"Die Berichterstatter der WHO und Bill Gates" Corona-Proteste: Zehn kritische Kommentare an MDR SACHSEN-ANHALT

25. Mai 2020, 13:26 Uhr

Mehrere hundert Kommentare hat die Themenwoche von MDR SACHSEN-ANHALT zu Corona-Protesten mit sich gebracht. Die Redaktion setzt sich mit jeglichem Feedback auseinander – und gibt hier einen Einblick in die Kritik.

Daniel George
Bildrechte: MDR/Jörn Rettig

Eine Woche lang hat sich MDR SACHSEN-ANHALT schwerpunktmäßig den Corona-Protesten und der Kritik an den Corona-Maßnahmen gewidmet. Reporter berichteten von Demonstrationen, kritische Stimmen kamen zu Wort, Experten wurden gehört, Analyse, Meinungen und Einordnung wurden geliefert.

Das Feedback auf der Website und in den sozialen Netzwerken war groß – genau wie die Kritik. Ein Einblick:

"Kar Sten" schreibt: "Jeder, der nicht Linientreu ist, wird in diesem Staat verunglimpft. Eine gefährliche Entwicklung hin zur Diktatur."

"altmarkboy" schreibt: "Wenn ich immer von 'fehlender Abgrenzung' lesen muss, frag ich ernsthaft, ob der Autor, nach dem die Gaststätten wieder geöffnet haben, den oder die Kellnerin vor jeder Bestellung fragt, welche Partei der Koch wählt oder angehört. Und steht er dann auf und geht, sollte sich der Koch zur AfD bekennen?

Anstatt die Demos ständig zu kritisieren, sollten wir uns über politisch engagierte Bürger freuen. Sie verkörpern mit ihren friedlichen Demos eine Art 'Schutzimpfung' für unsere Demokratie."

"Annette Studte" schreibt: "Ich komme zu dem Schluss ihr seid die Berichterstatter der WHO und Bill Gates. Wenn das eure Freunde sind, ist ok, aber lasst die Menschen in Ruhe die gegen Bill Gates sind. Frieden."

Wie wir über die Corona-Proteste berichten

Medien sind Teil des Systems, das Verschwörungserzähler oder Extremisten bekämpfen wollen. Warum und wie MDR Sachsen-Anhalt in einer Themenwoche trotzdem über Corona-Demonstrationen und Kritik an den Maßnahmen berichtet:

"Critica" schreibt: "Macht es sich die Politik hier nicht zu einfach, indem Sie vor "Verschwörungstheoretikern" warnt und Kritiker mit diesen in einen Topf wirft?? Menschen haben Ängste, und darüber muss gesprochen werden.

Schon einmal - 2015 als viele Geflüchtete in unser Land kamen - wurde der gleiche Fehler gemacht. Die Ängste der Menschen wurden ignoriert und die AfD dadurch gestärkt. Ich vermute mal, dass die Politik nicht weiß, wie mit diesen Ängsten umzugehen ist. Für vieles haben sie 'teure Berater'. Das scheint in diesem Fall nicht zu funktionieren."

"Atheist" schreibt: "Ich glaube eher, dass es die Menschen mittlerweile nervt, wie Kleinkinder behandelt und betrachtet zu werden. Die meisten halten sich an die Vorgaben, aber die ständige Bevormundung und Berieslung 'Wir bleiben zu Hause', 'Zusammen', 24 Stunden am Tag in jeder Sendung. Erinnerungen an einstige Parolen und Losungen werden da bei mir wach.

Irgendwann ist mal gut. Nicht zuletzt hat das Masken-Theater (Maske nein, Maske doch, Maskenpflicht) dazu beigetragen kein Vertrauen aufzubauen. Und was mich besonders wütend macht, ist wiedermal die NKeule geschwungen wird, wenn jemand eine andere Meinung hat."

Wie wir mit den Kommentaren umgehen

Unsere Social-Media-Redakteurin Olga Patlan hat die Kommentare zu dem Thema auf Facebook und Co. in dieser Woche moderiert. Hier schildert sie ihre Eindrücke:

"Das macht die Diskussionskultur kaputt"

"Die Maßnahmen und Lockerungen werden hitzig diskutiert. Dabei bleibt ein sachlicher Ton leider häufig eine Wunschvorstellung. Irgendwie ist es ja auch verständlich, betreffen die Maßnahmen ja auch das Leben jedes Einzelnen von uns. Es ist ein emotionales Thema, Gefühle kochen über.

Häufig ist es jedoch so, dass die Menschen mit einer vorgefertigten Meinung kommentieren und für Argumente – weder unsererseits, noch anderer Nutzer – nicht empfänglich sind. Wird nach konkreten Beispielen gefragt, kommen häufig pauschale Aussagen, die nicht mit Fakten belegt werden.

Auch Beleidigungen und Hetze bleiben keine Ausnahme – ebenfalls uns und anderen Nutzern oder Politikern gegenüber. Das ist sehr schade, denn es macht die Diskussionskultur kaputt, die einen konstruktiven Austausch fördern soll und damit den eigentlichen Sinn der Kommentar-Funktion.

Ich möchte natürlich betonen, dass es selbstverständlich nicht bei allen Kommentatoren so ist. Zudem gibt es eine breite Masse, die nicht aktiv mitkommentieren, sondern sich die Kommentare nur durchlesen."

"Hans-Jürgen Anders" schreibt: "Corona-Proteste: 'Eine Pauschalisierung der Kritiker ist gefährlich', schreibt jetzt die Presse des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und dabei waren diese die ersten, welche die Bürger, die das Recht auf Meinungsfreiheit und Demonstration nutzten, schnell als Impfgegner, Extremisten und Verschwörungserzähler erklärt. Ausführliche Berichterstattungen mit Kommentaren mehrerer Teilnehmer fehlen. Dafür dürfen nur ausgesuchte Personen ihren Kommentar (vorgegebener und stark zensierter Text = wahrscheinlich, da im voraus zu viel zu den Personen verlautbart wurde) von sich geben.

Und sicher sind auch zahlreiche Zuschauer dabei, welche wohl mehr am Rande stehen, um sich zu informieren. Sind das dann auch 'Impfgegner, Extremisten und Verschwörungserzähler'? Laut den Medien zählen diese dann auch gleich dazu. Behauptungen braucht man ja nicht überprüfen, klingen ja so 'überzeugend' in den Medien. 'Die Würde des Menschen ist unantastbar' wird dabei von den Medien leider zu schnell nicht beachtet... armes Grundgesetz."

"Bernd Neppe" schreibt: "Die Meinungsfreiheit der Medien ist die Meinung der Regierenden, weil sie von den Regierenden abhängig sind. Eine Meinung, die verbreitet wird, und von den Menschen, die eine andere Meinung haben, müssen das dann auch noch über GEZ bezahlen."

"Rüdiger Bier" schreibt: "Die Politik und Medien greifen sich eine Minderheit bei den Demos raus um die Gesamtheit zu diskreditieren! Soll wohl dazu dienen, die 'anständigen und braven' Bürger dazu zu bewegen, lieber zu Hause zu bleiben und somit die Massenproteste auszuhungern.

Dabei ist es doch ein wichtiges Zeichen das so ein breites Spektrum auf die Straße geht, zeigt es doch das ALLE die gleichen Befürchtungen haben!"

"Carola Plickert" schreibt: "Dieses Schubladen denken, finde ich schon sehr fragwürdig. Verschwörungstheoretiker, Rechtsextreme – wann ist man rechtsextrem? Es gibt nicht nur schwarz und weiß!

Es sind Menschen die auf die Straße gehen und ihre Meinung kund tun. Bin ich deswegen gleich ein böser Mensch? Bei den Greta Demos wurde doch auch nicht hinterfragt was das alles für Gruppierungen sind."

"sorglos" schreibt: "Ich finde es perfide, alle Demonstranten als Verschwörer, Reichsbürger, Rechte etc. zu verunglimpfen. Ich möchte auf mich selbst und auf circa 20 Prozent der Bürger Deutschlands aufmerksam machen: Hörbehinderte, Gehörlose, Spätertaubte, Alte! Wir verstehen mit Maske fast nichts mehr oder gar nichts mehr. Wir sind einfach draußen! Wenn ich dagegen protestiere, bin ich NICHT Verschwörer, sondern ich fordere mein Grundrecht der Gleichbehandlung.

Es gibt KEINEN Grund mehr für die Maskenpflicht, Ärztepräsident Montgomery stellt sie selbst in Frage. Ich erlebe alte Menschen, die eine Würde haben und nicht per se 'Risikogruppe' sind, die verzweifelt versuchen, in der Apotheke, in der Bäckerei etc. zu verstehen, weil sie ein Mundbild brauchen. Es ist unmenschlich, die Maskenpflicht mit Bußgeldern durchzusetzen und das Leid von ca. 1/5 der Menschen einfach hinzunehmen!

Besteht unsere 'neue Normalität' nur noch aus Verboten und Bußgeldern? Es wäre gut, wenn sich Medien wieder als Korrektiv verstünden."

Solche Kommentare wurden nicht freigegeben

Unter den zahlreichen Kommentaren auf der Website fanden sich auch einige, die von MDR SACHSEN-ANHALT nicht freigegeben wurden, weil sie nicht den Kommentar-Richtlinien entsprachen.

Ein Beispiel für einen nicht freigegebenen Kommentar:

"Ronny Steinhilber" schreibt: "Wer Bürger, die selbst nachdenken diffamiert, weil diese eine andere Meinung haben, ist demokratieunfähig. In grenzenloser Arroganz legen sie zugrunde, dass nur ihre Meinung von Gott heilig gesprochen wurde und alle anderen Meinungen – und sind sie noch so sehr von zahllosen weltweit höchst renommierten Wissenschaftlern etc. ausgesprochen, werden kurzerhand zu Vollidioten erklärt. 

Bürger, welche jahrzehntelang sach- und fachbezogen arbeiten und mit zahllosen Auszeichnungen und Preisen geehrt wurden – evtl. als jahrzehntelange Lehrstuhlinhaber – sind aber keine Vollidioten. Bei 82 Millionen Einwohnern ist es selbstverständlich, dass ein Teil zu anderen Erkentnissen kommt, wenn sie selbst denken und nicht einer 'Stürmerpresse' blindlings hinterherlaufen.

Es macht daher durchaus Sinn unterschiedliche Bewertungen kontrovers öffentlich zu diskutieren, damit sich Bürger durch eigenes Nachdenken eine eigene Vorstellung machen und nicht ungeprüft nachplappern, wozu sie dressiert wurden."

Warum MDR SACHSEN-ANHALT nicht jeden Kommentar freigibt, auch wenn er kein Hasskommentar ist, und was die Netiquette beinhaltet, lesen Sie hier:

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Quelle: MDR/dg

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 23. Mai 2020 | 19:00 Uhr

38 Kommentare

Kritiker am 25.05.2020

@ralf meier: Ich möchte da mal einen Diskurs mit anführen. Wie war das doch gleich (erst vor Kurzem mit positiven Test von Mitarbeiter in einem Fleischverarbeitungsunternehmen)?
Schon heißt es in einer Erhebung bei letzter Umfrage (Quelle: Forsa-Befragung:Fleischkonsum der Deutschen sinkt 25.05.2020)!
+...Aus einer aktuellen, repräsentativen Studie von Forsa zu den Ernährungsgewohnheiten der Deutschen geht hervor, dass der Fleischkonsum im Land weiter leicht abnimmt: 26 % der Befragten essen täglich Fleisch oder Wurst. 2015 war dies noch bei 34 % der Fall....+
Was da wohl als = aktuellen, repräsentativen Studie = gewertet werden soll,schließt sich der Aktualität an. Hier beim Fleisch und viele andere Studien sind "ebenfalls ach so repräsentativ" und sollen so den Bürgern"verkauft werden"! Bei Corona und den Fällen: Warum wird da nur so = unverbindlich = von Genesenden als geschätzt geschrieben? Soll diese Ausführung nun nicht als Richtwert für viele Mitmenschen dienen weil ... naja!

Kritiker am 25.05.2020

Werte Fr.Patlan +...Das ist sehr schade, denn es macht die Diskussionskultur kaputt, die einen konstruktiven Austausch fördern soll und damit den eigentlichen Sinn der Kommentar-Funktion....+
Was ist darunter zu verstehen, wenn hier von = konstruktiven Austausch = geschrieben wird. Dies mal näher aufzuklären wäre wünschenswert.
Begrenzt sich ein konstruktiver Austausch darauf das die Meinungen so gut wie möglich übereinstimmen sollen? Das wäre in meiner persönl. Auffassung absolut KEIN konstruktiver Austausch, wenn man andere Meinungen, als die Eigene versucht "umzuprogammieren" so das diese dann auch dieser, der gesell. poli. Erwartung, entspricht.

ralf meier am 25.05.2020

Sie behaupten mal wieder ohne jeden Beleg: 'Größere Impfvorräte , die man nicht los wurde, hatten auch andere Länder'

Bitte hören Sie auf mich hier voll zu spammen. Für einen konstruktiven Diskurs bin ich natürlich weiterhin zu haben

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