dachartige Aufbau ist über einer geweihten Stätte, einem Kultgegenstand oder einer Statue üblich, in frühchristlicher Zeit besonders über Altären, im Mittelalter dann auch über Grabmalen oder im Freien.