Baggerstadt öffnet sich für Freilufttouristen Campen zwischen Baggern in Ferropolis
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Wer zurzeit nach Alternativen zum Sommerurlaub im Ausland sucht, wird in vielerlei Hinsicht in Sachsen-Anhalt fündig. Und es kommt ein neues Angebot dazu: Camping am Gremminer See zwischen abenteuerlichen Ungetümen aus Eisen und Stahl in Ferropolis.
Ein Ehepaar hat sich einen schönen Platz auf dem Campingplatz Ferropolis gesichert und ist begeistert von der exklusiven Lage: "Wir kommen von der Ostsee, von der Flensburger Förde, aber da war es uns zu voll", sagen die beiden, die sich freuen, dass sie mit direktem Blick auf den See frühstücken können. Im Radio hätten sie gehört, dass man ab sofort in der Baggerstadt Ferropolis bei Gräfenhainichen campen kann und daraufhin hätten sie ihre Reisepläne spontan geändert und es nicht bereut. "Das ist hier wirklich mal was anderes, die ganze Technik hier, diese Dimension, diese Maschinen – das kann man sich ja gar nicht vorstellen diese Monster, das sowas gebaut werden konnte." Das sei schon sehenswert, meinen beide.
Die Preise
Die Preise für den Campingplatz unter Baggern liegen bei 15 Euro pro Nacht für ein Zelt und 30 Euro pro Nacht für Wohnmobile. Darin inklusive sind Strom, Wasser und der Eintritt ins Freiluftmuseum.
Begeistert von der Technik sind auch zwei junge Familien aus Dresden. Vor Jahren seien sie immer auf dem Meltfestival gewesen. Zwei Tage tanzen, laute Musik, Freunde treffen und Party machen. Jetzt sind die Kinder da und man werde etwas ruhiger, meint einer der jungen Familienväter. Nach Ferropolis seien sie eigentlich gekommen, um Erinnerungen an alte Festivalzeiten aufleben zu lassen und jetzt seien sie mitten im Paradies gelandet. Sonne, Strand, Baden, dazu ein riesiger Spielplatz für die Kinder, die Möglichkeit auf die Bagger zu steigen – was wolle man mehr, so eine der beiden Mütter. Ihr Mann, der im Wohnwagen gerade einen Topf mit Nudeln kocht, schwärmt vor allem von den Nächten in Ferropolis: "Absolute Ruhe, nur den Sternenhimmel über sich und dann schemenhaft die gewaltigen Bagger um sich." Das sei eine einzigartige Kulisse.
Ein Museum als großer Abenteuerspielplatz
Auf dem Gelände des Freilichtmuseums Ferropolis gibt es Platz für etwa 100 Camper und Zelter – dazu zwei große Badestrände. Das Wasser des Gremminer Sees ist zwar noch frisch, aber sehr klar. Duschen und Toiletten sind in Containern direkt unter den Armen der Stahlgiganten untergebracht. Wer sich nicht selbst versorgen möchte, bekommt in der kleinen Osteria mit Biergarten eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung. Abends ist mitten in der Arena auch noch Autokino. Geöffnet ist der Campingplatz jeden Tag von 9 bis 20 Uhr. Gegen eine Kaution bekommen Camper auch einen Schlüssel für das Gelände, das mit Zäunen gesichert ist.
Camping bis einschließlich Sommerferien möglich
Der Campingbetrieb soll vorerst bis zum Ende der Sommerferien laufen. Ab Juli sind weitere gastronomische Angebote geplant, die sonst bei den diversen Musikfestivals aufgebaut werden.
Weil die Festivalsaison in diesem Jahr komplett ausgefallen ist, rechnen die Verantwortlichen bei Ferropolis mit Verlusten von 450.000 Euro. Mit dem Autokino und dem Campingangebot sollen wenigstens kleine Erträge erwirtschaftet werden. Ob das auch gelingt mit dem Campingplatzangebot wird sich nach Einschätzung der Betreiber vor allem daran zeigen, ob es sich schnell herumspricht. Am ersten Wochenende seien rund 60 Camper da gewesen, in der Woche hätten sich nur vereinzelt Gäste angekündigt.
Das ist Ferropolis Ferropolis – die Stadt aus Eisen – bei Gräfenhainichen im Landkreis Wittenberg ist ein lebendiges Museum. Entstanden aus einer Idee von Mitarbeitern des Dessauer Bauhauses, wird Ferropolis ein Projekt der EXPO 2000 und am 14. Dezember 1995 offiziell gegründet. Das Veranstaltungsareal samt einer Gruppe von fünf ausgedienten Tagebaugroßgeräten liegt am Rande des früheren Braunkohletagebaues Golpa-Nord. Die Kolosse mit ihren bis zu mehr als 40 Meter hohen und 130 Meter langen stählernen Auslegern bieten eine weltweit einzigartige Kulisse. Die Bagger haben die eigenwilligen Namen "Mad Max", "Medusa", "Gemini", "Mosquito" und "Big Wheel" und stehen um eine etwas tiefer gelegene Veranstaltungsarena. Die 25.000 Zuschauerplätze sind kreisförmig, wie in einem römischen Amphitheater, angeordnet. Der Bagger "Gemini" ist für die Besucher begehbar.
Über die Autorin Susanne Reh arbeitet seit Anfang 1994 bei MDR SACHSEN-ANHALT, meist im Regionalstudio Dessau. Ihre Schwerpunkte sind Themen aus dem Kultur- und Sozialbereich. Ob Weill-Fest in Dessau, Luther in Wittenberg oder Dessau-Wörlitzer Gartenreich, die Autorin fängt Themen für Radio, Fernsehen und Online mit Mikrofon und Kamera ein. Ihre besondere Leidenschaft gilt den "Geschichten aus Sachsen-Anhalt" jeden Sonntagvormittag bei MDR SACHSEN-ANHALT. Bevor sie zum Radio kam, hat sie in Halle Literatur und Geschichte studiert. Die zweifache Mutter stammt aus Sachsen-Anhalt, aus dem Mansfelder Land. In ihrer Freizeit trifft man sie auf dem Fahrrad, Motorrad oder beim Joggen oder Schwimmen an. Ihre Lieblingsorte in Sachsen-Anhalt sind deshalb die Goitzsche bei Bitterfeld und der Geiseltalsee.
Quelle: MDR/ahr,jw
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir | 29. Juni 2020 | 13:10 Uhr