6. DezemberWarum wir den Nikolaus-Tag feiern
Wenn hierzulande Schuhe und Stiefel freiwillig von Kindern geputzt und vor der Tür gestellt werden, dann ist Nikolaus! Doch woher kommt der Brauch? Nikolaus von Myra, der beliebte Heilige, war schon vor der Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes ab dem 19. Jahrhundert über alle Maßen bekannt. Wo seine historischen Ursprünge liegen und welche Legenden um ihn entstanden, erfahren Sie hier.
Nikolaus oder der Nikolaus-Tag 2024 fällt auf einen Freitag, den 06. Dezember 2024.
Vermutlich stammt der "reale" Nikolaus aus Lykien, im Südwesten Kleinasiens, der heutigen Türkei und war Bischof der römischen Provinzhauptstadt Myra. Er kam aus einer wohlhabenden Familie und verschenkte nach dem Tod der Eltern sein Erbe an die Armen.
Zur Zeit der Christenverfolgung unter Dokletian war er im Gefängnis, kam jedoch wieder frei. 20 Jahre später nahm er am Konzil von Nicäa (325) teil, wo er temperamentvoll gegen den Arianismus stritt. Ob er den Märtyrertod starb, ist ungewiss.
Stichwort: Arianismus
Der Theologe Arius (um 250-336) lehnte die Wesensgleichheit Jesu mit Gott dem Vater ab. Er bezeichnete Christus vielmehr als Geschöpf Gottes, das besonders ausgezeichnet sei. Diese Lehre stand im Gegensatz zur Trinitätslehre, die den Schöpfer, den Heiligen Geist und Christus als unteilbares Ganzes verstand. Sie fand schnell zahlreiche Anhänger und drohte die Kirche zu spalten. Arius Ideen wurden 325 auf dem Konzil von Nizäa als ketzerisch verurteilt. Sowohl Bazillus der Große als auch Gregor von Nazianz traten für den trinitarischen Glauben ein. So wurde der Streit auf dem Konzil von Konstantinopel im Jahr 381 endgültig zugunsten des Trinitarismus entschieden. Dennoch folgte der römische Kaiser Valens (regierte 364-378) der arkadischen Lehre und verfolgte ihre Gegner. Sein Nachfolger Theodosius bekannte sich wieder zum nicänischen Bekenntnis, das in allen großen Kirchen zum zentralen Dogma wurde. |
Drei goldene Kugeln und andere Legenden
Eine Legende berichtet von drei Mädchen, denen Nikolaus je einen Sack voll Gold als Mitgift gegeben haben soll, um sie vor der Prostitution zu bewahren. An diese sprichwörtliche Großzügigkeit des Nikolaus erinnern drei goldene Kugeln, die häufig vor Pfandhäusern angebracht sind. Auch soll Nikolaus ein Schiff vor dem Schiffbruch bewahrt haben, was ihn zum Schutzheiligen der Seefahrer macht. Eine weitere Legende erzählt von einem Fleischer, der drei Knaben tötete, um ihr Fleisch zu pökeln und zu verkaufen. Nikolaus entdeckte das Verbrechen und erweckte die Jungen wieder zum Leben. Kaiser Konstantin baute ihm zu Ehren eine Basilika in Konstantinopel.
Im Laufe der Jahrhunderte avancierte Nikolaus zu einem der am meisten verehrten Heiligen der Ost- und Westkirchen. Viele Legenden über seine Wohltätigkeit wurden erzählt. In Nordeuropa verwob sich der Nikolauskult wahrscheinlich mit den nordischen Mythen. Deshalb brachte man Nikolaus mit winterlicher Stimmung und Dingen wie Schnee, Nüssen und Stechpalmen in Verbindung.
Die Truppen der süditalienische Stadt Bari überfielen im Jahr 1087 die Stadt Myra und raubten die Gebeine des Heiligen Nikolaus. Einer Überlieferung zufolge sollen die Reliquien später dann von Bari in die Jerpoint-Abtei im irischen County Klicken überführt worden sein.
Brauchtum rund um den Heiligen und Verwandlung in den Weihnachtsmann
In Deutschland und den Niederlanden entstand der Brauch, dass der heilige Nikolaus den Kindern in der Nacht Geschenke bringt. Dies gab im 19. Jahrhundert den Anstoß zu seiner Verwandlung in den Weihnachtsmann oder Santa Claus (abgeleitet vom holländischen Sinterklaas). Holländische Siedler brachten den Nikolausbrauch mit nach Amerika.
Der eigentliche Erfinder des heute verbreiteten Bildes vom Nikolaus als rundlichen Weihnachtsmann war der Karikaturist Thomas Nast (1840-1902), der 1846 aus dem pfälzischen Landau mit seiner Familie in die USA auswanderte.
Dort wurde er zu einem bedeutenden amerikanischen Karikaturisten und zeichnete 1862 für das populäre Magazin "Harper’s Weekly" seine berühmteste Figur: Santa Claus.
Gabenbringer, Nothelfer und verehrter Heiliger
Heute besucht am Vorabend des 6. Dezember - dem Todestag des Heiligen - ein Mann mit weißem Bart, oft in Begleitung von Knecht Ruprecht, Kinder und beschenkt oder tadelt sie. Vor die Tür gestellte Stiefel müssen geputzt sein, dann füllt Nikolaus sie mit Süßigkeiten. In den Alpenländern treiben am Nikolaustag vermummte Gestalten - die sogenannten Klausen - ihr Unwesen. Im süddeutschen Raum, vor allem in Bayern, ersetzt Nikolaus seit dem Mittelalter Erasmus als Nothelfer. Im Osten ist Nikolaus, nach Maria der meistverehrte Heilige.
Bischofsspiel in Klosterschulen
Die Verehrung des Nikolaus in Deutschland entwickelte sich zunächst im 10. Jahrhundert im Rheinland. Gefördert wurde sie von Kaiserin Teophanu, der griechischen Ehefrau Kaiser Ottos II. Ebenfalls im 10. Jahrhundert entstand in Deutschland der Brauch, der bis heute erhalten blieb: Nikolaus besucht und beschert die Kinder. Das entwickelte sich aus folgender Geschichte. In den Klosterschulen gab es damals das sogenannte Bischofsspiel. Dabei übernahm einmal im Jahr ein Schüler die Funktion des Abtes oder auch des Bischofs und "herrschte" über das Kloster oder die Schule. Zunächst gab es dieses Spiel immer am 28. Dezember, dem Tag der Unschuldigen Kinder. Im 13. Jahrhundert wurde es auf den 6. Dezember verlegt.
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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Gedanken zu Nikolaus | 05. Dezember 2019 | 18:50 Uhr