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Anbetung der Heiligen drei Könige vom Meister des Marienlebens um 1465, Ausschnitt Bildrechte: picture-alliance / dpa | Karl Schnörrer

Legende und WissenschaftskrimiWoran der Dreikönigstag am 6. Januar erinnert

Sie gehören zu den populärsten Gestalten der Volksfrömmigkeit in katholisch wie auch in orthodox geprägten Ländern: Caspar, Melchior, Balthasar - die Heiligen Drei Könige. Der 6. Januar ist ihnen gewidmet und in vielen Ländern ein Feiertag. Was wir heute über die Geschichte der drei Weisen aus dem Morgenland und den Stern, dem sie folgten, wissen:

In der Herzog August Bibliothek von Wolfenbüttel liegt eine uralte Schrift, die Auskunft gibt über die drei Weisen aus dem Morgenland: Die "Legenda Aurea" erzählt von einer Expedition der Kaiserin Helena, Mutter Konstantins des Großen, ins Heilige Land. Gefunden werden dabei demnach um 326 das "wahre Kreuz Christi" – und die Gebeine der Heiligen Drei Könige. Kaiser Konstantin macht sie dem Bischof Eustorgius von Mailand zum Geschenk.

Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: 'Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.'

Matthäus 2,1-2 | www.die-bibel.de

Kurz erklärt: Drei Könige?Matthäus ist der einzige der vier Evangelisten, der von den Besuchern aus dem Morgenland und ihren königlichen Geschenken berichtet:

Demnach kommen sie als Weise oder Sterndeuter an die Krippe – mit Gold, Weihrauch und Myrrhe. Gold steht für die Königswürde, Weihrauch für die Gottheit, Myrrhe für den Tod. Matthäus nennt die drei Weisen im 2. Kapitel seines Evangeliums "Magi" - Magier aus dem Osten. Wie viele es sind, verrät er nicht. Lediglich aus der Zahl ihrer Gaben schlussfolgerte man, es seien drei gewesen. Die Namen Caspar, Melchior und Balthasar erhalten die drei "Könige" wohl um das 8. Jahrhundert herum.

Das Dreikönigsfest steht für das Erscheinen Gottes in der Welt. Daher wird der Tag auch Epiphanias genannt – abgeleitet vom griechischen Wort "epiphaneia" für Erscheinung.

Im frühen Christentum erinnern die Gläubigen am 6. Januar zudem an die Taufe Jesus durch Johannes den Täufer. Das ursprüngliche Geburts- und Tauffest Jesu wird erst im frühen Mittelalter zum Gedenktag für die Heiligen Drei Könige, die das Jesuskind anbeten.

Wallfahrtsort Kölner Dom

Nach einer siegreichen Schlacht gegen die Mailänder bringt der Kölner Bischof Reinhard von Dassel die Gebeine 1164 als Geschenk Kaiser Barbarossas in seine Heimatstadt. Schnell wird Köln so zu einem Wallfahrtsort. Pilger aus allen Teilen Europas kommen in die Stadt. Sie hoffen auf Heilung von schweren Krankheiten, auf Vergebung ihrer Sünden und Erlass ihrer Höllenstrafen. 1248 beginnt der sechs Jahrhunderte währende Bau eines neuen Doms, fünfschiffig und mit einem gewaltigen Innenraum, um den Strom der Pilger fassen zu können.

Schatz der Christenheit: Dreikönigenschrein

Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom. Bildrechte: imago/INSADCO

Unter dem Chordach des Kölner Doms, das 1322 vollendet wird, entsteht die wohl bedeutendste Goldschmiedearbeit des Mittelalters: der Dreikönigenschrein, der die Gebeine der drei Könige von nun an beherbergen soll. 30 Jahre lang soll Nikolaus von Verdun an dem Schrein gearbeitet haben. Einmal im Jahr wird der Dreikönigenschrein im Kölner Dom geöffnet, am 6. Januar. Durch das goldene Gitter sind drei Schädel erkennbar, geschmückt mit goldenen Kronen.

Legende und Wissenschaftskrimi

Lange Zeit zweifelte niemand an der Echtheit der Gebeine. Eine umfassende pathologische Untersuchung fand nicht statt. Erst 1864 wird der Schrein im Beisein von Kölner Honoratioren geöffnet, um alle darin befindlichen Knochen zu entnehmen. Schon damals weiß die Medizin, dass die Fugen des menschlichen Schädels erst in einem Alter von ungefähr 50 Jahren ganz zugewachsen sind. Somit datieren die anwesenden Ärzte das Todesalter für den ersten Schädel auf rund zwölf Jahre, für den zweiten auf 25 bis 30 Jahre. Beim dritten Schädel sind die Nähte verwachsen, er passt zu einem Mann in den Fünfzigern. Das entspricht exakt den mittelalterlichen Legenden und Bildern, die die drei Weisen als Jüngling, erwachsenen Mann und Greis darstellen.

Das Rätsel um den Stern

Die Anbetung der Könige von Alessandro Allori (1583, Gobelin) - Viele Maler des Mittelalters sahen die drei Weisen aus dem Morgenland eher als bescheidene Reisende. Hochherrschaftlich sind nur ihre Gaben, die von alters her als unendlich kostbar galten. Es dauerte noch einige Jahrhunderte dauern, bis die drei in der christlichen Kunst einheitlich als Könige gemalt werden. Bildrechte: colourbox

Doch wie kommt es zu der Geschichte, die drei Weisen seien einem Stern gefolgt? Im 12. Jahrhundert glaubt man im christlichen Abendland, die Welt bestünde aus den drei Kontinenten Europa, Asien und Afrika. So verbreitet sich die Anschauung, dass die Heiligen Drei Könige diese Kontinente symbolisieren. Andere aber halten sie für drei Astronomen, die in der Zeit um Christi Geburt etwas Außergewöhnliches beobachtet haben, vielleicht einen Kometen oder eine Supernova. Oder soll der Stern doch "nur" ein Symbol sein für die leuchtende Kraft des Messias?

1925 finden Archäologen im Irak eine Keilschrifttafel, auf der astronomische Ereignisse des Jahres 7 v. Chr. vorausberechnet sind. Es gilt als wahrscheinliches Geburtsjahr des historischen Jesus. Auf der Tafel ist eine sogenannte dreifache Jupiter-Saturn-Konjunktion im Sternbild Fische beschrieben, das heißt, die beiden Planeten kommen sich sehr nah und das innerhalb eines Jahres sogar dreimal. Daraus abgeleitet wird ein besonderes Ereignis "wie im Himmel so auf Erden".

"Ein Ereignis, das mit Sicherheit stattgefunden hat, ist eine Konjunktion, das bedeutet eine enge Begegnung von zwei Planeten am Himmel. Das waren der Jupiter und der Saturn, die sich im Jahre 7 v. Chr. im Sternbild der Fische begegnet sind. Solche Konjunktionen gibt es immer wieder, aber diese hier ist eine, die die Babylonier kannten und die man möglicherweise so hätte interpretieren können, dass der Jupiter für einen König steht, der Saturn für die Juden, die Fische für die Richtung Palästina, so dass sie einen babylonischen Sterndeuter inspirieren können, sich auf den Weg zu machen", erklärt Susanne Hüttemeister, Professorin für Astronomie in Bochum.

Doch letztlich gibt es bis heute keine abschließende Erklärung für das Phänomen. Mit der Anbetung des Jesuskindes in der Krippe endet die Geschichte der Heiligen Drei Könige, die Raum für viele Interpretationen lässt. Deren Existenz mag umstritten sein, doch gilt sie immer noch als Zeugnis für die Macht des Glaubens.

Sowohl Katholiken als auch Orthodoxe verehren die drei Könige aus dem Morgenland bis heute. Der 6. Januar ist ihnen gewidmet und in vielen Ländern ein Feiertag.

Nur in drei Bundesländern ist der Dreikönigstag ein gesetzlicher Feiertag: Die Menschen in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt haben frei.

Sternsinger in Winterlandschaft, 2017 Bildrechte: imago/Eibner

Stichwort: Dreikönigs- oder SternsingenAb dem späten Mittelalter spielten Studenten und Kinder den Zug der Sterndeuter nach. Sie gingen von Haus zu Haus, um sich Spenden zu erbitten - Schüler zum Beispiel sammelten für ihr Schulgeld. Damit das nicht nach Betteln aussah, sangen sie Lieder.

Das "Dreikönigssingen", wie wir es heute kennen, entstand in den 1950er-Jahren: Die Sternsinger sammeln nicht für sich selbst, sondern für Kinder in Not.

BuchtippMartin Papirowski: Die Heiligen Drei Könige - Die Entstehung des Kölner Doms / The Three Magi. mit Vorworten von Peter Pauls (Chefredakteur KStA), Dr. Klaus Krämer (Prälat) und Michael Hauck (Dombaumeister).
Du-Mont Buchverlag, Köln 2013,
ISBN 978-3-8321-9452-9
(zweisprachig, mit DVD).

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | 06. Januar 2022 | 22:40 Uhr