
Hintergrund Was ist der Augustinerorden?
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09. Mai 2025, 13:00 Uhr
Der neue Papst Leo XIV. ist ein Augustiner. Er gehört zu einer Ordensgemeinschaft, die nach den Ordensregeln des heiligen Augustinus von Hippo (354-430) lebt. Der hatte zu seinen Lebzeiten Klöster gegründet, die ältesten der Westkirche. Bis heute gibt noch mehrere Augustiner-Klöster in Deutschland. Einer der bekanntesten Augustiner aus Mitteldeutschland war Martin Luther.
Augustinus von Hippo lebte von 354-430, in einer Zeit, in der es noch nicht so viele monastische Gemeinschaften und Eremitenverbände gab. Augustinus - der römischer Bischof war - förderte die Bildung geistlicher Gemeinschaften.
In den folgenden Jahrhunderten wurde das augustinische Erbe weiterführt. 1256 wurde der Orden von Alexander IV. offiziell bestätigt. Da dabei auch Eremitenverbände mit aufgenommen wurden, nannte man den Orden "Augustiner-Eremiten". Der Eremiten-Begriff wurde 1963 gestrichen.
Schwarzes Ordenskleidung mit Kapuze
Als Ordenskleid bekamen die Mitglieder den schwarzen Habit, einen Ledergürtel und eine schwarze Kapuze. Die Klosterregeln waren vergleichsweise moderat, damit sich auch weltliche Priester für ein monastische Leben im Kloster entscheiden.
Die Brüder des Ordens sollten sich in Städten niederlassen und nicht in Einsamkeit leben. Ihr Auftrag bestand in der Verkündigung des Gotteswortes durch Predigt und Schriftauslegung, die würdige Gestaltung des Gottesdienstes und die Pflege von Wissenschaft und Kunst.
Wissenschaftlichen Mittelpunkt des Ordens war das1259 gegründete Pariser Kloster mit seinem später der Universität zugegliederten Studienhaus.
Im Augustinerorden gab es keinen Statusunterschied zwischen Priestern und Laienbrüdern; letztere waren in den Kapiteln (Versammlungen) ebenfalls voll stimmberechtigt und hatten Zugang zu allen Ämtern.
Blütezeit des Ordens
Das 16. Jahrhundert war die Blütezeit des Ordens. Er unterhielt damals weltweit rund 2.000 Mönchs- und 300 Frauenklöster mit etwa 35.000 Mitgliedern. Besonders beliebt wurde der Orden im deutschen Sprachraum. Die deutsche Provinz zählte am Ende des 13. Jahrhunderts ungefähr 80 Konvente. Einer der berühmtesten und wirkmächtigsten Augustiner-Eremiten war Martin Luther (1483-1546). Die Reformation führte in Deutschland letztlich zur Auflösung zahlreicher Konvente des Ordens.
Das heute evangelische Augustinerkloster in Erfurt ist eng mit dem Wirken Martin Luthers verbunden. Gegründet im 13. Jahrhundert lebte Luther dort von 1505 bis 1511 als Mönch und wurde in Erfurt zum Priester geweiht.
Nach der Reformation ging das Kloster 1525 in den Besitz der Evangelischen Kirche über; 1559 wurde es von der Stadt Erfurt säkularisiert.
Seit 2004 gehört das Kloster zu den nationalen Kulturdenkmälern. Die historische Bibliothek aus dem Jahr 1646 umfasst heute circa 60.000 Bücher und gehört zu den bedeutendsten kirchlichen Büchersammlungen Deutschlands. Große Teile des Augustinerklosters dienen heute als Tagungszentrum.
In den Blick der Weltöffentlichkeit geriet das Kloster 2011 beim Deutschland-Besuch Benedikt XVI., als er im ehemaligen Refektorium des Klosters Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Kirche traf und in der Kirche des Klosters einen ökumenischen Gottesdienst feierte.
Derzeit gibt es in Deutschland weitere Konvente des Augustinerordens in Berlin, Fährbrück, Münnerstadt, Würzburg und Maria Eich vor den Toren Münchens.
Quelle: KNA, MDR
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 08. Mai 2025 | 19:30 Uhr