Sonntag, 14. Februar: Liebe Ehrenbürger von Haldensleben...

Liebe Ehrenbürger von Haldensleben…,

...schreibt Kameramann Philipp eines Morgens in einer Nachricht an uns. Puh, denke ich. So weit ist es also gekommen. Es wird Zeit, Haldensleben zu verlassen. Also drehen wir noch eine letzte Runde mit Spethijm im Fahrschulauto durch die Stadt.  "Wenn ich den Führerschein habe, dann finde ich eine Arbeit", sagt Spethijm zum Fahrlehrer. Spethijm: knall-orangene Turnschuhe, Dauergrinsen, Bomberjacke. Ich wünsche es ihm. Und überlege: Was, wenn wir uns in fünf Jahren wiedertreffen würden? Hier, in Haldensleben. Hätte er einen Job? Würde er immer noch sagen: Als Ausländer fühle ich mich manchmal unsicher in Haldensleben.

"Hey, haut rein", sagt Sphetijm zum Abschied. "Mach es gut", sage ich.

Wir haben noch Zeit. Cruisen im Teamauto durch die Stadt. Sightseeing-Tour mit Reportern: "Hier wohnt Patrick", "Hier ist Stefans Baustelle", "Das ist das Häuschen von Dave", "und dort lebt der Imker"…

Am Ende werden wir nicht durchgedreht sein. Aber fast.

@Julian. Was denkst du: Vielleicht ist das eine Geschäftsidee für die Zeit nach dem Film? Aber wir wollten Haldensleben ja "Tschüss" sagen. Eigentlich.

Die Zeit nach Haldensleben. Das ist die Zeit vor dem Film. Die Zeit im Keller. Schnitt: Zehn Tage lang. Ein Fenster hat unsere Butze. Blick zum Dom. Immerhin.

"Wissen wir, worauf wir uns da eingelassen haben?", fragen wir uns abwechselnd. Schwanken zwischen: "Das wird toll" und "Das schaffen wir nie". Sagen Sätze wie: "Ich bin keine Biene", oder: "Die Musik klingt wie ein Til Schweiger Tatort",  oder: "Ich dachte, wir machen hier Satire". Am Ende werden wir nicht durchgedreht sein. Aber fast.

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