Kleinstadthelden Warum seit der Corona-Pandemie in Halberstadt Lebensmittel gerettet werden

07. August 2020, 15:34 Uhr

Während der Corona-Pandemie ist in Halberstadt die Initiative "GastroHilft" entstanden. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer kochen für Obdachlose und verteilen gerettete Lebensmittel kostenlos an Bürgerinnen und Bürger.

Mit Beginn der Corona-Pandemie mussten die Tafeln und die Kantinen der Obdachlosenheime schließen. Andreas Gottschalt hat in Halberstadt dann die Initiative "GastroHilft" gegründet. Gemeinsam mit lokalen Gastronomen rettet er Lebensmittel.

Die Initiative hat Gottschalt im März gegründet. Inzwischen engagieren sich 25 Personen bei "GastroHilft". Täglich sammeln sie Lebensmittel in vier Supermarktfilialen und lokalen Gastronomien im Landkreis Harz. Die Lebensmittel werden dann entweder verteilt oder zu warmen Mahlzeiten für Obdachlose verarbeitet.

Gottschalt erklärt: "Hier kann sich einfach jeder holen, was er möchte. Wenn wir einen Überschuss an Lebensmitteln haben, die sonst weggeschmissen werden würden, steht es jedem frei, die zu retten und mitzunehmen." Er sieht die Initiative nicht als Konkurrenz zu den Tafeln im Landkreis. Gottschalt sagt: "Bei GastroHilft geht es nicht um die Bedürftigkeit, sondern primär um die Lebensmittelrettung." Es kann sich jeder Lebensmittel bei "GastroHilft" abholen.

"GastroHilft" rettet täglich 250 Kilogramm Lebensmittel

Jährlich landen in Deutschland rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Durch "GastroHilft" werden täglich 250 Kilogramm Lebensmittel in Halberstadt gerettet. Meistens werden in großen Supermärkten Lebensmittel aussortiert, weil sie optische Makel haben oder das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist.

Gottschalt erklärt: "Was wir vor allem zeigen wollen, ist, dass wir in einer Gesellschaft leben, wo sehr viel weggeschmissen wird. Wo ein Lebensmittel weniger Wert besitzt, wenn es nicht adäquat verarbeitet oder gerettet wird. Wir wollen zeigen, was man aus Lebensmitteln noch machen kann, die vielleicht nicht mehr so aussehen, wie wir uns das vorstellen."

Lebensmittel "fairteilen"

Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sammeln diese aussortierten Lebensmittel ein. Über die die sogenannte "Fairteilstation" werden die Lebensmittel dann an drei Tagen der Woche kostenlos an Bürgerinnen und Bürger verteilt.

Außerdem macht sich "GastroHilft" auch Gedanken darüber, wie man die gesammelten Lebensmittel länger haltbar machen kann. Somit entsteht beispielsweise jede Menge Marmelade. Ein Teil wird konserviert oder eingefroren.

Die Initiative "GastroHilft" nutzt Räumlichkeiten im Soziokulturellen Zentrum "ZORA". Da stehen ausreichend Kühlschränke und Regale zur Verfügung, um die ganzen Lebensmittel zu lagern.

Gastronomen kochen für Obdachlose

Lokale Gastronomen sind ebenfalls Teil der Initiative. Als die Wärmestuben und Kantinen für Obdachlose aufgrund der Corona-Pandemie schließen mussten, haben sich mehrere Gastronomen zusammengeschlossen und überlegt, wie sie Bedürftige unterstützen können.

Acht Gastronomen haben sich dann bereit erklärt, regelmäßig zu kochen. So wird ein weiterer Teil der geretteten Lebensmittel verarbeitet. Gottschalt erzählt: "Einerseits sind die Gastronomen begeistert, dass sie ihre Kühlschränke leer kriegen und nichts wegschmeißen müssen, andererseits ist es auch eine wertvolle Aufgabe."

Quelle: MDR/vö

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