Die Wahl aus Sicht der jüngsten Listenkandidaten Das Ende einer aufregenden Zeit

14. März 2016, 10:10 Uhr

Es waren aufregende Zeiten für die jüngsten Listenkandidaten der bisher im Landtag von Sachsen-Anhalt vertretenen Parteien. Jetzt, wo die Landtagswahl vorbei ist und die Stimmen ausgezählt sind, ist es Zeit für ein Fazit. MDR SACHSEN-ANHALT hat die jungen Politiker zu Ergebnissen und Zielen befragt.

Sie sind alle unter 30 Jahre alt, wollen Sachsen-Anhalt voranbringen und haben bei der Wahl am 13. März erstmals auf Landesebene für ein politisches Amt kandidiert: Miriam Matz (Bündnis 90/Die Grünen), Pia Schillinger (Die Linke), Karola Schröder (SPD) und Frank Wyszkowski (CDU) sind die jüngsten Listenkandidaten der bisher im Landtag von Sachsen-Anhalt vertretenen Parteien. Bereits im Januar hatte MDR SACHSEN-ANHALT die vier Politiker vorgestellt und mit zwei Erstwählern an einen Tisch gesetzt - jetzt, nach der Wahl, ist es Zeit für ein Fazit.

Die Ergebnisse der Wahl

Im Endeffekt könne man noch gar nicht sagen, was Sache ist, meint Miriam Matz am Sonntag - noch bevor das vorläufige Ergebnis da ist. Proteste gegen die AfD in Magdeburg und Halle seien aber ein Anzeichen dafür, dass alle "demokratischen Parteien nicht glücklich" über das Wahlergebnis der AfD seien. Pia Schillinger ist am Sonntagabend der Meinung, dass es am Ergebnis der Linken nichts schönzureden gebe. "Wir kommen zwar auf rund 20 Sitze und wären als Fraktion ordentlich arbeitsfähig. Aber dieses Ergebnis ist eine Niederlage, das muss man sich eingestehen", sagt die Studentin.

"Sehr enttäuscht" vom Ergebnis ihrer Partei ist auch Karola Schröder (SPD). "Auch, weil mich so viele Menschen mit großem Einsatz im Wahlkampf unterstützt haben, hätte ich mir ein besseres Ergebnis gewünscht", sagt die 28-jährige Magdeburgerin. Christdemokrat Frank Wyszkowski überrascht das Ergebnis seiner Partei von knapp 30 Prozent wenig. "Man war darauf vorbereitet, dass das Ergebnis nicht besser sein wird", sagt er am Abend MDR SACHSEN-ANHALT. Das Ergebnis müsse nachdenklich machen, Aufarbeitung müsse erfolgen. Aber: "Es ist ein gutes Ergebnis für unseren Ministerpräsidenten Reiner Haseloff", sagt Wyszkowski.

Das persönliche Abschneiden

Miriam Matz stand auf Listenplatz 15 ihrer Partei. Weil die Grünen aber voraussichtlich mit nur fünf Abgeordneten in den Landtag einziehen, wird die Studentin dem siebten Landtag von Sachsen-Anhalt nicht angehören - auch, weil sie in ihrem Wahlkreis Bad Dürrenberg-Saalekreis mit 3,6 Prozent das Direktmandat verpasst hat. "Dafür, dass ich 20 Jahre alt bin, noch nie bei einer Kommunalwahl kandidiert habe und mich kein Mensch kennt, ist das erstmal nicht schlecht", sagt Matz.

Pia Schillinger von der Linkspartei hat im selben Wahlkreis wie Miriam Matz kandidiert; sie kommt nach dem vorläufigen Ergebnis auf 16 Prozent der Wählerstimmen. "Toll ist das auch nicht", sagt sie. Man könne das Ergebnis aber erst abschließend bewerten, wenn absolute Zahlen vorlägen. "Gerade ist noch nicht klar, ob wir so viele Wähler verloren haben oder die AfD so viele Nicht-Wähler mobilisiert hat", so Schillinger. In ihrem Wahlkreis Bad Dürrenberg-Saalekreis auf dem ersten Rang: ein AfD-Vertreter. Weil Pia Schillinger auf Platz 29 der Landesliste stand und die Linken voraussichtlich nur auf 16 Sitze kommen, wird der Landsbergerin der Einzug in den Landtag auch auf diese Weise verwehrt.

So ist es auch bei Frank Wyszkowski - mit dem Unterschied, dass der CDU-Mann in keinem Wahlkreis kandidiert hat. Wyzskowski stand auf Rang 49 der CDU-Landesliste, die Christdemokraten kommen auf voraussichtlich 30 Sitze. "Ich sehe das sehr sportlich. Mir ging es einfach darum, mit dabei zu sein und politische Luft zu schnuppern", sagt er. Sozialdemokratin Karola Schröder hat in ihrem Wahlkreis Magdeburg I bei ihrer Premierenkandidatur auf Landesebene 14,6 Prozent geholt. "Darauf bin ich schon stolz", sagt Schröder. Aus Gesprächen mit Wählern nehme sie viele wichtige Impulse für die zukünftige politische Arbeit mit.

Das prägendste Erlebnis im Wahlkampf

"Als wir am ersten Tag unserer Wahlkampftour in Sangerhausen waren und Menschen uns die Wahlkampfzeitungen aus den Händen gerissen haben, bevor wir den Stand überhaupt aufgebaut hatten", sagt Miriam Matz. Das habe sie überrascht, sagt die Nachwuchspolitikerin. "Der Durchschnittswähler der Grünen wohnt eher in Magdeburg und Halle und eben nicht in Sangerhausen", erklärt sie. Die positive Resonanz habe sie schon beeindruckt.

Fragt man Pia Schillinger nach einem besonders prägenden Erlebnis im Wahlkampf, kommt bei ihr eher das Gegenteil zum Vorschein. Vor kurzem, beim Weltfrauentag, habe sie vor einem Supermarkt mit ihrer Partei Nelken an Frauen verteilt. Die seien kaum älter als die 20-Jährige gewesen. "Ich wollte ihnen Nelken überreichen. Eine schrie mir ins Gesicht: 'Nein, nicht von dieser Partei!'", so Schillinger. Der aggressive Ton und die Emotionalisierung hätten eine neue Dimension.

Sozialdemokratin Schröder hat in den vergangenen Wochen und Monaten kein spezielles prägendes Erlebnis gehabt, das ihr in Erinnerung geblieben ist. "Es ist eher die Gesamtheit an unterschiedlichen Eindrücken und Erfahrungen, die ich sammeln durfte", sagt sie. Viele Menschen, denen sie im Wahlkampf begegnet sei, hätten sie in ihrer Denkweise nachhaltig beeinflusst.

Für Frank Wyszkowski war es vor allem der Umgang mit der AfD, der in Erinnerung geblieben ist. "Die Jugendorganisationen und auch die Parteien waren sehr verschlossen gegenüber der AfD", sagt er. Das habe sicher zum guten Abschneiden der Rechtspopulisten beigetragen. "Wir können uns dem nicht verschließen. Wir müssen diskutieren und uns inhaltlich mit der AfD auseinander setzen", glaubt der 29-Jährige.

Und wie geht es politisch weiter?

"Wir haben ja eine tolle Grünen-Jugend und werden dan inhaltlich weitaus mehr tun als in Wahlkampfzeiten, wo man ja kaum Zeit hat für so etwas", sagt Miriam Matz, die auch Sprecherin der Jugendorganisation ist.

Viel vor hat auch Pia Schillinger. Sie engagiert sich politisch bereits als Stadträtin in Landsberg und will das auch weiterhin tun - ebenso, wie innerparteilichen Ehrenämtern nachzugehen. "Ich bin also nicht weg vom Fenster", sagt sie lachend. "Ich bin ehrlich gesagt noch motivierter als vorher, mich einzubringen." Das liege auch an den Aufgaben, die sie im Landessprecherinnenrat der Linken habe. Dort steht etwa die Gründung als Rings politischer Jugendorganisationen auf der Agenda.

Karola Schröder von der SPD will auch weiter ehrenamtlich Politik machen. "Der Kampf gegen Rechts und die Arbeit mit Geflüchteten wird sicherlich erst einmal im Vordergrund stehen", denkt sie. Das Wahlergebnis zeige deutlich, dass es in der Gesellschaft "rumort. Gerade jetzt ist es wichtig, den Mund aufzumachen und sich politisch einzubringen. Es ist Zeit für eine klare Haltung!"

Frank Wyszkowski will sich auf ein Direktmandat bei der Landtagswahl in fünf Jahren vorbereiten. "Dazu brauche ich das Vertrauen der CDU-Mitglieder in dem Wahlkreis, in dem ich das gerne machen würde", sagt er. Ihm gehe es darum, nicht nur in Wahlkampfzeiten, sondern grundsätzlich Ansprechpartner für eine Kommune oder Region zu sein.

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