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Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Bernd Wüstneck

17. November 2024Volkstrauertag: Erinnerung an Kriegstote und Opfer von Gewaltherrschaft

15. November 2024, 04:00 Uhr

Der Volkstrauertag findet jedes Jahr zwei Sonntage vor dem ersten Advent statt. Bundesweit werden in zahlreichen Orten verschiedene Gedenkveranstaltungen auf Friedhöfen oder an Gedenkorten sowie Gottesdienste abgehalten. Die zentrale Gedenstunde im Bundestag stand 2024 unter dem Moto: "Die Erinnerung an die nächste Generation weitergeben".

Der Volkstrauertag fällt in diesem Jahr auf den 17. November 2024.

Er geht auf das Gedenken an die getöteten Soldaten im Ersten Weltkrieg zurück. Nach Kriegsende 1918 setzen sich unter anderem der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Politiker und Vereine für das Gedenken an die gefallenen deutschen Soldaten ein. Die Motive dafür reichen von der Heldenverehrung bis zur Anteilnahme mit Angehörigen.

Andere am Krieg beteiligte Nationen wie Frankreich und Großbritannien erinnern an ihre Kriegstoten, indem sie den Tag des Waffenstillstands, den 11. November, zum Gedenktag erklären.  Rund 9,4 Millionen Menschen kommen damals binnen vier Jahren auf den Schlachtfeldern in ganz Europa um.

Reichstag begeht Volkstrauertag erstmals 1922

Im Deutschen Reich ist der Volkstrauertag zu diesem Zeitpunkt noch kein offizieller Gedenktag. 1922 erinnert der Reichtstag erstmals an die gefallenen Soldaten. Zu diesem Anlass sagt Reichstagspräsident Paul Löbe, die Trauer um die Toten sei die Abkehr von Hass und das Hinwenden zur Liebe: "Leiden zu lindern, Wunden zu heilen, aber auch die Toten zu ehren, Verlorene zu beklagen, bedeutet die Abkehr vom Hass, bedeutet die Hinkehr zur Liebe, und unsere Welt hat Liebe not."

Eine Botschaft, die nicht mehr durchdringt, als die Nationalsozialisten im März 1933 die Macht ergreifen.

"Heldengedenktag" in der NS-Zeit

Die NSDAP erklärt den Volkstrauertag im Jahr 1934 als "Heldengedenktag" zum gesetzlichen Feiertag. Zuständig für die Gestaltung ist Propagandaminister Joseph Goebbels und nicht mehr der Verein Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Nur fünf Jahre später beginnt Hitler-Deutschland mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg, der nach heutigen Schätzungen insgesamt 70 Millionen Opfer fordert, allein in der Sowjetunion 24 Millionen Menschen.

Erinnerungskultur in Ost und West

Nach dem Waffenstillstand im Jahr 1945 ist die Erinnerungskultur im geteilten Deutschland unterschiedlich ausgeprägt. Die Bundesrepublik knüpft neu an die Geschichte des Volkstrauertages an und verleiht ihm 1952 den Status eines gesetzlichen Gedenktags, mit dem an alle Kriegstoten und Opfer von Gewaltherrschaft erinnert werden soll.

In der DDR wird der Opfer des Faschismus gedacht. Dem Historiker Jan-Henrik Meyer zufolge ist der Unterschied zur BRD, dass zu den Opfern des Faschismus vor allem kommunistische Widerstandskämpfer zählen, nicht aber die getöteten deutschen Soldaten.

Seit der Wiedervereinigung gilt der Volkstrauertag bundesweit.

Zentrale Gedenkstunde 2024 über den Wandel der Gedenkkultur

Der Volkstrauertag wird zwei Sonntage vor dem ersten Advent begangen. Damit fällt er zwischen die katholischen Gedenktage Allerheiligen/Allerseelen und den protestantischen Totensonntag.

80 Jahre sind nach der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni, seit dem Attentatsversuch am 20. Juli und dem Warschauer Aufstand ab dem 1. August 1944 vergangen. Darum steht der Volkstrauertag in diesem Jahr für einen Wandel der Gedenkkultur mit dem Motto "Die Erinnerung an die nächste Generation weitergeben".

In diesem Jahr konnte als Hauptredner der Staatspräsident von Rumänien, Klaus Iohannis gewonnen werden. Weiterhin werden der Landesjugendchor des Saarlandes sowie ein Bläserensemble des Bundeswehrmusikkorps die Veranstaltung musikalisch umrahmen. Desweiteren stellen junge Menschen kurze Statements zu ihren Bezügen zu Krieg und Frieden, zu ihren Vorstellungen zur Erinnerungskultur in Europa und nicht zuletzt zu ihrer Arbeit für den Volksbund vor. 

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