
Kino Andreas Dresen feiert "Gundermann"-Premiere
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Der Baggerfahrer und Liedermacher Gerhard Gundermann war ein verborgener Held. Andreas Dresen hat über ihn einen Film gemacht. Der Kino-Start dieses Herzensprojekts Dresens erfolgt kurz nach seinem 55. Geburtstag.

Andreas Dresen ist der Regisseur für die besonderen Stoffe. Ihm gelingt es wie kaum einem deutschen Regisseur sonst, das Besondere im Alltäglichen sichtbar zu machen. Nun ist der in Gera geborene Filmemacher 55 Jahre alt geworden - und sein neuer Film "Gundermann" in die Kinos gekommen.
Dramatische Geschichten "einfacher" Leute
Dresen erzählt dramatische Geschichten anhand der einfachen Leute und schafft damit Filme, die den Zuschauer nicht mehr loslassen. Irgendwie haben Dresens Filme immer etwas mit jedem einzelnen Zuschauer zu tun.
So war es bei Dresens erstem Kinofilm "Stilles Land" (1992), in dem der Regisseur die Wirren der Wendezeit anhand eines Provinztheaters erzählt und für den er gleich den Deutschen Kritikerpreis und den Hessischen Filmpreis erhielt. So war es auch bei "Halbe Treppe", dem Beziehungsdrama, mit dem Axel Prahl seinen Durchbruch schaffte. Und so war es auch in "Wolke 9", einem Film über die Liebe im hohen Alter oder "Halt auf freier Strecke", dem Drama über einem Mann im besten Alter, der durch einen Tumor aus dem Leben gerissen wird.
Ab 23. August im Kino: "Gundermann"
Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Laila Stieler
Darsteller: Alexander Scheer als Gerhard Gundermann sowie Axel Prahl, Thorsten Merten, Bjarne Mädel, Milan Peschel, Kathrin Angerer, Peter Sodann und andere.
Gundermann ist eine typische Dresen-Figur
Und so gesehen ist auch Gerhard Gundermann eine typische Dresen-Figur - nur, dass Gundermann kein fiktiver Charakter ist, sondern wirklich lebte. Schauspieler Alexander Scheer ("Sonnenallee") verkörpert Gundermann im Film aufs Beste, ihre Ähnlichkeit ist beinahe beängstigend. Der in Weimar geborene Gundermann kam als Zwölfjähriger in die Lausitz, machte Abitur und studierte an der Offiziershochschule in Löbau. Bis zu seiner Exmatrikulation - weil er sich weigerte, ein Loblied auf einen General zu singen. Ein biografisches Detail, das auch Eingang in den Film gefunden hat.
So fand Gundermann zu DDR-Zeiten seine Berufung als Hilfsarbeiter in einem Braunkohle-Tagebau - der nebenbei Lieder textete, komponierte und als Liedermacher auftrat. Nach der Wende schrieb der "singende Baggerfahrer aus der Lausitz" Songs über den Niedergang der Braunkohle-Reviere, über Nachwende-Tristesse im Alltagsleben, über Umweltschutz und Leben und Sterben:
Prinzipiell eigenwillig
Der Eigensinn und Behauptungswille "Gundis" haben ihn zu einer Art Held im Verborgenen gemacht, wenngleich auch Gundermann ein ambivalenter Charakter - und damit ganz Dresen-Figur - gewesen ist. 1995 kam ans Licht, dass Gerhard Gundermann sich in den 70er-Jahren als IM von der Stasi anwerben ließ. In der Rückschau beschämte Gundermann diese Tatsache - auch wenn er 1984 sowohl aus der SED als auch aus der Stasi ausgeschlossen wurde - wegen "prinzipieller Eigenwilligkeit".
Diese - seine - Stasi-Tätigkeit arbeitete Gundermann auch musikalisch auf, etwa im Song "Sieglinde". Das war 1995. 1998 starb Gerhard Gundermann, der weder rauchte noch Alkohol trank, 43-jährig an einem Gehirnschlag. Er hinterließ eine Frau und vier Kinder.
Ich sehe mich nicht als Opfer. Und auch nicht als Täter. Ich habe mich mit der DDR eingelassen - mit wem auch sonst - ich habe ausgeteilt und eingesteckt.
Langer Kampf um den Film
Um die Umsetzung von "Gundermann" hat Dresen lange kämpfen müssen. Im Riverboat erzählte er im Juli, dass es beinahe zehn Jahre gedauert hat, ehe die Finanzierung des Projekts gesichert war. Wenn es um Rio Reiser gegangen wäre, ist sich Dresen sicher, hätten sich wahrscheinlich schneller die Türen geöffnet.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Riverboat | 06. Juli 2018 | 22:30 Uhr