Lesbische Mütter - schwule Väter
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Reportage Lesbische Mütter, schwule Väter

17. Juli 2023, 10:22 Uhr

Linda ist ein Wunschkind mit zwei Müttern. John-Luka wächst bei Pflegeeltern auf – einem Männer-Paar. Beide leben in Regenbogenfamilien. Ihre Eltern sind homosexuell und gingen ungewöhnliche Wege der Familiengründung. Sie waren mit die ersten und "Nah dran" berichtete 2011 über ihren Weg zur Elternschaft. Möglich wurde sie durch das Lebenspartnerschaftsgesetz von 2001, das eine wichtige rechtliche Grundlage dafür schuf.

Seitdem hat sich einiges getan, beispielsweise durch die "Ehe für alle", seitdem können auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten und ein Kind adoptieren. Bei einem gemeinsamen Kind haben sie aber weiterhin nicht die gleichen Rechte wie ein heterosexuelles Ehepaar, stellte der Bundesgerichtshof im Herbst 2018 klar.

Bis zu einer gesetzlichen Neuregelung bleibt der Mit-Mutter oder dem Mit-Vater nur die Möglichkeit einer Adoption. Die Reform des Abstammungsrechtes lässt auf sich warten. Auch wenn Studien inzwischen zu dem Ergebnis kamen, dass nicht die sexuelle Orientierung der Eltern entscheidend für das Wohlergehen und die Entwicklung der Kinder sei, sondern die Beziehungsqualität und das Klima in der Familie.

Rückblende: Als sich Jesta und Sophia ein Kind wünschten ...

Sophia und Jestamit Baby Linda.
Sophia und Jestamit Baby Linda. Bildrechte: MDR/Janine Göhring

Als sich Jesta und Sophia ein Kind wünschten, ahnten die beiden Frauen noch nicht, wie mühsam ihr Weg zum Familienglück sein wird. Anders als bei heterosexuellen Ehepaaren wird lesbischen Paaren eine künstliche Befruchtung nicht von der Krankenkasse bezahlt. Jesta und Sophia mussten sich selbst helfen. Bei einer dänischen Samenbank kauften sie Spendersamen. Die künstliche Befruchtung führten sie zu Hause durch. Doch Jesta wurde nicht schwanger. Enttäuscht und hoch verschuldet wussten die Frauen nicht weiter. Da bot sich ein Freund überraschend als Spender an und wenige Wochen später dann die erlösende Nachricht: Baby Linda war unterwegs. Seit der Geburt ihrer Tochter genießen die Frauen ihre Mutterrolle, doch die nächsten Herausforderungen stehen ins Haus. Anders als der biologischen Mutter Jesta steht Co-Mutter Sophia nicht automatisch das volle Sorgerecht zu. Ein Berliner Familiengericht prüft, ob Sophia per Stiefkindadoption die gleichen Rechte erhält.

... André und Stefan ein Pflegekind bekamen

John-Luka, Stefan Simonides, André Noack
André und Stephan mit Pflegesöhnchen John-Luka Bildrechte: MDR/Janine Göhring

Auch André und Stefan können sich ein Leben ohne Kind nicht mehr vorstellen. Mit Unterstützung vom Jugendamt Cottbus nahmen die Männer im April 2010 Pflegesohn John-Luka auf. Sie waren das erste schwule Pärchen, das sich beim Cottbuser Jugendamt um ein Pflegekind bewarb. Nach einem Hausbesuch, der Prüfung des Einkommens und des Gesundheitszustandes - ein Verfahren wie bei allen anderen Pärchen auch - kam die Zusage. Seitdem dreht sich die Welt des Paares um den den Jungen. Jeder noch so kleine Entwicklungsschritt erfüllt Andre und Stefan mit Stolz. Wie alle Pflegekinder hat auch der kleine John-Luka an seiner familiären Vorgeschichte zu tragen. Einfühlsam versuchen die Pflegepapas ihrem Jungen im neuen Zuhause viel Nestwärme zu geben. Ob John-Luka bei Ihnen aufwachsen darf, ist noch nicht endgültig entschieden. Der Pflegevertrag ist zunächst auf ein Jahr begrenzt, danach wird erneut geprüft, ob John-Lukas’ Mutter den Jungen zurück bekommt. Die Gedanken an diesen Moment versuchen die beiden Väter zu verdrängen.

Stichwort: Christopher Street Day (CSD) Der CSD geht auf den Aufstand von Homosexuellen gegen Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street Ende Juni 1969 zurück, dem tagelange Straßenschlachten mit der Polizei folgten.

Der CSD wird seitdem weltweit oft mit sehr farbenfrohen Paraden als Aktionstag gegen Benachteiligungen und für eine tatsächliche Gleichberechtigung aller Menschen begangen.

In Deutschland wird der CSD in vielen größeren Städten zwischen Juni und August gefeiert. Die größten Paraden in Deutschland finden in Berlin und Köln statt.

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Geschichte

Eduard Stapel
Eduard Stapel war einer der Begründer des ersten Arbeitskreises Homosexualität in Leipzig 1982. In den folgenden Jahren setzte er sich DDR-weit für weitere solche Arbeitsgruppe ein und koordinierte die Homosexuellenbewegung des Ostens. Er ist Mitbegründer des heutigen LSVD. Bildrechte: MDR/Hoferichter & Jacobs