Der Papstthron ist leer
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Hintergrund | Katholische Kirche Sedisvakanz – Eine Zeit ohne Papst

20. März 2025, 12:00 Uhr

"Sede vacante" – Der Stuhl steht leer. Endet das Pontifikat eines Papstes durch seinen Tod oder Rücktritt, übernimmt das Kardinalskollegium die wichtigsten Amtsgeschäfte. In der sogenannten Sedisvakanz darf jedoch nur das Nötigste entschieden und nichts geändert werden. Die Zeit bis ein neuer Papst den Stuhl Petri besteigt, ist strikt geregelt.

Die Sedisvakanz (lat. für sedes vacuus = leerer Stuhl) ist streng geregelt. Sie beschreibt den Zeitraum, in dem die römisch-katholische Kirche kein Oberhaupt hat – zumeist vom Tod eines Papstes bis zur Wahl eines Nachfolgers.

Vom Kardinalkämmerer, dem Camerlengo wird der Tod des Papstes festgestellt. Als Zeugen sind der Päpstliche Zeremonienmeister, der Sekretär und der Kanzler der Apostolischen Kammer anwesend.

Die Apostolische Kammer ("Camera Apostolica") wird nur in der Sedisvakanz tätig, sie agiert bis zur Wahl eines Nachfolgers und "trägt Sorge für die Güter und die zeitlichen Belange des Apostolischen Stuhls", ihr Vorsteher ist der Camerlengo. Die Bestimmungen über die Zeit der Sedisvakanz hat zuletzt Papst Johannes Paul II. in der Apostolischen Konstitution 1996 genau festgelegt. Diese wurde kürzlich von Papst Franziskus ergänzt.

Kardinäle führen Amtsgeschäfte

Die Amtsgeschäfte des Vatikans gehen auf das Kardinalskollegium über. Das "Tagesgeschäft" führt der Camerlengo. An seiner Seite sind drei Kardinäle, die im Dreitagesturnus durch ein Losverfahren wechseln. Diese dürfen allerdings nur die ordentlichen Geschäfte weiterführen und nur Entscheidungen treffen, die keinen Aufschub dulden. Von Päpsten erlassene Gesetze dürfen weder korrigiert noch geändert werden.  

Fast alle Kurienchefs – die Vorsteher der vatikanischen Dikasterien – einschließlich Kardinal-Staatssekretär, werden mit Beginn der Sedisvakanz ihrer Ämter enthoben.

Lediglich der Camerlengo und die zuständigen Sekretäre der Vatikanbehörden bleiben im Amt, um einen reibungslosen Arbeitsablauf gewährleisten zu können.

Papst Franziskus hat ein wichtiges Detail für die Zeit nach Ende eines Pontifikats geregelt: Auch der Generalrevisor – verantwortlich für die Bilanzen aller Behörden und Ämter des Heiligen Stuhls – bleibt im Amt.

Liste der Päpste seit dem 19. Jahrhundert +Pius VII. (1800-1823)
+Leo XII. (1823-1829)
+Pius VIII. (1829-1830)
+Gregor XVI. (1831-1846)
+Pius IX. (1846-1878)
+Leo XIII. (1878–1903)
+Pius X. (1903–1914)
+Benedikt XV. (1914–1922)
+Pius XI. (1922–1939)
+Pius XII. (1939–1958)
+Johannes XXIII. (1958–1963)
+Paul VI. (1963–1978)
+Johannes Paul I. (1978)
+Johannes Paul II. (1978–2005)
+Benedikt XVI. (2005–2013)
+Franziskus (seit 2013)

Einberufung des Konklaves

Während der Sedisvakanz tritt das Kardinalskollegium täglich zu "Generalkongregationen" zusammen. Bei diesen Sitzungen werden beispielsweise die Formalitäten zur Beisetzung des Papstes und zur Einberufung des Konklaves erörtert.

Für die Zeit der Sedisvakanz gibt es ein eigenes Wappen. Es besteht aus den gekreuzten Schlüsseln, über denen statt einer Tiara (Papstkrone), ein geöffneter Schirm zu sehen ist. Außerdem werden vom Vatikanischen Postamt Briefmarken ausgegeben, die nur für die Zeit der Sedisvakanz Gültigkeit besitzen.

Ein Mann steht an einem Schalter, neben dem ein Poster mit Briefmarken hängt.
Briefmarken des Vatikans während der Sedisvakanz 2013 Bildrechte: picture alliance / dpa | Michael Kappeler

Sobald ein neuer Papst gewählt ist, endet die Vakanz. Die letzte Sedisvakanz im März 2013 dauerte nach dem Amtsverzicht Benedikts XVI. bis zur Wahl von Franziskus 13 Tage.

Quelle: Jürgen Erbacher: Der Vatikan, das Lexikon, Domradio

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 17. Februar 2025 | 20:12 Uhr