Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen Thüringer Pfarrerin Lydia Fellmann vertritt die EKM in Karlsruhe
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Ab Mittwoch findet die Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen in Karlsruhe statt, zu dem sich über 350 Kirchen aus aller Welt zusammengeschlossen haben. Sie kommen zusammen, um Grundsatzbeschlüsse zu Themen wie dem Klimawandel oder Rassismus zu fassen. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) schickt auch zwei Delegierte: den Landesbischof Kramer und Lydia Fellmann, eine junge Pfarrerin aus dem Unstrut-Hainich-Kreis. Mareike Wiemann hat die Pfarrerin getroffen und sie gefragt, wofür sie steht und wieso sie sich auf den Weg nach Karlsruhe macht.

Durch die weiten Felder des Thüringer Beckens geht es bis nach Großvargula, einer kleinen Gemeinde, gelegen an der oberen Unstrut. Zum idyllischen Pfarrhaus von Lydia Fellmann gehören ein Wald, eine Quelle und eine Streuobstwiese mit üppig beladenen Apfelbäumen.
Die 31-Jährige stammt ursprünglich aus der Lausitz, ist am Missionsstandort Herrnhut aufgewachsen und lebt seit April in Großvargula, gemeinsam mit Mann und Sohn. Sie hat sich bewusst für diese Pfarrstelle entschieden, zum einen, weil sie hier im Team zusammen mit zwei anderen Kollegen arbeiten kann.
Zum anderen, weil die sechs Dörfer, die sie betreut, zu einem sogenannten Erprobungsraum gehören. Darin will die EKM neue Wege probieren, um mehr mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Genau das Richtige für Fellmann, die mit so manch altgedientem Ritual der Kirche nicht viel anfangen kann.
Und so heißt es nun, zu den Menschen zu gehen, statt darauf zu warten, dass diese in die Kirche kommen.
Ich habe auch schon eine richtig bescheuerte Idee: Ich möchte gerne am Gründonnerstag nächstes Jahr bei Tegut in Herbsleben Menschen die Füße waschen. Weil das was ist, was Jesus mit seinen Jüngern gemacht hat. Das finde ich spannend, das mal auszuprobieren.
Will neue Perspektiven kennnenlernen
Neugierde treibt die frischgebackene Pfarrerin an. Auch bei ihrer Bewerbung für die Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen war das so. Fellmann, die schon in den USA und Tschechien gelebt hat, lockte die Perspektive, Christen aus aller Welt zu treffen.
Nun vertritt sie die EKM bei dieser Großveranstaltung, bei der mehr als 4.000 Teilnehmende erwartet werden. Bei der Vollversammlung sind ihr vor allem zwei Themen wichtig: Sie will über eine inklusive Kirche sprechen, zum anderen über Kolonialismus.
"Da bin ich auch gespannt, vor allem außereuropäische Standpunkte zu hören. Das ist ein Thema, was uns weiter beschäftigen wird. Auch als Kirche mit unserer Missionsbewegung und den unguten Allianzen, die wir mit dem jeweiligen Herrschaftssystem eingegangen sind. Das wird sehr spannend werden“, meint die Wahl-Thüringerin.
Lydia Fellmann geht es um den Dialog, um das Kennenlernen neuer Perspektiven. Gespannt blickt sie deswegen auch auf das wohl brisanteste Thema der Vollversammlung - den Ukrainekrieg. Auch die Russisch-Orthodoxe Kirche, deren Patriarch Kyrill I. als wichtiger Unterstützer Putins gilt, gehört zum Ökumenischen Rat. Im Vorfeld gab es deshalb Forderungen, diese Kirche auszuschließen. Für die junge Pfarrerin ist dies nicht nachvollziehbar - man müsse weiter miteinander reden.
Es gab zum Beispiel eine sehr klare Erklärung von einigen russischen Geistlichen im Rahmen des Ökumenischen Rats der Kirchen, dass Krieg – auch dieser Krieg - zu verurteilen ist. Und wenn man Leute komplett auslädt, hat man keine Chance, die kritischen Stimmen zu hören und zu stärken.
Mit ihrer offenen und zugewandten Art wird es Lydia Fellmann in Karlsruhe vermutlich nicht schwerfallen, andere Gläubige kennenzulernen. Neue Menschen treffen und mit ihnen über die existenziellen Fragen des Lebens zu diskutieren, das ist genau ihr Ding.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 28. August 2022 | 09:05 Uhr