Ein Mädchen schaut auf eine blaue, leuchtende Fläche auf der von der Gegenseite Schatten von Händen zu sehen sind.
Szene aus dem Film Poltergeist Bildrechte: IMAGO / Everett Collection

Déjà-Vu, Geister-Erscheinung und Nahtoderfahrung: Welche paranormalen Phänomene gibt es?

13. September 2023, 04:00 Uhr

Gespenster, unerklärliche Schatten, Träume von bevorstehenden Unglücken oder Gegenständen, die sich wie von Geisterhand bewegen – nicht nur die Wissenschaft versucht seit Jahren unerklärliche Ereignisse zu ergründen. Auch rund drei Viertel der Deutschen glauben, mindestens eines bereits erlebt zu haben. Doch um welche paranormale Phänomene geht es?

Déjà-Vu

Unter Déjà-vu - französisch für "schon gesehen“, versteht man ein starkes Gefühl, dass ein momentanes Ereignis in der Vergangenheit bereits erlebt wurde. Mit dem Déjà-vu geht eine Vertrautheit einher, wobei der deutliche Eindruck entsteht, dass man sich an diese Erfahrung erinnert.

Die Wissenschaft lehnt die Erklärung von Déjà-Vu als Vorahnung (Präkognition) oder Prophezeiung ab, und erklärt sie vielmehr als eine Anomalie des Gedächtnisses.

Ein Déjà-vu tritt beim gesunden Menschen vereinzelt spontan, meist im Zustand der Erschöpfung aber auch in Träumen gehäuft auf. Umfragen zufolge hatten bereits 50 bis 90 Prozent aller Menschen mindestens einmal ein Déjà-vu.

Wahrträume

In sogenannten Wahrträumen träumen Menschen von Dingen oder Ereignissen, die zu einem anderen Zeitpunkt nahezu identisch eintreten. Sie kommen sowohl als zurückblickender wie auch als vorausschauender Wahrtraum vor.

Der Wahrtraum zeichnet sich durch den Eindruck eines realen Erlebens aus, wie man es sonst nur im Wachzustand kennt. Der Träumer betrachtet ein Geschehen – manchmal auch aus der Perspektive eines Anderen - das in knappen und signifikanten Bildern ein dringliches Problem oder eine eintretende Situation beschreibt.

Wahrträume sind vor allem Gegenstand esoterischen und parapsychologischen Diskurses.

Synchronizitäten, verblüffende Zufälle oder Fügungen

So oder so ähnlich ist es schon oft passiert: Man denkt an jemanden, es klingelt das Telefon und der, an den man gedacht hat, ist am Apparat.

Das Phänomen der Synchronizität umfasst relativ zeitnah aufeinander folgende Ereignisse, die erst einmal nicht offensichtlich miteinander verknüpft sind, vom Betroffenen jedoch als sinnhaft verbunden erlebt werden. Der Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung vermutete, dass durch diese scheinbaren Zufälle eine verborgene Ordnung zu Tage tritt.

Objektiv betrachtet sind es allerdings meist Personen, die im Nachhinein Zusammenhänge konstruieren. Sie vermuten in allen Ereignissen einen Sinn, der im Vorfeld nicht vorhanden war.

Erscheinung

Von Erscheinung spricht man, wenn man Personen sieht, die nicht wirklich anwesend sein können. Dabei handelt es sich meist um bereits verstorbene Angehörige oder Bekannte. Es kann sich aber auch um Licht- und andere optische Erscheinungen handeln, für die es auf den ersten Blick keine objektive Erklärung gibt.

Geister

Geistwesen sind nach einer weit verbreiteten Vorstellung nichtmaterielle oder zumindest „feinstoffliche“ Wesen, die übermenschliche, jedoch begrenzte Fähigkeiten besitzen. Geistwesen sind Bestandteil zahlreicher Religionen und Mythen und gelten als Übermittler von Botschaften aus dem Jenseits.

Alte Darstellung von Geistererscheinungen während einer Séance
Alte Darstellung von Geistererscheinungen während einer Séance Bildrechte: imago/United Archives International

Mit dem Glauben an Geister geht in der Regel auch die Vorstellung ihrer Beschwörung, das "Rufen", zur Kontaktaufnahme in verschiedenster Form einher.

Im Wesentlichen unterscheidet man heute zwischen Naturgeistern, Geistern der Verstorbenen, Astralgeistern, Poltergeistern, Gespenstern, Haus- und Herdgeistern und Dämonen.

Gedankenlesen/Telepathie

Unter Telepathie versteht man die Fähigkeit, Gedanken, Empfindungen oder Gefühle in einer Art Fernwirkung von sich auf andere Personen zu übertragen. Mitunter wird die Telepathie auch als Gedankenlesen bezeichnet.

Der Essayist und Schriftsteller Frederic W. H. Myers prägte den Begriff im ausgehenden 19. Jahrhundert. Im Jahre 1882 gründete Myers zusammen mit Gleichgesinnten eigens dazu die Society for Psychical Research.

Seit mehr als hundert Jahren wurden immer wieder Untersuchungen nach wissenschaftlichen Standards von Psychologen und Parapsychologen durchgeführt. Hauptziel war es, einen wissenschaftlichen Beweis dafür zu erbringen, dass Telepathie tatsächlich existiert. Dieser Nachweis konnte bislang nicht erbracht werden.

Nahtoderfahrungen

Menschen verschiedener Kulturen, Religionen, unterschiedlichen Alters und aus allen sozialen Schichten berichten Ähnliches von ihren Nahtoderlebnissen:

Sie sehen bei Nahtoderlebnissen ihren Körper von oben, spüren weder Schmerzen noch Ängste und sehen oft ein helles Licht. Sie beobachten ihre Situation aus der Vogelperspektive und können später teilweise sehr konkret von dem Erlebten berichten.

Schon die ältesten Erzählungen berichten von Nahtoderlebnissen: das Gilgamesch-Epos, eine der ältesten überlieferten Dichtungen aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus oder Homers Odyssee. Auch im Tibetischen Totenbuch und auf den Bildern von Hieronymus Bosch wird davon berichtet.

Assoziative Bilder visualisieren die Nahtodberichte. 27 min
Assoziative Bilder visualisieren die Nahtodberichte. Bildrechte: MDR/Adam Streicher, Eduardio Oliveria
27 min

Kurzfilme im MDR Sa 13.04.2024 01:45Uhr 26:52 min

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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Die Mehrheit der Wissenschaftler versucht, Nahtoderlebnisse mit der Aktivität des Gehirns zu erklären. Eine Studie der Universität Michigan (2013) zeigt: Die Aktivität im Gehirn von Ratten steigt 30 Sekunden nach Eintreten des Herztodes steil an. Das sei "wie ein Feuer, das durchs Gehirn rast". Die Gehirne seien dabei aktiver als bei normalem Bewusstsein.

Übertragen auf den Menschen könnte dies bedeuten, dass uns das sterbende Gehirn noch einmal ein außergewöhnliches Feuerwerk darbringt.

Pareidolie oder Gestaltwahrnehmung

Das Gesicht von Cydonia (auf dem Mars) in einer Fotografie von 1998.
Das Gesicht von Cydonia auf dem Mars: Eine Aufnahme aus dem Jahr 1998 Bildrechte: IMAGO / Granata Images

Die Jungfrau Maria auf einer Scheibe Toast oder ein eingegrabener Kopf auf der Marsoberfläche: Als Pareidolie versteht man das Phänomen, in völlig abstrakten Dingen und Mustern vermeintliche Gesichter und vertraute Wesen oder Gegenstände zu erkennen.

Die Ursache für diese Täuschung liegt in unserem Gehirn. Nimmt es etwas in unserem Blickfeld nur unvollständig oder diffus wahr, ergänzt es die Wahrnehmung. Die aufgenommene visuelle Information wird so angepasst, dass sie einem vertrauten Bild entspricht.

Psychokinese

Der Begriff Telekinese oder Psychokinese bezeichnet eine Bewegung oder Ortsveränderung von Gegenständen, die angeblich durch geistige Kräfte bestimmter Personen auftreten. Die Parapsychologie beschäftigt sich seit Jahren mit der Suche nach Belegen für die Telekinese. Ein wissenschaftlich nachvollziehbarer Nachweis konnte bislang nicht erbracht werden.

Präkognition, Hellsehen, Wahrsagen

Unter Präkognition versteht man die Fähigkeit, Ereignisse in der Zukunft zu sehen. Wie bei anderen paranormalen Phänomenen gibt es keine anerkannten wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Präkognition tatsächlich existiert. Außerdem verstößt sie – rein wissenschaftlich betrachtet - gegen das Kausalitätsprinzip, dass besagt, dass eine Wirkung nicht vor ihrer Ursache liegen kann.

Hände halten eine Glaskugel über Tarotkarten
Glaskugel und Tarotkarten sind nur zwei Möglichkeiten des Hellsehens... Bildrechte: colourbox

Präkognition wird neben Telepathie und Hellsehen in der Parapsychologie als außersinnliche Wahrnehmung betrachtet.

Quellen: Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik, WDR, Wikipedia,

Mediathek-Tipp: In der vierteiligen Web-Serie "Spuk – Leben mit dem Unheimlichen" treffen vier, sich bis dato unbekannte Menschen aufeinander. Eine Sache verbindet alle: ihre Begegnungen mit dem Paranormalen. Der Start der Serie in der ARD-Mediathek ist am 30.10.2022.