18.- 26. Dezember 2022 Was feiern Juden zu Chanukka?
Hauptinhalt
Das jüdische Lichterfest fällt in die dunkle Jahreszeit. Erinnert wird damit an drei wichtige Ereignisse in der Geschichte des jüdischen Volkes, die von Selbstbehauptung und Bewahrung der Religion erzählen, nämlich von der Befreiung aus hellenistischer Herrschaft, der zweiten Weihe des Tempels in Jerusalem – und einem Lichtwunder, das acht Tage währte. In Erinnerung daran werden morgens in der Synagoge besondere Gebete gesprochen. An den Abenden treffen sich die Familien zu Hause und entzünden immer ein neues Licht an der Chanukkia – bis alle acht Kerzen brennen. In Erfurt, Magdeburg oder Leipzig geschah dies auch an öffentlichen Orten, erstmals wieder gefeiert wurde Chanukka in der Görlitzer Synagoge.

- Das achttägige jüdische Lichterfest Chanukka dauert in diesem Jahr bis zum 26. Dezember.
- Jeden Tag wird mit Einbruch der Dunkelheit ein neues Licht entzündet.
- Mit dem Lichterfest feiern Juden den Sieg der Makkabäer über die griechisch-syrische Fremdherrschaft im Jahre 164 vor Christus und die Wiedereinweihung des Jerusalemer Tempels.
Chanukka ist ein sogenannter Halbfeiertag – ein Tag also, der nicht auf biblische Gebote, sondern auf historische Ereignisse zurückgeht. Deshalb können jüdischen Gläubige erst nach getaner Arbeit der Errettung Israels aus der hellenistischen Fremdherrschaft vor mehr als 2.000 Jahren gedenken.
Das Lichtwunder
Mit ständig neuen Geboten und Gesetzen machten die Besatzer den Juden das Leben schwer. Am Ende verboten sie ihnen auch die Ausübung der Religion. Dagegen setzen sich die Juden zur Wehr. Angeführt von Judas Makkabäus und seinen Brüdern besiegten sie die Seleukiden im sogenannten Makkabäeraufstand im 2. Jahrhundert vor Christus und eroberten auch ihren Tempel in Jerusalem wieder zurück. Als sie ihn wieder in Besitz nehmen und dazu vorher reinigen wollten, fanden sie nur einen kleinen Rest geweihten Öls, um sich Licht zu machen. Doch es brannte wundersamerweise nicht nur einen, sondern acht Tage lang, wie eine Legende des Talmud erzählt. Genau so lange, bis neues, koscheres Öl hergestellt war. Gefeiert wurde die Einweihung des Tempels (Chanukkat habajit) 164 v. Chr., nach jüdischem Kalender am 25. Kislew.
Warum acht Tage lang gefeiert wird
In Erinnerung an dieses Wunder wird in jüdischen Häusern und Synagogen während des Lichterfestes jeden Abend eine neue Kerze am achtarmigen Chanukka-Leuchter entzündet. Dazu wird die neunte Kerze verwendet, die "Schamasch" (Diener) heißt. Zum Ritual des Anzündens gehören auch Segenssprüche und Gebete: "Gelobt seist du, Herr unser Gott, König der Welt, der vollbracht hat Wundertaten an unseren Vätern in jenen Tagen zu dieser Zeit." Die Kerzen werden von rechts nach links angezündet, die neue immer zu erst.
Familienfest mit Kreisel und Latkes
Von Sonnenuntergang bis Mitternacht, solange die Lichter brennen, wird der Tradition nach im Haus nicht gearbeitet, sondern gesungen und gespielt. Beliebt ist das Trendl- oder Dreidelspiel mit einem vierseitigen Kreisel, der vier hebräische Schriftzeichen trägt. Sie ergeben den Spruch: "Ein großes Wunder geschah hier." Überdies werden die Kinder jeden Abend beschenkt, und es gibt besondere Speisen wie Latkes, eine Art Reibekuchen, und Sufganiot, in Öl gebackenes Spritzgebäck.
Am Ende der Chanukka-Zeit leuchten alle acht Lichter. Damit sich die Gläubigen an das Lichtwunder und an Gottes Anwesenheit erinnern, stellen viele Juden ihre Chanukkia in ihre Fensterbänke und Hauseingänge. Damit bezeugen sie ihren Glauben, ihr Vertrauen in Gott und häufig auch ihren Stolz, Juden zu sein.
Öffentliches Entzünden der Chanukka-Leuchter, erstmal wieder Chanukka-Feier in Görlitzer Synagoge
Auch dieses Jahr entzündeten die verschiedenen jüdischen Gemeinden in Mitteldeutschland wieder öffentlich ihre großen Chanukka-Leuchter, etwa in Erfurt, Magdeburg, Leipzig und Dresden.
Erstmals seit 1938 fand in der Görlitzer Synagoge am 22. Dezember wieder eine Chanukka-Feier statt: "Es war ein sehr bewegender Moment", sagte der Kantor der Jüdischen Gemeinde Görlitz, Alex Jacobowitz. Etwa 35 Menschen nahmen ihm zufolge an der Feier in der Wochentagssynagoge teil, die den Gläubigen im Kulturforum Synagoge offensteht. Laut Jacobowitz war die Veranstaltung "aus Sicherheitsgründen" zuvor kaum öffentlich bekannt gemacht worden. Vor der Synagoge demonstrierte am Donnerstag laut einem Sprecher der Stadtverwaltung eine Gruppe von etwa 30 Menschen gegen Antisemitismus. Die Polizei war vor Ort. Jacobowitz will in Görlitz eine Jüdische Gemeinde aufbauen. Vor kurzem war auf die Synagoge, die als einzige in Sachsen in der Pogromnacht 1938 nicht zerstört wurde, ein Davidstern aufgesetzt worden. Das Gebäude war zuvor umfassend saniert worden. Es ist im Besitz der Stadt Görlitz. Jacobowitz kündigte an, weitere Veranstaltungen in der Synagoge organisieren zu wollen. Wiedereinweihung des Jerusalemer Tempels.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 19. Dezember 2022 | 18:50 Uhr