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Darstellung in der Basilika Santa Maria Maggiore im italienischen Bergamo Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Was katholische Christen am 15. August feiernMariä Himmelfahrt: "Eine Frau, mit der Sonne bekleidet"

14. August 2023, 09:11 Uhr

Am 15. August feiert die römisch-katholische Kirche das Hochfest Mariä Himmelfahrt bzw. Mariä Aufnahme in den Himmel. Katholische Christinnen und Christen glauben, dass Maria an diesem Tag mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde. In Teilen von Bayern und im Saarland, in Österreich und in der Schweiz sowie in anderen katholisch geprägten Ländern ist das Hochfest ein staatlicher Feiertag.

Die Himmelfahrt Marias wird in der Bibel nicht erwähnt. Überhaupt wissen wir aus den Evangelien nur wenig über das Leben der "Mutter Gottes", obwohl sie zu den bekanntesten Figuren des Christentums gehört. Die Evangelisten Lukas und Matthäus berichten von ihr in der Weihnachtsgeschichte, ansonsten ist sie in der Heiligen Schrift kaum zu finden, geschweige denn eine Himmelfahrt Mariens. Lediglich im Zusammenhang mit Pfingsten wird Maria in der Apostelgeschichte und im Johannes-Evangelium als Zeugin der Kreuzigung Jesu erwähnt.

Ursprung der Marienverehrung

Nur in der Offenbarung des Johannes gibt es eine Anspielung auf den Verbleib der Gottesmutter:

Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: Eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.

Offenbarung des Johannes Kapitel 12, Vers 1

In der Kunst nennt man die Marien-Darstellungen nach dieser Beschreibung Mondsichel-Madonna. Die geringe Anzahl der biblischen Erwähnungen der Gottesmutter und die mangelnde Quellenlage ließ den Legenden um die "Jungfrau Maria" viel Raum. So wird die Bewunderung und der Mythos um die Mutter Jesu zum Fundament für die Marienverehrung in der römisch-katholischen Kirche.

Wann ist der Feiertag?

Der früheste schriftliche Bericht über Marias Aufnahme in den Himmel kommt aus Ägypten. Geschrieben wurde er vermutlich im 4. Jahrhundert. Die orthodoxen Kirchen feiern Maria Himmelfahrt bereits seit dem 5. Jahrhundert als Fest "Dormitio", was soviel bedeutet wie "Entschlafung". In der römisch-katholischen Kirche wird der Tag erst 300 Jahre später als "Mariä Himmelfahrt" in der christlichen Welt anerkannt und zu einem der wichtigsten Feste im liturgischen Kalender der römisch-katholischen Kirche.

In Deutschland wird Mariä Himmelfahrt zum ersten Mal im Jahr 813 gefeiert. Der oströmische Kaiser Mauritius legt das Fest schließlich auf den 15. August.

Verschiedene Lehren über ewiges Leben Mariens

Je mehr das Fest an Bedeutung gewinnt, umso intensiver wird in den Quellen nach schriftlichen Berichten gesucht. Der Ort der Himmelfahrt Mariens soll Ephesos oder aber Jerusalem gewesen sein. Unterschiedlich sind die Quellen auch, was die Bezeugung des Ereignisses durch die Apostel betrifft. Mal wird berichtet, dass die Apostel von Anfang an bei diesem Ereignis dabei waren, in anderen Quellen wiederum heißt es, dass der heilige Thomas erst später dazu kam und ihr Grab leer vorfand. Nicht ganz einig ist man sich darüber, ob Maria erst nach ihrem Tod in den Himmel aufgefahren ist, wie die orthodoxe Kirche lehrt, oder ob die heilige Jungfrau das ewige Leben schon hatte, bevor sie überhaupt gestorben ist.

Einiger ist man sich über Jersusalem als den Ort, an dem Maria "entschlafen" sein soll. Dort, auf dem Berg Zion in der Dormitio-Abtei, leben heute deutsche Benediktiner.

Papst legt leibliche Auferstehung fest

Die römisch-katholische Kirche hat in der Frage der leiblichen Auferstehung ein Dogma, also eine unfehlbare Entscheidung des Papstes für die römisch-katholische Glaubenslehre, erlassen. 1950 erklärte Papst Pius XII. die "leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel" zum verbindlichen Glaubensinhalt. In dem apostolischen Schreiben "Munificentissimus Deus" vom 1. November 1950 verkündet Pius XII:

Es ist eine von Gott geoffenbarte Glaubenswahrheit, dass die unbefleckte, immer jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Vollendung ihres irdischen Lebenslaufes (expleto terrestris vitae cursu) mit Leib und Seele zur himmlischen Herrlichkeit aufgenommen wurde.

Maria als Sinnbild des erlösten Menschen

Wandmalereien in der Georgisch-Orthodoxen Gottesmutterkirche in Kutaissi. Bildrechte: imago images/GFC Collection

Marias Himmelfahrt bedeutet für katholische Christen, dass Maria direkt nach ihrem irdischen Leben den Zustand erlangt hat, in den andere Menschen erst nach der Auferstehung am Jüngsten Tag kommen. Das Symbol dahinter ist für viele Gläubige mehr als nur ein Glaubensstandpunkt: Wenn die als Mensch geborene Maria in den Himmel aufgenommen wird, kann das jedem Menschen widerfahren. Maria versinnbildlicht somit den erlösten Menschen.

Maria und ihr Glaubenszeugnis haben von Anfang an Kirchenlehrer und Päpste beschäftigt. Zwar ist das Dogma der Himmelfahrt Mariens das bislang jüngste. Doch schon im Jahr 431 erhoben Geistliche auf dem Konzil von Ephesus zum Dogma, dass Maria nicht nur die Mutter des Menschen Jesus ist, sondern auch die Mutter Gottes. Dem folgte gut 100 Jahre später auf dem zweiten Konzil von Konstantinopel das Dogma, dass Maria vor und nach der Geburt Jesu jungfräulich blieb.

1854, tausend Jahre später, wird schließlich das päpstliche Dogma erlassen, dass Maria frei von der Erbsünde ist. Aber nicht nur die Dogmen allein belegen den hohen Stellenwert Mariens im Festkreis des Kirchenjahres. Über das Jahr verteilt gibt es zwölf Marienfeste. Das wichtigste aber ist Maria Himmelfahrt.

Wo ist Mariä Himmelfahrt in Deutschland ein Feiertag?

Mariä Himmelfahrt ist in Teilen vom Saarland und Bayern ein gesetzlicher Feiertag.  Im Saarland ist das landesweit der Fall, in Bayern ist der Anteil der Katholiken ausschlaggebend dafür, ob in einer Stadt oder Gemeinde an diesem Tag gearbeitet werden muss oder nicht. Aktuell gilt Mariä Himmelfahrt in etwas mehr als 1.700 bayerischen Gemeinden als gesetzlicher Feiertag. In Mitteldeutschland ist Mariä Himmelfahrt kein gesetzlicher Feiertag.

Bräuche und Traditionen: Kräutersegnung

Die Segnung von Sommerkräutern Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Die Kräuterweihe zum Fest Mariä Himmelfahrt ist ein Brauch, den es seit dem 8. Jahrhundert in Deutschland gibt. Er hat sich bis heute gehalten. Die Anzahl der Kräuter, die in den Strauß gebunden werden, ist regional unterschiedlich. Sie schwankt zwischen sieben und 99. Sieben oder neun sind zwei Zahlen mit biblischer Bedeutung, aber auch 12, 24, 72, 77 oder 99 sind bekannt.

Einige Kräuter so einem Strauß können Johanniskraut, Wermut, Beifuß, Rainfarn, Schafgarbe, Königskerze, Tausendgüldenkraut, Eisenkraut, außerdem Wiesenknopf, Kamille, Thymian, Baldrian, Odermennig, Alant und Klee sein. Die geweihten Kräuter werden im Haus oder im Stall aufgehängt. Für die Germanen gehörte das Sammeln von Kräutern zu ihren magischen Ritualen und war verbunden mit der Verehrung ihrer Götter. So ist es denkbar, dass sich diese Tradition aus dem heidnischen Götterglauben entwickelt hat.

Himmelfahrts-Programm in Mitteldeutschland

Die Kräutersegnung zu Himmelfahrt ist auch in Mitteldeutschland ein lebendiger Brauch. Alljährlich am Sonntag nach dem 15. August laden die Schwestern des Klosters St. Marienstern zu einer Ökumenischen Andacht mit anschließender Kräutersegnung und Kräuterfest ins Kloster nach Panschwitz-Kuckau ein. Mit dem Brauch der Kräutersegnung verbindet sich die Hoffnung, im Alltag beschützt zu werden und Gutes zu erfahren.

Mehr aus Religion & Gesellschaft

BuchtippsManfred Becker-Huberti und Ulrich Lota:
"Katholisch A-Z. Das Handlexikon"
Freiburg i.Br.: Herder Verlag 2009

Manfred Becker-Huberti u.a.:
"Maria. Ihr Leben, ihr Zeugnis, ihr Wirken"
Leipzig Benno Verlag 2012

Alfred Läpple:
"Kleines Lexikon des christlichen Brauchtums"
Augsburg: Pattloch Verlag 1996

Dieter Kremp:
"Die heilenden Kräuter der Jungfrau Maria. Mariensymbolik und christliche Pflanzen"
Leipzig: Engelsdorfer Verlag 2010

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Nah dran | 24. September 2020 | 22:40 Uhr