15. Januar: Die Welt hinter dem Spiegel.

Von Nadja Storz

Wir haben es nicht leicht. Nicht als Reporter hinter der Scheibe. Den Regisseur im Rücken: "Nicht rascheln! Nicht niesen! Nicht schlürfen!" Sie sollen uns nicht hören, die Menschen auf der anderen Seite. Einmal finden wir Mandarinen auf unseren Schreibtischen. Der Herr von Infratest Dimap war so nett. Der Regisseur ist schneller: Schiebt die eins, zwei, drei, vier Mandarinen unter seinen Pullover: "Die stören im Bild". Wir lachen viel. Lautlos selbstverständlich. Der Regisseur lacht mit, die Chefinnen auch.

Als die Interviewerin zwei ältere Herren fragt: "Was ist das Besondere an Sachsen-Anhalt?" Blick auf die Stoppuhr:  Eine Sekunde, drei, fünf. Schweigen ist auch eine Antwort. Sekunde acht: Dann doch ein Lachen.

Herzlich und kurz: "Gute Frage. Nächste Frage". Der nächste Teilnehmer. Junger Typ. Erstwähler. "Was ist das Besondere an Sachsen-Anhalt?" Es folgt ein gedehntes "hmmmmmm". Und dann: "Es ist eher ein unspannendes Bundesland. Das Loch in Deutschland, wenn man so will." Wir würden gern nachfragen. Dürfen wir aber nicht. Das hier dient der Wissenschaft, nicht den neugierigen Reportern. Die sind Gäste hinter der Scheibe. Und haben ganz schön Spaß dabei.

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