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Die Kerzen auf dem Adventskranz symboliseren das Licht, das den Menschen an Weihnachten durch die Geburt Jesu geschenkt wird. Bildrechte: colourbox.com

Ursprung & BräucheWie und warum feiern wir Advent?

03. Dezember 2024, 04:00 Uhr

In diesem Jahr beginnt sie am 1. Dezember – die Adventszeit. Kinder öffnen die Türen ihres Adventskalenders und die Erwachsenen beginnen, die Vorbereitungen für das Fest zu treffen. Oft bleibt da für Besinnlichkeit kaum Zeit. Doch was heißt eigentlich Advent? Wieso hängen wir Sterne auf, basteln Adventskränze und singen "O du Fröhliche"?

Mit dem ersten Adventssonntag beginnt das neue Kirchenjahr. 1. Advent 2024 ist am Sonntag, den 01. Dezember 2024

Das Wort "Advent" leitet sich vom lateinischen "Adventus" ab und heißt "Ankunft". Für die Christen ist der Advent die Zeit der Erwartung, die Vorbereitungszeit auf die Ankunft Christi, dessen "Geburtstag" in der Weihnachtsnacht gefeiert wird. Doch heutzutage ist der Advent für viele Menschen weniger eine geruhsame Zeit.



Für so manchen bedeutet er Stress: Da wollen Weihnachtswunschlisten abgearbeitet werden, da müssen Familienfeste geplant und vorbereitet werden - da setzen sich viele unter Druck, um zu Weihnachten mit einem perfekten Fest zu glänzen. Die Innenstädte sind überfüllt, die Stimmung angespannt - von Erwartung und Besinnung ist da nicht viel zu spüren.

Für die einen Freude, für andere ein Graus

Advent ist auch die Zeit der Weihnachtsmärkte, des Glühweindufts, des Plätzchenbackens, Liedersingens, der Zeit, um sich zu erinnern: An das Weihnachten der Kinderheit. Dabei ist es wie mit vielem: Der eine kann nicht genug davon bekommen und dem anderen graut davor. Kerzen, Sterne, Räuchermännchen, Tannengrün, Märchen und frostige Temperaturen – das macht die Vorweihnachtszeit aus.

Ein Advent ohne Licht und Glanz, ohne Hoffnung und Sehnsucht, Wünsche und Erinnerungen – unvorstellbar. Und so schließt sich der Kreis: Weihnachten beschenkt Gott die Christen mit seinem Sohn, auf dass er Friede und Trost bringe. Auch für Nichtchristen soll es ein Fest des Friedens und der Familie sein.

Advent für die Christenheit – Die Ankunft Jesu Christi

Für die Christenheit ist der Advent die vierwöchige Vorbereitungszeit auf Weihnachten, das Fest der Geburt Jesu Christi. Dabei hat "Ankunft" eine zweifache Bedeutung: Zum einen ist damit die Geburt, die Menschwerdung Gottes gemeint, zum anderen weist der Advent auf das zukünftige Kommen Christi hin. Mit dem ersten Advent beginnt das neue Kirchenjahr.

Die Adventssonntage

Der erste Sonntag im Advent steht bei der Katholischen Kirche im Zeichen von der Wiederkunft Christi am letzten Tage, also der Apokalypse und dem Jüngsten Gericht. Die Protestanten feiern den Einzug Christus' nach Jerusalem. Am zweiten und dritten Adventssonntag steht bei den Katholiken Johannes der Täufer im Mittelpunkt, während evangelische Christen die Wiederkunft des Herrn begehen und am dritten ebenfalls an Johannes den Täufer erinnern. Den vierten Adventssonntag widmen katholische und evangelische Gemeinden gleichermaßen der Gottesmutter Maria. Ihr zu Ehren begehen die Katholiken während der Adventszeit am 8. Dezember Mariä Empfängnis. Weitere Feiertage während der Adventszeit sind der Barbaratag (4. Dezember) und St. Nikolaus (6. Dezember).

Advent historisch

Die Adventszeit kennt man seit dem Ende des vierten Jahrhunderts. Zunächst war sie nur drei Wochen lang und geprägt von Beten und Askese, also Fasten. Vorbild war die Passionszeit, die Fastenzeit vor Ostern. Im sechsten Jahrhundert lässt sich der Advent auch in Rom nachweisen, allerdings sechs Sonntage umfassend. Papst Gregor I., genannt auch der Große (590-604), kürzt den Advent auf vier Sonntage. Seit dem Konzil von Trient (1545-1563) schließlich wird der Advent gesamtkirchlich für vier Wochen festgeschrieben. Einzig in Mailand gibt bis heute noch eine sechswöchige Adventszeit.

"Goldene Legende"

Die 1236 bis 1273 geschriebene "Goldene Legende" (Legenda aurea) fasst die Vielfalt der adventlichen Gedanken und Inhalte zusammen: "Es sind vier Wochen des Adventus, die bezeichnen die vier Zukünfte unseres Herren: die erste, dass er zu uns ist kommen in der Menschheit; die andere, dass er mit Gnaden ist kommen in der Menschen Herzen; die dritte, dass er zu uns ist kommen in den Tod; die vierte, dass er wird wiederkommen zu dem jüngsten Gericht." Die liturgisch verordnete Farbe ist Violett, die für Buße und Fasten steht und den ernsten Charakter der Adventszeit verdeutlichen soll.

Symbole des Advents: Schiff, Stern und Adventskranz

Der feuchte Morgentau, das ankommende Schiff und der leuchtende Stern sind die christlichen Symbole der Adventszeit. Während Tau und Schiff heute nur noch in der christlichen Literatur und Darstellung einen Platz haben, sind Sterne und Kerzen nicht nur in Kirchen zu finden. Straßen, Plätze, Weihnachtsmärkte, Schaufenster oder die heimische Wohnung sind ohne leuchtende Sterne oder Kerzen nicht denkbar.

"Tauet, Himmel, von oben"

"Tauet, Himmel, von oben, ihr Wolken regnet den Gerechten. Es öffne sich die Erde und sprosse der Heiland hervor." So heißt es bei Jesaja 45,8. Der Tau des Himmels befruchtet die Erde. Dieses Gleichnis aus der Bibel steht für die Empfängnis Mariens. Es ist eine Metapher aus dem Alten Testament und kündigt den Juden den Messias an. Der Messias, der für die Christen Jesus ist. Die Epiphanie, die Erscheinung eines Gottes in einem Schiff darzustellen, geht auf vorchristliche Traditionen zurück: Der griechische Gott Dionysos fährt im festlich geschmückten Schiff von Kleinasien über das Meer nach Athen. In Rom wird zum Gedenken an Julius Cäsar eine Münze geprägt, die auf der Rückseite ein Schiff zeigt, das Schiff des Gottes Saturn, darüber ein Stern.

Der Stern ist das älteste Symbol für die Ankunft Christi. Neben Himmelstau und Schiff findet man ihn schon früh in der Ikonografie des Advents. Der Stern, der den drei Weisen aus dem Morgenland den Weg zur Geburtsstätte Christi zeigt, wird schon auf römischen Sarkophagen des 4. Jahrhunderts dargestellt. Erregt miteinander sprechend, die Hände zum Himmel erhoben, suchen und finden die Weisen aus dem Morgenland den Stern, der sie zur Ankunft bei Christus geleitet.

Der Herrnhuter aus der Oberlausitz

Heute leuchtet ein ganz besonderer Adventsstern in unseren Breitengraden. Der ist noch gar nicht so alt und hat seine Wurzeln in Mitteldeutschland: Der Herrnhuter Stern. Vor rund 300 Jahren gründen protestantische Religionsflüchtlinge in der Oberlausitz eine neue Brüderunität, die Herrnhuter Brüdergemeine. Stolz sind sie auch auf ihre Weihnachtstradition.1887 wird zum ersten Mal von einem Stern aus bunten kegelförmigen Papierzacken berichtet, den man aufhängen kann und der von innen beleuchtet wird. Er wurde für die Knabenschulen in Kleinwelka und Niesky angefertigt. Pieter Hendrik Verbeek produziert um 1900 dann gewerbsmäßig die Papiersterne in seiner Herrnhuter Buch- und Musikalienhandlung. Sein Sohn Harry Verbeek weitet 1924 den Betrieb zur "Sternelein Fabrik" aus. 1945 wird sie zunächst verstaatlicht, 1968 aber wieder Eigentum der Brüder-Unität. Die Manufaktur in der Oberlausitz ist heute das ganze Jahr über ein Touristenmagnet. In einem Besucherzentrum gibt es eine Schauwerkstatt, man erfährt alles zur Geschichte und Entstehung der Herrnhuter Brüderunität.

Der Adventskranz

Der Adventskranz ist in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Der Hamburger Pfarrer und spätere Berliner Oberkonsistorialrat Johann Hinrich Wichern (1808-1881) erfindet ihn. 1833 gründet er eine Anstalt zur Betreuung gefährdeter Jugendlicher, das "Raue Haus" in Hamburg Horn. Am 1. Dezember wird dort auf einem Tannenkranz eine erste Kerze entzündet und dann jeden Tag eine mehr, so dass am Heiligen Abend 24 Kerzen brennen. Mit dieser Symbolik nimmt Wichern das Wort vom "Licht, das in der Finsternis leuchtet" (Johannes 1,1) auf.

Mal selber machen? Bildrechte: Colourbox.de

Am Weihnachtsabend leuchtet er hell, so wie Christus: Der Kreis des Adventskranzes nimmt das Bild von der Sonne auf, die an Weihnachten wieder an Stärke gewinnt und Christus symbolisiert. Nach dem Ersten Weltkrieg wird der Tannenkranz mit den vier Kerzen überkonfessionell. Seine Symbolik verträgt sich auch mit den liturgischen Vorgaben der katholischen Kirche. Heute ist der Adventskranz in fast allen deutschen Wohnzimmern heimisch. Lichterglanz oder Geschenke-Stress: Letzlich liegt es jedoch an uns, wie wir die Zeit der Vorfreude begehen wollen.

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