Lkw parken auf einem Rastplatz
Lkw-Güterverkehr in Deutschland – Zahlen zeigen, wie stark die Straßen befahren sind. Bildrechte: MDR/Mandy Ganske-Zapf

#mdrklärt Der Lkw-Verkehr in Sachsen-Anhalt – erklärt in drei Grafiken

16. August 2020, 18:32 Uhr

Der Güterverkehr in Deutschland läuft massiv über die Straße. Lkw bringen Waren für Wirtschaft und Gesellschaft quer durch Europa von A nach B. Darunter auch alles, was wir online bestellen. Drei Grafiken, die zeigen, wie der Verkehr bundesweit und im Land wächst.

Speditionen aus dem In- und Ausland

Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) wertet Teile der Daten aus, die über das Mautsystem eingehen. So kann man einiges über den Güterverkehr erfahren. Das BAG veröffentlicht zum Beispiel, wie hoch die Fahrleistung von 7,5-Tonnern und schwereren Lkw auf den mautpflichtigen Straßen in Deutschland ist. Dabei unterscheidet das Bundesamt, ob die Fahrzeuge im In- oder Ausland zugelassen sind.

Blicken wir zunächst auf die Fahrleistung aller Speditionen im Jahr 2019: Das BAG gibt dafür rund 40,8 Milliarden Kilometer an. Das sagt allerdings nur etwas über die insgesamt gefahrenen Kilometer aus und nichts darüber, wie viele Lkw es auf den mautpflichtigen Straßen gab.

Das mautpflichtige Streckennetz ... ... hat rund 52.000 Kilometer durch Deutschland und umfasst Bundesautobahnen, einschließlich Rastanlagen, sowie alle Bundesstraßen. (Keine Landesstraßen, keine Kreisstraßen, und so weiter.)

Die Grafik zeigt, dass viele der gefahrenen Kilometer auf bundesdeutschen Mautstraßen durch Spediteure aus dem Ausland zurückgelegt werden. In der Grafik sind dabei speziell andere EU-Staaten dargestellt. Spediteure aus diesen Ländern haben einen Anteil von rund 38 Prozent an den gefahrenen Kilometern. Nimmt man Speditionen aus Drittstaaten* hinzu, liegt der Anteil bei rund 40,5 Prozent. Die Aufträge, die ein Spediteur aus dem Ausland in Deutschland annehmen darf, werden durch gesetzliche Regeln begrenzt.

Die Zahl ist interessant, denn sie spiegelt mehrere Entwicklungen. Zum einen gibt es Lkw, die Deutschland nur auf dem Weg in einen anderen EU-Staat durchqueren. Teilweise haben mittel- und osteuropäische Speditionen aber auch in Deutschland ihre Auftraggeber. Außerdem zeigt die Zahl, dass ausländische Speditionen recht viel auf den mautpflichtigen Trassen unterwegs sind, Speditionen aus Deutschland sehr oft aber auch regional (so dass diese Lieferungen in der Mautstatistik nicht erfasst werden.)

*sei es zum Beispiel aus der Ukraine oder Russland, die hier nicht gesondert ausgewiesen sind

Was den Zuwachs des Lkw-Verkehrs angeht: Ein Vergleich zum Vorjahr 2018 lässt sich mit der Mautstatistik aktuell nicht pauschal ziehen. Das liegt daran, dass die Mautpflicht erst Mitte 2018 auf alle Bundesstraßen ausgeweitet wurde – bis dahin waren nur einige Bundesstraßen einbezogen und damit nicht dasselbe Streckennetz wie 2019. Hinzu kommt, dass es zeitgleich eine Umstellung des Abrechnungssystems gab. Das hat laut BAG zu einer "erhöhten Ausweisung von Mautfahrten" geführt. Daher ist der vom BAG ausgewiesene Zuwachs beim Lkw-Verkehr auf Mautstraßen von 8,2 Prozent noch mit Vorsicht zu genießen.

Vergleicht man allein den Zuwachs des Lkw-Verkehrs auf den Autobahnen, ergibt sich ein Plus von lediglich 0,3 Prozent. Dieses Ergebnis gibt der Bundesverband Verkehr und Logistik aus einer Teilberechnung wieder. Erst im Vergleich der Jahre 2020 und 2019 wird dieser Punkt wesentlich aussagekräftiger sein.

Der Schwerlastverkehr auf Autobahnen

Es lohnt sich daher, auf den Schwerlastanteil an allen Fahrzeugen auf bundesdeutschen Autobahnen zu blicken. Die Zahlen stammen aus der manuellen Straßenverkehrszählung von 2015, die alle fünf Jahre erfolgt. Dabei deutet der Anteil des Schwerlastverkehrs an, wo in Deutschland wichtige Lkw-Routen liegen. Wie es vom Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) heißt, ist die alte BRD ein Nord-Süd-Land gewesen. Nach 1990 seien Ost-West-Fahrten aber ebenso wichtig geworden. Deshalb seien mittlerweile auch die Parkplätze im Prinzip an allen Verbindungsstraßen zu voll (eine ausführliche Recherche zum Parkplatzmangel in Sachsen-Anhalt finden Sie hier).

Diese wichtigen Routen sind beispielsweise: Für West-Ost-West-Verbindungen die A4 und die A6 (quer durch Baden-Württemberg, Bayern, Thüringen, Sachsen), auch die A2. Für Nord-Süd-Verbindungen die A3, die A9 und die A7 (die ist auch für Hessen und Niedersachsen bedeutend). Sowieso viel befahren sei die A8 im Süden, sagt der BGL-Sprecher.

Doch zeigen die Schwerlast-Anteile nicht unbedingt an, wie viel auf den Straßen insgesamt los ist. Das lässt sich so nicht sagen, da die Gesamtzahl aller Fahrzeuge auf den jeweiligen Autobahnen schwankt. Auf den viel befahrenen Lkw-Routen zeigt sich tendenziell, je weniger Fahrzeuge insgesamt dort unterwegs sind, desto höher ist der Schwerlastanteil. Einen Einfluss darauf könnte allerdings haben, wie viele Ausweichrouten in der Region vorhanden sind.

Das zeigt sich zum Beispiel, wenn man Flächenländer und dicht besiedelte Regionen vergleicht. Nehmen wir Sachsen-Anhalt und Berlin: Bezogen auf die durchschnittliche Zahl aller Fahrzeuge*, die über die Autobahnen im Flächenland Sachsen-Anhalt (45.670 KfZ) fahren, macht der Schwerlastverkehr von 21,2 Prozent rund 9.683 Laster aus. Für das dicht besiedelte Berlin (95.458 KfZ) ergibt der geringere Schwerlastanteil von 4,6 Prozent dennoch den Wert von 4.391 Lastern.

*Gezählt als Mittelwert aller gezählten Fahrzeuge je 24 Stunden in beiden Richtungen

Der Schwerlastverkehr auf Autobahnen in Sachsen-Anhalt

Auf Sachsen-Anhalt ist noch ein intensiverer Blick möglich, weil die Bundesanstalt für Straßenwesen so genannte Zählstellen in ganz Deutschland installiert hat. Die automatischen Zähler befinden sich an ausgewählten Anschlussstellen auf den Autobahnen.

Für die in Sachsen-Anhalt befindlichen Zähler ist so gut wie überall ein, teils deutlicher, Anstieg des Schwerlastanteils zu erkennen.* Die Messreihen sind fast durchgängig bis 2018 öffentlich einsehbar und in der Grafik ausgewiesen.

Noch unveröffentlichte Daten aus dem Verkehrsministerium von Sachsen-Anhalt für zwei Anschlussstellen, einmal im Norden, einmal im Süden, zeigen, dass der Trend sich für 2019 fortgesetzt hat – und dass von Jahr zu Jahr täglich mehr Lkw auf der Autobahn sind. Entsprechende Zahlen liegen MDR SACHSEN-ANHALT vor, konnten in der Grafik jedoch nicht gesondert ausgewiesen werden. Demnach zeigen die Anschlussstellen von Hohenwarthe an der A2 und vom Kreuz Rippachtal an der A9, dass 2019 innerhalb von 24 Stunden im Schnitt 300 Lkw mehr entlang fuhren als noch ein Jahr zuvor.

Bei beiden Anschlussstellen zeigt sich dieser Anstieg jeweils auch für die vergangenen Jahre. In der Grafik drückt sich das im kontinuierlichen Anstieg der Schwerlastanteile aus. Dazu muss man wissen: Das Bundesverkehrsministerium geht im Moment davon aus, dass der bundesweite Lkw-Verkehr bis zum Jahr 2030 insgesamt um rund 39 Prozent steigen wird.

*bezogen auf den Mittelwert aller gezählten Fahrzeuge je 24 Stunden in beiden Richtungen

Nutzungshinweis zur Grafik: Um die einzelnen Anschlussstellen mit den jeweiligen Anteilen des Schwerlastverkehrs in der Grafik durchzuschauen, drücken Sie auf das Drop-Down-Menü (blaues Feld oben) und scrollen mit der Maus zur Auswahl der gewünschten Anschlussstelle nach unten und klicken drauf.

Über die Autorin Mandy Ganske-Zapf arbeitet seit März 2014 als freie Mitarbeiterin bei MDR SACHSEN-ANHALT. Sie schreibt vor allem Nachrichten für die Online-Redaktion und ist ab und an im Radio zu hören. Darüber hinaus schreibt sie Texte und Reportagen für Medien in Deutschland und Österreich, entweder zu Themen aus Sachsen-Anhalt oder aber aus Russland. Nach Sachsen-Anhalt gekommen ist sie 2008, anschließend hat sie mehrere Jahre als Redakteurin für die Volksstimme im schönen Landkreis Börde gearbeitet. In ihrer Wahlheimat Magdeburg ist sie am liebsten an Seen und am Elbufer unterwegs und mag Ausflüge ins Saale-Unstrut-Gebiet und in die Weiten der Altmark.

Quelle: MDR/mg

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