Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio

Religion & Gesellschaft

KalenderGottesdiensteJüdisches LebenKontakt
Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Robert Michael

"Mariä Lichtmess"Warum früher die Weihnachtszeit erst am 2. Februar endete

12. Dezember 2023, 04:00 Uhr

Spätestens am 2. Februar ist Schluss: Die Tannenbäume werden aus den Kirchen und Stuben geräumt. Die katholische Kirche feiert das Fest der "Darstellung des Herrn", im Volksmund Mariä Lichtmess genannt. Es ist eines der ältesten christlichen Feste, aber aus dem Alltag vielerorts fast verschwunden. Traditionell damit verbunden waren Lichterprozessionen und Kerzenweihen. Wir erklären, woher das Fest kommt – und wie in Spergau, einer kleinen Gemeinde bei Leuna, Lichtmess rund um den 2. Februar groß gefeiert wird, mit einer Prozession, die seit 2018 Immaterielles Kulturerbe ist.

40 Tage nach Weihnachten ging früher die Weihnachtszeit zu Ende. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) gab es eine sogenannte Liturgiereform. Danach wurde der Sonntag nach dem Dreikönigstag am 6. Januar als Ende des Weihnachtsfestkreises festgelegt. Viele Familien und Gemeinden halten allerdings am alten Brauch fest und bauen erst zu Mariä Lichtmess am 2. Februar die Krippe ab und bringen den Weihnachtsbaum weg.

"Darstellung des Herrn"

Das Fest knüpft an das Lukas-Evangelium an, wonach Jesus wie alle jüdischen Erstgeborenen 40 Tage nach seiner Geburt von seinen Eltern zum Tempel in Jerusalem gebracht und dem Herrn "dargestellt", also geweiht wurde. Zudem brachte Maria an diesem Tag der Überlieferung nach ein Reinigungsopfer dar, wie es das jüdische Gesetz vorschrieb. In dem Bericht Lukas' heißt es außerdem, dass Simeon und Hanna in Jesus den Erlöser erkannten, ein "Licht zur Erleuchtung der Heiden".

Darstellung des Herrn im Tempel, Fresko von Thomas von Villach um 1470 Bildrechte: mago/imagebroker

Lichter-Prozessionen und Kerzenweihe

Begangen wird das Fest "Darstellung des Herrn" seit Anfang des fünften Jahrhunderts in Jerusalem; in Rom wurde es um 650 eingeführt und mit Lichterprozessionen verbunden. Dazu wurden eigens Kerzen geweiht. Aus dem Fest zu Ehren Christi entwickelte sich mit der Zeit ein Marienfest, im Volksmund "Mariä Lichtmess" genannt. Seit der Liturgiereform wird es wieder mit Bezug auf Jesus als "Herrenfest" gefeiert. Zu Mariä Lichtmess am 2. Februar werden in vielen Kirchen die Kerzen für das neue Jahr geweiht, etwa auch im Erfurter Dom St. Marien.

Uralter Brauch in Spergau bei Leuna

Mariä Lichtmess hatte jahrhundertelang auch eine Bedeutung im bäuerlichen Leben. Knechte und Mägde bekamen dann ihren Jahreslohn und konnten den Dienstherrn wechseln. Außerdem wurde besonders aufs Wetter an diesem Tag geblickt, wie einige Sprüche zeigen: "Scheint an Lichtmess die Sonne heiß, bringt der Märzen Schnee und Eis" oder "Lichtmess trüb ist dem Bauern lieb."

Die Spergauer Lichtmess ist ein Brauch, der in der Gemeinde in Sachsen-Anhalt am ersten Sonntag nach Maria Lichtmess gefeiert wird. So wird symbolisch der Winter ausgetrieben. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Willnow

Von der Vorfreude auf den Frühling kündet ein alter Brauch, der sich in Spergau, einem Ortsteil von Leuna in Sachsen-Anhalt, erhalten hat. Am ersten Sonntag zu oder nach Lichtmess gibt es dort eine Prozession. Lichtmess heißt in Spergau, den Winter auszutreiben. Der Brauch geht laut einem Hinweis in der Ortschronik auf das Jahr 1688 zurück. Seit 2018 gehört die Spergauer Lichtmess zum Immateriellen Kulturerbe in Deutschland. Die Vorbereitungen dafür beginnen immer schon im September. Traditionell wird dabei auch ein Feuer entzündet und symbolisch verbrannt, was im neuen Jahr nicht mehr gebraucht wird. Als Pferde verkleidete Männer jagen mit einem alten Pflug durchs Feuer, um die Pflugscharen für die kommende Feldarbeit zu härten. 

Murmeltiertag in den USA: Prognose ob langer oder kurzer Winter

In den USA ist am 2. Februar "Murmeltiertag". Dieser Brauch geht auf deutsche Siedler zurück. Damit verbunden ist ebenfalls eine Wetterprognose, die im Städtchen Punxsutawney im US-Bundesstaat Pennsylvania erstellt wird.

Erwacht dort an Mariä Lichtmess ein Murmeltier aus seinem Winterschlaf, sieht seinen Schatten und zieht sich erschrocken in seinen Bau zurück, bleibt es winterlich. Andernfalls kommt der Frühling. Für die Vorhersage muss Murmeltier "Phil" herhalten. Seit mehr als 100 Jahren zieht der amtierende Präsident des dortigen Murmeltiervereins einen der Nager bei Sonnenaufgang aus seinem Bau, vor vielen Schaulustigen und im Livestream übertragen.

Auch interessant

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 02. Februar 2023 | 05:20 Uhr