Freitag, 22. Januar: Hackfleisch und Schnitzel - zurück in Haldensleben

Was für ein Tag! Wie wunderschön doch die Börde ist. Fast eine Woche ist seit unserem ersten Besuch in Haldensleben vergangen. Heute ist Freitag, die Sonne scheint, Eiskristalle glitzern, die Luft ist klar, die Kälte knackig. Wir sind zurück in Haldensleben.

"Kommt mal zur Mittagspause", hatte Fliesenleger Stefan zu mir am Telefon gesagt. Wir sollen ihn und seine Jungs auf der Baustelle treffen. Und da stehen wir jetzt: zwischen eingeschweißten Kloschüsseln und einem Berg Hackepeter. Vier Männer nehmen Platz. Der Esstisch: ein Stapel Gipskartonplatten. Die Stühle: eingeschweißte Badezimmerfliesen. Ein Cuttermesser wird über den Tisch gereicht: Irgendwie muss das Hack ja auf die Brötchen kommen. "Sie können ja wählen zwischen rohem und gebratenen Hack", sagt unser Kameramann. "Na klar, Bouletten und Schnitzel als Beilage", entgegnet Chef Stefan, "so muss das sein." Das Mittagessen besorge er immer beim Fleischer auf dem Markt. Beste, frische Ware sei das. Ich höre einen Magen knurren.

Fliesenleger Stefan ist Mitte 50 und selbstständig. Seine drei "Jungs" auch. "Die werden mit mir alt", sagt er. Er habe gut zu tun: Aufträge in Kindergärten oder wie hier, einem Wohnprojekt für Senioren. Trotzdem: Kleine Unternehmer hätten es schwer in Sachsen-Anhalt, sagt er. Das sei seine Erfahrung. Zu bürokratisch die Förderlandschaft, zu schwer Kredite zu bekommen oder aber Weiterbildungen für seine "Jungs".

Wir bleiben fast zwei Stunden. Die Jungs reden über die Landtagswahl. Zwei wollen wählen gehen, einer nicht. Habe er noch nie gemacht, sagt er. Es ändere sich ja eh nichts. Na klar, sagen die Kollegen. Wer nicht wähle, könne hinterher auch nicht meckern. So einfach sei das. So einfach.

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