Umstrittenes Millionenprojekt an A9 Riesiger Lkw-Rastplatz in Vockerode nimmt Gestalt an
Hauptinhalt
Im Februar 2019 war durchgesickert, dass in Vockerode im Landkreis Wittenberg der wohl größte Lkw-Rastplatz in Deutschland entstehen soll – mit 350 Stellplätzen. Der Investor aus Bayern wollte direkt an der A9 bis zu 15 Millionen Euro investieren. Doch das Projekt stockte, weil es von allen Seiten Gegenwind gab. Die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz fürchtete um das weltberühmte Gartenreich, die Anwohner sorgten sich um ihre Ruhe. Inzwischen scheint es einen Stimmungswechsel zu geben.
In Vockerode nehmen die Pläne für einen der größten Lkw-Parkplätze Deutschlands weiter Formen an. Auch wenn es für das umstrittene Millionenprojekt noch keine Baugenehmigung gibt, ist der Investor in den vergangenen Monaten nicht untätig geblieben.
Landkreis verkauft Flächen an Investor
Der Mann aus Bayern ließ das leerstehende Lehrlingswohnheim zu einem Kraftfahrer-Motel umbauen und hat außerdem einen wichtigen Grundstückskauf eingefädelt: Vom Landkreis Wittenberg erhielt er jetzt Flächen, die er für den Lkw-Rastplatz dringend benötigt.
Im Gegenzug müsse der Investor aber zahlreiche Auflagen erfüllen, sagte der Bürgermeister von Oranienbaum-Wörlitz, Maik Strömer, MDR SACHSEN-ANHALT. Wenn Dinge in der Natur verändert würden, müsse der Geldgeber einen Ausgleich schaffen, um die Genehmigung zu erhalten. Als Beispiele nannte er das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern und den Erhalt von Radwegen.
Auch Rüdiger Schmidt, der Ortsbürgermeister von Vockerode, hat sich mit der geplanten Ansiedlung inzwischen angefreundet. Immerhin habe der Investor dafür gesorgt, dass Ruinen aus DDR-Zeiten abgerissen wurden – auf dem freien Gelände soll eine Tankstelle entstehen.
Für die Kritik der Anwohner, dass man ihnen doch keinen XXL-Lkw-Parkplatz vor die Nase setzen könne, hat er dagegen nur bedingt Verständnis. Wer sein Eigenheim in einem Mischgebiet beziehungsweise an einem Gewerbegebiet baue, gehe immer ein bestimmtes Risiko ein, sagt Schmidt.
Wir haben das Gebiet schon vor mehr als zehn Jahren als Gewerbegebiet ausgewiesen. Wenn da jetzt kein Autohof hinkommt, hätte da auch etwas anderes hinkommen können mit viel Verkehr oder Fertigung.
Sollte der riesige Lkw-Parkplatz am Ortseingang von Vockerode tatsächlich gebaut werden, fürchten die Anwohner um ihre Ruhe. Das ständige Kommen und Fahren wäre eine Zumutung, sind sie sich sicher.
Quelle: MDR/agz
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir | 22. Juni 2020 | 13:40 Uhr