Nah dran Müssen Frauen alles können?

24. April 2023, 11:19 Uhr

Julia Ryssel ist Diplomingenieurin. Um ihre beruflichen Träume und ihren Kinderwunsch unter einen Hut zu bringen, hat sie ein Unternehmen gegründet. Dabei genießt sie vor allem die Freiheit, sich ihre Arbeitszeiten flexibel einzuteilen.

Julia Ryssel ist 30 Jahre alt. Um Kinderwunsch und berufliche Träume unter einen Hut zu bekommen, gründete die Diplomingenieurin für Verfahrenstechnik ihr eigenes Unternehmen. Die Unsicherheit einer befristeten Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Freiberg tauschte sie gegen die Unsicherheit, die man als Gründerin hat. Für ihre Firma entwickelte sie einen Hightech-Vibrator.

Vorteile der Gründerszene: Flexibiliät

In der Gründerszene ist es selbstverständlich, dass sie als Frau gründet und technische Aufgaben übernimmt. Aber es gibt auch andere Situationen: "Wenn zum Beispiel bei externen Veranstaltungen eher ältere Herren aus dem Mittelstand da sind, ist die Stimmung anders und ich werde doch eher mal um einen Kaffee gebeten", sagt Julia Ryssel.

Dass sie sich die Arbeitszeiten flexibel einteilen kann, hilft dabei, ihren Job und das Familienleben in Einklang zu bringen. So kann sie zum Beispiel weiterarbeiten, wenn ihre Tochter schon im Bett ist. Die Freiheit, zu sein und zu tun, was man möchte, versucht sie auch, in der Erziehung umzusetzen. "Ich finde wichtig, dem Kind die Freiheit zu geben, sich selbst kennen zu lernen und Eigenschaften zu entwickeln. Anstatt das vorher festzulegen, indem ich sage, dass du als Mädchen bestimmt zickig bist", erklärt Julia Ryssel.

Eigene Entscheidungen zu treffen, war für sie selbst der Schlüssel: "Immer wieder dazu zu stehen, dass die vorgezeichnete wissenschaftliche Karriere wirklich nicht das ist, was ich möchte, war ein ganz großer Julia-Moment", betont sie.

Familie und Aufstieg: Nicht ohne Unterstützung

Einen ganz anderen Weg hat Johanna Winkler aus Crimmitschau eingeschlagen. Die Mutter zweier Töchter heiratete mit 21 Jahren. Nebenbei macht sie eine Weiterbildung von der Krankenschwester zur Medizinpädagogin. Ihren Kindern ein stabiles Umfeld zu bieten, sei ihr am wichtigsten: "Ohne die Hilfe meiner Eltern, meiner Schwiegereltern und meines Mannes könnte ich das nicht machen. Ich bin wirklich darauf fixiert, dass mein Mann geregelte Arbeitszeiten hat, dass er auf die Kinder aufpassen und ich dann lernen kann", erklärt Johanna Winkler.

Überzeugungen leben

Für Heike Bärwolff aus Eisenach bedeutet Gleichberechtigung und Selbstverwirklichung vor allem, frei zu sein: "Mein Leben war geprägt von Ideen, von Vorstellungen. Ich wollte immer schon reisen, habe mir allerdings keine Gedanken gemacht, wie ich das anstellen soll und bin getrampt. Ich habe meine Jugend genossen und versucht, meine Vorstellungen umzusetzen. Manchmal auch mit dem Kopf durch die Wand."

1983 beginnt sie mit anderen Frauen in der Friedensbewegung zu arbeiten. Sie sind die ersten in Eisenach. Ihr politisches Engagement hat damals ihrer Karriere geschadet. Doch diese Erfahrung hat sie stark gemacht und gewappnet. Bis heute steht sie ihre Frau und lebt ihre Überzeugungen.

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Nah dran | 25. Februar 2021 | 22:40 Uhr