Stephan Bublitz: Eine Partei für Jugendliche

Der Magdeburger Stephan Bublitz ist mit 37 Jahren aus dem Jugendalter heraus. Doch er vertritt eine Partei, die sich 1997 extra für Jugendliche gegründet hatte. Ihr Name: "future!" 1999 konnte die Minipartei bei der Kommunalwahl in Magdeburg ein 18-Jähriger einen Sitz im Stadtrat erobern. "Das kam damals gut an, hat aber nicht gereicht, dass wir in der Masse gewachsen sind."

Junge Leute sind weniger bindungswillig

Doch noch heute gibt es die Partei, die sich mittlerweile auf Magdeburg beschränkt und deren drei Dutzend Mitglieder etwas in die Jahre gekommen sind. Nur etwa ein Drittel ist noch unter 30. Eine Jugendpartei ist future! also schon lange nicht mehr. Man habe nicht so darauf geachtet, junge Leute aktiv anzusprechen, räumt der 37-Jährige selbstkritisch ein. Junge Leute ließen sich zwar für Projekte begeistern, aber es sei schwierig, sie langfristig zu binden. "Im Hinterkopf ist bei den Leuten aber immer noch die Jugendpartei", sagt Bublitz, der Vizechef von future! ist.

Dem Wahlerfolg hat der demographische Wandel nicht geschadet: In Zukunft stellt future! zwei Stadträte in Magdeburg, einer davon ist Stephan Bublitz. Während seine Gruppierung bisher mit den Linken gemeinsame Sache machte, ist nun eine Fraktion mit den Grünen geplant.

Mit 37 nah dran an der Jugend

Mit jungen Leuten hat Bublitz in verschiedener Form zu tun. Seit zehn Jahren ist er im Jugendhilfeausschuss der Stadt Magdeburg aktiv. Außerdem gehört der 37-Jährige zum Vorstand des Offenen Kanals, engagiert sich im Bürgerverein Stadtfeld und ist Sprecher der Arbeitsgruppe Gemeinwesenarbeit in seinem Stadtteil. "Da hat man auch mit Themen, die junge Leute betreffen, zu tun – seien es Spielplätze oder Freizeiteinrichtungen für Studenten, weil das hier in Stadtfeld fehlt."  

Bublitz glaubt, dass sich junge Leute durch die Entwicklung von Internet und Social Media heute leichter einbringen können als früher. Dass es kaum Leute unter 30 in Landtag oder Bundestag schaffen, findet Bublitz traurig. Zumindest im Stadtrat von Magdeburg habe sich das mit der Neuwahl verbessert, findet Bublitz. Er glaubt aber, dass man auch noch mit 40 junge Leute gut vertreten können. Und er hält es für sinnvoll, innerhalb der Parteien jüngere Leute stärker nach vorne zu stellen. Diese könnten neue Energie und neue Gedankenhorizonte mitbringen.

Kommunalpolitik für Magdeburg

Seine Partei future! habe sich dafür eingesetzt, dass jeder Magdeburger im Internet seine Petitionen einbringen kann. Außerdem setze man sich für einen kostenlosen Nahverkehr für Schüler ein, die bisher keinen Anspruch auf ein Schülerticket haben. Langfristig sollen nach seiner Vorstellung alle Bürger in Magdeburg kostenlos mit Bus und Bahn fahren können.

Stephan Bublitz findet es schade, wenn sich junge Leute nicht für Kommunalpolitik interessieren.

Gerade lokale Themen können ja junge Leute direkt betreffen. Ob ich einen Spielplatz baue, einen Jugendtreff aufmache oder ehrenamtlich einen Volleyballplatz initiiere. Das ist ja etwas, was junge Menschen auch sofort sehen und nutzen können.

Stephan Bublitz, Stadtrat für future! in Magdeburg

Gerade in Magdeburg gebe es deutlich mehr Angebote als in ländlichen Regionen. Manche Entscheidungen müssten vielleicht besser transportiert werden, damit sie besser wahrgenommen würden. "Die Sprache macht es sicherlich manchmal auch aus."

Jugendförderung ja, Quote nein

Von Jugendförderung im Parlament per Quote hält Bublitz nichts. Jedoch müssten junge Leute eingebunden und von den Parteien auch aufgestellt werden. Auch bei future! stünden die Türen offen. "Selbst wenn jemand nur 18 ist, kann er genauso tolle Ideen haben wie ein 40-Jähriger. Dann würden wir den logischerweise auch aufstellen. Da ist die Hierarchie ganz gering." Dass jüngere Leute in ihren Lebensläufen nicht ganz so berechenbar sind, hält der 37-Jährige in der politischen Arbeit für unproblematisch. Im Zweifelsfall könne ja jemand nachrücken.

Bublitz ermutigt junge Leute, den Kontakt zu den Parteien zu suchen. Denn auch diese hätten Interesse an Nachwuchs. Wer mit anderen für seine Interesse kämpfen wolle, müsse aber auch bereit sein, Kompromisse zu machen.  

Über den Autor Falko Wittig ist im Osten Deutschlands geboren. Dort lebt und arbeitet er auch heute gerne. Nach vielen Jahren beim Rundfunk Berlin-Brandenburg ist der Diplom-Journalist heute bei MDR SACHSEN-ANHALT im Einsatz. Dort arbeitet er in den Redaktionen von Radio, Fernsehen und Online und beschäftigt sich vor allem mit politischen und wirtschaftlichen Themen. Zu seinen Lieblingsorten in Sachsen-Anhalt zählen Wernigerode, dünn besiedelte Gebiete entlang der Elbe und im Jerichower Land sowie der Naturpark Dübener Heide.

Quelle: MDR/fw

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 16. Juni 2019 | 12:00 Uhr

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