In der Mediathek anschauen 300 Jahre Herrnhuter Brüdergemeine: Gottesdienst eröffnet Festwoche
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Weltberühmt ist das ostsächsische Städtchen wegen der Bibellosungen und der Herrnhuter Sterne. 1722 von Glaubensflüchtlingen gegründet, erinnert der Festgottesdienst an das besondere Vermächtnis der Brüdergemeine. Am 12. Juni startete die Festwoche zum Jubiläum. Der Eröffnungsgottesdienst aus dem Kirchsaal der Brüdergemeine ist jetzt in der Mediathek zu sehen.

Der kleine Ort Herrnhut im Osten Sachsens ist weltbekannt. Dazu beigetragen haben die Herrnhuter Sterne und die Herrnhuter Losungen, aber auch die Frauen und Männer, die im Namen ihrer Glaubensgemeinschaft in die entlegensten Winkel der Welt gezogen sind. 2022 gedenkt die Brüdergemeine ihrer Gründung vor 300 Jahren.
Den Gottesdienst ansehen
Der Gottesdienst zur Eröffnung der Festwoche aus dem Kirchsaal der Brüdergemeine verknüpfte aktuelle Fragestellungen mit der Tradition der Herrnhuter. Es gab Gäste und Grußbotschaften aus aller Welt. Die Predigt hielt Pfarrer Dr. Peter Vogt, die musikalische Gestaltung hatte Alexander Rönsch. Der Gottesdienst ist in der MDR Mediathek abrufbar.
Stichwort: Herrnhuter Brüdergemeine
Die Herrnhuter Brüdergemeine geht auf die 1457 gegründete Bewegung der Böhmischen Brüder (Eigenbezeichnung: Brüder-Unität) zurück. So wurden die Anhänger des böhmischen Reformators Jan Hus nach dessen Verbrennung auf dem Konstanzer Konzil (1415) genannt. Die Brüder-Unität zählt zu den ersten evangelischen Kirchen in Europa. Ihre besonderen Anliegen waren die Verbreitung der Bibel in der Landessprache, die Musik und gute Schulen. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden die Böhmischen Brüder fast vollständig vernichtet.
Die Überlebenden ließen sich teils in Polen, teils in Ungarn nieder. Infolge der Reaktion der katholischen Kirche auf die Reformation Luthers kam die Brüder-Unität ab 1722 auf das Gut des Grafen Zinzendorf in der Oberlausitz. Dort gründete sie die Siedlung Herrnhut. Der neue Ort wurde Ausgangspunkt intensiver Diasporaarbeit im alten deutschen Reich, den Niederlanden, der Schweiz und Skandinavien.
Bereits zehn Jahre später begannen die Herrnhuter mit der Mission versklavter Menschen auf den Plantagen in der Karibik. Infolgedessen gibt es weltweit inzwischen mehr als eine Million Anhängerinnen und Anhänger. Die derzeit größte Brüdergemeine befindet sich in Tansania.
Kirchensaal als Mittelpunkt der Gemeine
Der Kirchensaal ist der Mittelpunkt der Gemeine in Herrnhut. Früher nannte man ihn "Gemeinsaal" oder "Betsaal". Die Grundmauern des Kirchsaales stammen aus dem Jahr 1756. In der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 brannte der Kirchsaal - neben großen Teilen des Stadtzentrums - nach einer Brandstiftung nieder. Von 1951 bis 1956 wurde der Saal rekonstruiert und seit 2005 umfassend saniert. Die weiße Farbe der Wände und Bänke symbolisiert Reinheit, Freude und Erlösung. Die schlichte Gestaltung soll das Wichtigste, die versammelte Gemeinde, zur Geltung kommen lassen. Der Saal bietet Raum für etwa 600 Menschen.
Täglich eine "Losung"
Genauso weltberühmt wie die Sterne sind die "Losungen", die die Herrnhuter Brüdergemeine jedes Jahr in über 50 Sprachen herausgibt. Sie bestehen aus jeweils zwei Bibelversen, einem aus dem Alten und einem aus dem Neuen Testament. Ergänzt werden sie durch einen Liedtext oder ein Gebet. Die alttestamentliche Losung wird "ausgelost", also per Zufall generiert, dann werden die anderen Texte dazu thematisch passend ausgesucht.
Graf Zinzendorf hatte nach einem Gottesdienst, der aus Liedern zu einem christlichen Thema bestand, den Gläubigen eine "Losung" mit auf den Heimweg gegeben. Seitdem hatte jeder Tag eine "Losung", die Halt im Alltag geben sollte und zum Glauben inspirieren.
1731 gab er das erste "Losungsbuch" heraus. Im Archiv der Brüderunität finden sich viele historische Exemplare.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 12. Juni 2022 | 10:00 Uhr